Bei Nauen
Schon früh wußte ich, was das Viermächteabkommen ist und daß wir nur auf der Transitstrecke fahren durften, dieser holprigen Straße, die West-Berlin mit West-Deutschland verband. Ein paar Kilometer hinter dem Grenzübergang Staaken fing ich immer an zu weinen, denn wir näherten uns den russischen Kasernen bei Nauen.
Einmal strichen Soldaten emsig alles in einer Farbe. Das abgeblätterte Grau wurde gelb, auch die Mauern, die Türen, die Fensterrahmen. Aber ihre Gesichter blieben aschfahl und so traurig. Wie jedes Jahr weinte ich bei Nauen.
"Papa, warum streicht die Rote Armee alles gelb?"
"Papa, was ist eine Weltmacht?"
Bei Nauen
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