In Rotmohnnächten

Der Publicus ist die Präsentationsplattform des Salons. Hier können Texte eingestellt werden, bei denen es den Autoren nicht um Textarbeit geht. Entsprechend sind hier besonders Kommentare und Diskussionen erwünscht, die über bloßes Lob oder reine Ablehnungsbekundung hinausgehen. Das Schildern von Leseeindrücken, Aufzeigen von Interpretationsansätzen, kurz Kommentare mit Rezensionscharakter verleihen dem Publicus erst seinen Gehalt
scarlett

Beitragvon scarlett » 20.05.2010, 08:56

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Zuletzt geändert von scarlett am 02.03.2011, 14:28, insgesamt 2-mal geändert.

aram
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Beitragvon aram » 20.05.2010, 10:19

auf der begriffs- und wortebene operiert der text allgemein mit bekannten und verständlichen ausdrücken, auch die zusammensetzung "rotmohnnächte" ist einfach assozierbar.

eine ausnahme stellt jedoch der begriff "lippensigel" dar, der rätselhaft bleibt. auch nach nochmaliger recherche zu bibliotheks- und ordenssigeln eröffnet sich mir unmittelbar keine deutung, in welchem sinn ein systemisch zuordnendes kürzel in diesem text auf lippen bezogen wird und "aufgebrochen" werden könnte. ich gehe aber davon aus, dass eine solche deutung konstruierbar ist.

im kontext der sich leicht verständlich zeigenden übrigen begriffe des textes und der assozierbarkeit von "aufbrechen" mit "siegel" könnte diese singularität, so sie nicht gezielt in ein solches umfeld gesetzt ist, auch einem tippfehler geschuldet sein. dies würde ich annehmen, es ist für mich als leser jedoch nicht entscheidbar.

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noel
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Beitragvon noel » 20.05.2010, 17:43

der hunger ist nicht vorhanden,
er wird durch die leidenschaft gezeugt.
ein gelungenes verkehrSpiel

der nächste absatz hält mir nicht
was der erste zeugte

die folgenden absätze mag ich semnatisch
sind mir aber zu an- & auseinnader gerieht.
ich finde mich nicht mehr
in den text
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.05.2010, 13:29

Ach, diese Sehnsuchtsnächte

Das ist ein ganz besonders berührendes Liebesgedicht, darin sind alle Ängste vor dem
körperlichen "Besiegeln" einer Liebe, die vielleicht bisher nur in Worten versprochen war.
LI träumt sich die Begegnung und die Möglichkeit, alles wäre dann anders, die Zweifel ausgestanden.
Doch auch in der letzten fragenden Zeile ist zu lesen, dass selbst diese geträumte Möglichkeit
sogleich wieder angezweifelt wird. Dieses Hin und Her ist sehr schön getroffen.

Zum Lippensigel

das Sigel = Abkürzungszeichen, Kürzel
auch: die Sigle

In diesem Fall verstehe ich das als Abkürzung, als Zeichen für etwas, was zwischen LI und LD abgemacht und nur ihnen bekannt ist; es steht also für etwas, so wie die Siglen für etwas stehen - z. B. HA - ist die Sigle für Hamburger Ausgabe der Werke Goethes. Auch in der Stenographie werden Abkürzungen, Kürzel verwendet, die für etwas, für bestimmte Wortgruppen oder Silben stehen, verwendet.

Und dieses Sigel soll in Rotmohnnächten quasi eingelöst, aufgelöst werden zwischen LI und LD, gelebt werden, was bisher nur verschlüsselt zwischen beiden existiert.

ELsa
Schreiben ist atmen

Quoth
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Beitragvon Quoth » 27.05.2010, 14:00

Hallo Scarlett,
ich würde das Lippensigel mit ie schreiben, und schon wird alles deutlich. Denn ein richtiges Siegel wird mit meist rotem (nur in Trauerfällen schwarzem) Siegellack gefertigt. Und ein solches Siegel kann auch (auf)gebrochen werden, was dann an einen leidenschaftlichen Kuss erinnert.
Ansonsten entsteht die Lesbarkeit "(er)brechen wir auf das Lippensigel", was kaum gemeint sein dürfte.
Wie Elsa sehe ich in dem Text das Vorwegnehmen eines Treffens und der Auflösung der Individualität im Allgemeinen des Sexuellen.
Ein stark verknappter Text, dem man aber Fleischlosigkeit nicht vorwerfen kann.
Deine Spezialität scheinen Bernsteinworte, dreifach zusammengesetzte Nomen, zu sein.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.


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