Hallo Georg,
erst einmal herzlich Willkommen hier im Blauen.
Vorab vielleicht... Gereimtes, hat es bei mir immer etwas schwer, daher bin ich wohl nicht der geeignete Kommentator, was deine hier gewählte Form angeht. Es hat mich trotzdem gereizt etwas dazu zu schreiben, ich bin mal im Gedicht:
ich fühle mich wie ausgeblasen-
dinge stehen ohne sinn-
zwischen töne, zwischen vasen
ein toller Einstieg, auch das Spiel mit den Zwischentönen, die man erst auf den zweiten Blick entdeckt und der Möglichkeit es farblich und klanglich zu betrachten.
fällt keine träne für sie hin-
Eigentlich wollte ich schreiben, dass ich die Träne hier lieber nicht explizit lesen würde, aber das recht nüchterne „fallen“ fängt das für mich auf.
Die Gedankenstriche jedoch, erschließen sich mir nicht, ich empfinde sie als optisch unschön und nicht wirklich sinntragend und würde sie daher streichen, oder eben wirklich als strukturierendes Element einsetzen.
im niewieder und gewesen,
schlackig treibt der tag.
bücher bleiben ungelesen
das zimmer wie ein sarg-
Hier verliert mich das Gedicht ein wenig, „niewieder“, „gewesen“ und vor allem „sarg“ sind mir zu große Worte, die mir zu weit gefasst sind und sich zu sehr aufspielen für ihre Unbestimmtheit. Da würde ich lieber etwas persönliches Lesen. Was ist niewieder und was ist gewesen?
„schlackig treibt der tag“ ist hingegen wieder ein eindrückliches Bild, das ich in Verbindung mit dem "ausblasen" sehr gelungen finde. Ich würde es dann in die erste strophe vorziehen und somit auch den Reim ein wenig verstecken. :o)
es den wänden gleichzutun-
starr und stumm erhaben
in den dingen auszuruhen,
der vergänglichkeit entsagen-
Ich weiß nicht, ob es so gedacht war, aber dass man nur in der Starre, tot und stumm der Vergänglichkeit entsagen könnte, ist ein interessanter Ansatzpunkt, schön paradox.
die grenze übertreten
die dem leben aufgezwängt
keine bitt', so auch kein beten
dem, der wahnt und lenkt.
Eine religiöse Strophe? Es bleibt unklar, wer hier „wahnt“ (einen Wahn erschafft, im Wahn lebt?) und „lenkt“, was ich gut finde, vielleicht ist man es am Ende selbst. Die zweite Zeile empfinde ich jedoch als zu „jammernd“, selbstbezogen und die dritte Zeile als sehr ungelenk formuliert, „keine „bitt’“ klingt doch dann sehr der Form geschuldet.
ich fühle mich wie eingemeiselt,
in welt und wort und sinn-
es bleibt sinnlos gegeiselt
zwischen schmerz und lust: ich bin
Schade, damit wird das interessante Bild des „ausgeblasen-seins“ nun einfach übermalt mit einem neuen Bild, das mir viel schwächer und auch gewöhnlicher erscheint. Ich würde das Gedicht dann auch nicht noch einmal so final erklären, dadurch geht für mich ganz viel verloren. Der Rückbezug zu Strophe eins was Sinn und Sinnlos betrifft, wird mir nicht klar. Den Schmerz würde ich lieber erfahren, als benannt bekommen und woher die Lust plötzlich kommt, verstehe ich auch nicht so ganz, ich kann sie nicht im Gedicht erkennen. (Mmmmh, vielleicht stehe ich auch auf dem Schlauch und es erhellt mich noch jemand.)
Meines (und vermutlich gar nicht deines
) wäre also sehr verkürzt:
bücher bleiben ungelesenich fühle mich wie ausgeblasen -
die dinge stehen ohne sinn
zwischen töne, zwischen vasen
fällt keine träne für sie hin
- schlackig treibt der tag
es den wänden gleichzutun
starr und stumm
der vergänglichkeit entsagen
kein beten
dem, der wahnt und lenkt
ich fühle mich
wie ausgeblasen
ich bin
Vielleicht ist trotzdem eine Anregung oder ein Gedanke für dich dabei.
liebe Grüße
smile