Nur ein Schritt
Verfasst: 26.05.2009, 15:13
Auch ich war mal eine Ameise, eine grau gekleidete, doch ebenso emsig unter all den bunten, Hauptsache man hat mit angepackt. Zusammen gefeiert habe ich mit denen, die jeden Tag andere Farben trugen. Dass ich niemals wechselte, war ohne Bedeutung, obwohl wir manchmal sogar über Farben sprachen. Sogar grau war mal ein Thema und als ich da den Finger hob, da raunten sie nur mit einem flüchtigen Seitenblick "Dann wechsel doch einfach mal". Ein Kleidungsberater wäre vielleicht gut gewesen denn auch mein ganzer Schrank war voll mit grauen Sachen, meine Arbeitskleidung, der Bademantel, ja auch der Schlafanzug. Ich wusch auch alles, was ich am Körper trug, irgendwann nur noch mit Salzwasser, was den Stoff noch mehr mitnahm. Vielleicht, weil ich hoffte, dass mir jemand etwas buntes schenken würde, vielleicht, weil ich dachte, dass es im Gemeinschaftswaschraum sicher jemandem auffiele. Ja, vielleicht war dem sogar so, aber jeder war irgendwie nur mit seiner eigenen Buntwäsche beschäftigt. Sie hingen sie sogar neben meine Kleidung auf die Leine.
Und was ist jetzt? Jetzt will ich auch keine bunten Sachen mehr tragen. Plötzlich zeigen sie mit dem Finger auf mich, die anderen Ameisen, ja sogar spezielle Stilberater haben sie bestellt. Sie schicken Herrenschneider mit festen Tuchstoff, um mich einzurollen.
Das Gefühl ist unbeschreiblich. Plötzlich bin ich die graue Rampensau, die die Massen fesselt, zu der sie emporschauen. Wie die Groupies kreischen und johlen sie, im Anblick des grauen Ikarus. Mein Kopf, er zerspringt förmlich. Gleich, gleich könnt ihr mich auf Händen tragen.
Stagediving für euch, ihr verlogenen, bunten Saubermänner. Lauft mit bügelgestärkten Ellebogen und spektralen Scheuklappen durch euer Leben.
Endlich bin ich rot.
Und was ist jetzt? Jetzt will ich auch keine bunten Sachen mehr tragen. Plötzlich zeigen sie mit dem Finger auf mich, die anderen Ameisen, ja sogar spezielle Stilberater haben sie bestellt. Sie schicken Herrenschneider mit festen Tuchstoff, um mich einzurollen.
Das Gefühl ist unbeschreiblich. Plötzlich bin ich die graue Rampensau, die die Massen fesselt, zu der sie emporschauen. Wie die Groupies kreischen und johlen sie, im Anblick des grauen Ikarus. Mein Kopf, er zerspringt förmlich. Gleich, gleich könnt ihr mich auf Händen tragen.
Stagediving für euch, ihr verlogenen, bunten Saubermänner. Lauft mit bügelgestärkten Ellebogen und spektralen Scheuklappen durch euer Leben.
Endlich bin ich rot.