Ausstellung hinter der Stirn
I.
Zweigeteiltes Land
vereint zur Zeit der Doppelkopfrunde
am Abend es ging schon in den Herbst
zerhämmerten Spechte den Mauervorhang
Theater, Theater und wir
gebannt vor dem Fernseher.
Chips und gelegentlich
ein Schluck aus der Jeverflasche
II.
Wir wurden zum
Zoo ohne Gitter
Eintritt frei, es gab sogar
ein Begrüßungsgeld
Im Zweitaktgetucker stank
es fremd über den Köpfen
der Zuschauer, sie
fraßen Bananen
III.
Grauschleier auf dem
extra eingelegten Farbfilm
hinter der Linie blickten
die Fenster düster
Später kolorierte man
die neue Hälfte postkartentauglich
die Bilder in den Köpfen
blieben schwarzweiß
Ausstellung hinter der Stirn
Liebe leonie,
ich habe noch nicht die Konzentration, so lange Kommentare wie sonst zu schreiben, weil ich doch noch sehr müde bin, also gehe ich noch nicht so ins Detail - aber das ist ja vielleicht auch OK. Ich wollte aber sagen, dass mir die drei Texte (oder der eine geteilte) sehr gut gefällt - ganz besonders der Titel, weil er die Gestaltungsart des Textes präsentiert (prspektivwechsel etc.) und zugleich sehr lyrisch ist. Und zum zweiten wirkt dein Text auf mich sehr natürlich - das ist bei solchen Themengedichten die hohe Kunst, finde ich - ohne dieses Gefühl kann ich keinen Text zu so einem Thema nehmen.
Die Spechte verstehe ich nicht - hier fehlt mir sicherlich Hintergrundwissen.
Sehr gerne gelesen, ich könnte das nicht!
liebe Grüße,
Lisa
ich habe noch nicht die Konzentration, so lange Kommentare wie sonst zu schreiben, weil ich doch noch sehr müde bin, also gehe ich noch nicht so ins Detail - aber das ist ja vielleicht auch OK. Ich wollte aber sagen, dass mir die drei Texte (oder der eine geteilte) sehr gut gefällt - ganz besonders der Titel, weil er die Gestaltungsart des Textes präsentiert (prspektivwechsel etc.) und zugleich sehr lyrisch ist. Und zum zweiten wirkt dein Text auf mich sehr natürlich - das ist bei solchen Themengedichten die hohe Kunst, finde ich - ohne dieses Gefühl kann ich keinen Text zu so einem Thema nehmen.
Die Spechte verstehe ich nicht - hier fehlt mir sicherlich Hintergrundwissen.
Sehr gerne gelesen, ich könnte das nicht!
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Psst Lisa. Am Tag des Mauerfalls und in den Tagen danach sind ganz viele Menschen hingegangen und haben mit den verschiedesten Werkzeugen versucht, die Mauer zu zerstören oder Löcher reinzumachen. Sie hämmerten, sie klopften etc. Wie Spechte.
Sie werden "Mauerspechte" genannt.
Sie werden "Mauerspechte" genannt.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
Liebe Sethe,
danke, ja, genau, die meinte ich...
Liebe Lisa,
danke für Deinen Kommentar. Für die Länge brauchst Du Dich nicht zu entschuldigen, meine Kommentare sind doch oft noch kürzer. Ich wunder mich überhaupt, dass Du Dich hier schon rumtreibst. Also: Vielen Dank für den Kommentar, ich freue mich drüber...
Ich dachte schon, der Text sei zu negativ...
Ich glaube, es hat viel mit dem eigenen inneren Abstand zum Geschehen zu tun. Ich hatte keine "Verwandten". Ich war am ersten Abend einfach nur erstaunt, dass das möglich ist, masn saß mit offenem Mund vor der Glotze...
Dann reisten die ersten Trabis an und es wurde befremdlich...
Ich glaube, dies Fremde ist immer noch da, auch wenn es sich zum Glück zunehmend aufweicht. Irgendwann wird es selbstverständlich sein, dass jetzt ein Land da ist, wo vorher zwei waren.
Liebe Grüße
leonie
danke, ja, genau, die meinte ich...
Liebe Lisa,
danke für Deinen Kommentar. Für die Länge brauchst Du Dich nicht zu entschuldigen, meine Kommentare sind doch oft noch kürzer. Ich wunder mich überhaupt, dass Du Dich hier schon rumtreibst. Also: Vielen Dank für den Kommentar, ich freue mich drüber...
Ich dachte schon, der Text sei zu negativ...
Ich glaube, es hat viel mit dem eigenen inneren Abstand zum Geschehen zu tun. Ich hatte keine "Verwandten". Ich war am ersten Abend einfach nur erstaunt, dass das möglich ist, masn saß mit offenem Mund vor der Glotze...
Dann reisten die ersten Trabis an und es wurde befremdlich...
Ich glaube, dies Fremde ist immer noch da, auch wenn es sich zum Glück zunehmend aufweicht. Irgendwann wird es selbstverständlich sein, dass jetzt ein Land da ist, wo vorher zwei waren.
Liebe Grüße
leonie
Hi Leonie,
Die Befremdlichkeit merkt man deinem Text schon deutlich an, durch diese Passagen:
und
Als ich deinen Text zum ersten Mal las, hab ich mir gedacht, dass er recht "düster" geschrieben ist und da eine ziemliche Distanzierung drin steckt. Aber auch dies ist halt eine Sichtweise unter vielen.
Genauso, wie in meinem Text am Ende die Distanz drin enthalten ist oder präziser gesagt, die erneute Distanzierung im "danach".
Saludos
Mucki
Ich dachte schon, der Text sei zu negativ...
Ich glaube, es hat viel mit dem eigenen inneren Abstand zum Geschehen zu tun. Ich hatte keine "Verwandten". Ich war am ersten Abend einfach nur erstaunt, dass das möglich ist, masn saß mit offenem Mund vor der Glotze...
Dann reisten die ersten Trabis an und es wurde befremdlich...
Ich glaube, dies Fremde ist immer noch da
Die Befremdlichkeit merkt man deinem Text schon deutlich an, durch diese Passagen:
Wir wurden zum
Zoo ohne Gitter
Eintritt frei,
Im Zweitaktgetucker stank
es fremd über den Köpfen
der Zuschauer, sie
fraßen Bananen
und
Später kolorierte man
die neue Hälfte postkartentauglich
die Bilder in den Köpfen
blieben schwarzweiß
Als ich deinen Text zum ersten Mal las, hab ich mir gedacht, dass er recht "düster" geschrieben ist und da eine ziemliche Distanzierung drin steckt. Aber auch dies ist halt eine Sichtweise unter vielen.
Genauso, wie in meinem Text am Ende die Distanz drin enthalten ist oder präziser gesagt, die erneute Distanzierung im "danach".
Saludos
Mucki
Liebe Mucki,
danke für Deine Eindrücke. Ja, es ist viel Befremden drin. Viel Distanz. Beim ersten Bild erinnere ich mich selbst schon auch an die ungläubige Euphorie, als man im Fernsehen diese Bilder sah von den Leuten die über die Mauer kletterten und isch in den Armen lagen. Aber es war eben ein "Zuschauen".
Das Befremden kam dann mehr als die ersten Menschen aus der fremden Welt auftauchten und uns ebenso neugierig begafften wie wir sie.
Ich denke, Annäherung geschieht eben zu allererst über persönliche Kontakte. Und gerade daran hapert es ja oft immer noch....
Liebe Bea,
das freut mich riesig! Danke Dir!
Liebe Grüße
leonie
danke für Deine Eindrücke. Ja, es ist viel Befremden drin. Viel Distanz. Beim ersten Bild erinnere ich mich selbst schon auch an die ungläubige Euphorie, als man im Fernsehen diese Bilder sah von den Leuten die über die Mauer kletterten und isch in den Armen lagen. Aber es war eben ein "Zuschauen".
Das Befremden kam dann mehr als die ersten Menschen aus der fremden Welt auftauchten und uns ebenso neugierig begafften wie wir sie.
Ich denke, Annäherung geschieht eben zu allererst über persönliche Kontakte. Und gerade daran hapert es ja oft immer noch....
Liebe Bea,
das freut mich riesig! Danke Dir!
Liebe Grüße
leonie
Liebe leonie,
ich finde den Text überhaupt nicht zu negativ. Zum einen muss ich gestehen, dass ich eher einen negantiven erwartet habe (bei politischen irgendwie meine Grunderwartung?!), zum anderen sind Texte zu solchen Themen ja immer interessant, weil sie verschiedene Perspektiven zeigen - ein Text, der beides zeigt, die schönen und kritischen Seiten, das ist selten, weil wohl sehr schwierig.
liebe Grüße,
Lisa
(und danke für die Spechte, Sethe!)
ich finde den Text überhaupt nicht zu negativ. Zum einen muss ich gestehen, dass ich eher einen negantiven erwartet habe (bei politischen irgendwie meine Grunderwartung?!), zum anderen sind Texte zu solchen Themen ja immer interessant, weil sie verschiedene Perspektiven zeigen - ein Text, der beides zeigt, die schönen und kritischen Seiten, das ist selten, weil wohl sehr schwierig.
liebe Grüße,
Lisa
(und danke für die Spechte, Sethe!)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Beatrix Brockman hat geschrieben:ich finde den Text fantastisch und habe für jede Metapher erlebte Bilder im Kopf!!
LG
Bea
*nickt*
Ja, auch bei mir laufen da viele Erlebnisse und Erinnerungen beim Lesen ab.
Und auch wenn ich es für mich teilweise anders erlebt/empfunden habe, kann ich doch die Aussagen sehr gut nachvollziehen.
Ein starker Text!
Lieben Gruß,
Kathrin
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