Mein Vater schaute ständig in den Rückspiegel. Irgendwann meinte er zu meiner Mutter: „Stasi“ und hielt den olivgrünen zweihunderter Mercedes am Randstreifen einer schmalen Straße in der Nähe von Leipzig an. Cirka hundert Meter hinter uns parkte nun ein beiger Wartburg genauso wie wir.
„Siehste!“
„Bestimmt, weil sie Pastorin ist“
Dann raste mein Vater los.
„Denen werde ich mal zeigen, was gute deutsche Autos leisten können!“
„Wir sind hier auch in Deutschland“, protestierte meine Mutter zaghaft, zog dann aber scharf die Luft ein und hielt sich mit einer Hand am Haltegriff oberhalb der Tür fest. Ich freute mich immer, wenn mein Vater schnell fuhr. Auch er war bester Laune und vom Wartburg war nichts mehr zu sehen. Die Freude schwenkte allerdings gleich mit einem Blitz und einer roten Kelle in Zorn um.
„Diese Wegelagerer! Die wollen nur an unsere harte Westmark ran“.
Onkel Ernst war begeistert über sein Geschenk, das mir zuhause noch sonderbar vorgekommen war (aber er hatte es sich schließlich gewünscht). Jedenfalls las ich aus seinem Mienenspiel Freude, denn ich verstand kein Wort von ihm.
„Eine gute Varta“, verkündete mein Vater und klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers auf der Autobatterie rum.
Vor Tante Olga hatte ich ein bisschen Bammel gehabt, weil von Kirchenvertretern immer eine gewisse Strenge ausging, ich mir in deren Nähe immer geprüft vorkam. Und jetzt war auch noch die Stasi hinter ihr her! (später war ich verliebt in sie).
„Jetzt wollen wir erst mal eine schöne Tasse Bohnenkaffee trinken“, sagte sie so feierlich, als sei es trinkbares Gold.
Ich denke noch oft daran, wenn ich den ersten Schluck aus einer dampfenden Tasse nehme.
[menno 250 Wörter sind vieeeeeel zu wenig!]
Besuch
Hallo Nifl,
ich fand das erst auch wenig, aber inzwischen sehr reizvoll. Die Herausforderung, etwas sehr Komplexes auf so kleinem Raum begreifbar zu machen. Man ist gezwungen, sich aufs Wesentliche zu beschränken, die harten Kerne aus dem Wortbrei zu fischen.
Ich finde, das ist dir gelungen, du stellst mit diesen wenigen Worten jedenfalls eine sehr inhaltsreiche Atmosphäre anschaulich und nachvollziehbar dar (falls du verstehst, was ich da zu sagen versuche) ...
Werde das jetzt auch nicht weiter ausufern lassen. Wäre schlecht für den Kommentar, wenn er länger wäre als der Text, aber weniger aussagte ...
Liebe Grüße,
Rala
ich fand das erst auch wenig, aber inzwischen sehr reizvoll. Die Herausforderung, etwas sehr Komplexes auf so kleinem Raum begreifbar zu machen. Man ist gezwungen, sich aufs Wesentliche zu beschränken, die harten Kerne aus dem Wortbrei zu fischen.
Ich finde, das ist dir gelungen, du stellst mit diesen wenigen Worten jedenfalls eine sehr inhaltsreiche Atmosphäre anschaulich und nachvollziehbar dar (falls du verstehst, was ich da zu sagen versuche) ...
Werde das jetzt auch nicht weiter ausufern lassen. Wäre schlecht für den Kommentar, wenn er länger wäre als der Text, aber weniger aussagte ...
Liebe Grüße,
Rala
Ohhh Rala, Freude.
Danke für deinen Leseeindruck.
Wenn man so beschränkt ist wie ich ä wie die Wortanzahl, dann empfinde ich die Gefahr als sehr groß, ins Behaupten zu rutschen (weil das Zeigen harte Westworte kostest). Ich hätte zB. noch gerne geschrieben, warum er sie später liebt oder wie die beiden Männer miteinander umgegangen sind (der eine mit Bildungskomplex (Kompensation: Wurde nicht müde, die gute Westwirtschaftsware zu lobhuldigen) und der andere mit „Konsumkomplex“ (Kompensation: Jeder zweite Satz bestand aus einem lateinischen Zitat) … und trotzdem haben sie sich sehr gut verstanden und viel gelacht (sehr spannende, komplexe Beziehung)… aber das darf ich ja nicht erzählen! (und bleibe trotzig beim Menno!)
Huhu Bea!
ä siehe oben *hihi
Liebe Grüße
Nifl
Danke für deinen Leseeindruck.
Wenn man so beschränkt ist wie ich ä wie die Wortanzahl, dann empfinde ich die Gefahr als sehr groß, ins Behaupten zu rutschen (weil das Zeigen harte Westworte kostest). Ich hätte zB. noch gerne geschrieben, warum er sie später liebt oder wie die beiden Männer miteinander umgegangen sind (der eine mit Bildungskomplex (Kompensation: Wurde nicht müde, die gute Westwirtschaftsware zu lobhuldigen) und der andere mit „Konsumkomplex“ (Kompensation: Jeder zweite Satz bestand aus einem lateinischen Zitat) … und trotzdem haben sie sich sehr gut verstanden und viel gelacht (sehr spannende, komplexe Beziehung)… aber das darf ich ja nicht erzählen! (und bleibe trotzig beim Menno!)
Huhu Bea!
ä siehe oben *hihi
Liebe Grüße
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
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