„Für mich soll’s rote Rosen regnen“, sang Udo Rainer und sprang aus seinem signalroten Golf GTI. Auf der anderen Seite des park-and-ride-Platzes wartete bereits der Bus, von der aufgehenden Sonne in goldenes Licht getaucht.
Udo sog den süßen Duft der weißen und rosafarbenen Kastanienblüten ein. Er dachte an die ahnungslosen Rentner, sein täglich Brot: Kaffeefahrten. Die Freude verflog schlagartig.
Udos fünfundzwanzigster Geburtstag. Seine Freundin weckte ihn heute Morgen mit roten Rosen. Zwischen den Blüten steckte ein Kuvert. Zwei Tickets für die Malediven hatten ihn das Dilemma für kurze Zeit vergessen lassen, das ihm seit Wochen schlaflose Nächte bereitete.
Er nahm die hohen Stufen ins Innere des Busses und nickte Harald, dem Fahrer, zu. Udo klatschte laut in die Hände, es tat beinahe weh, und sülzte ins Mikrofon: „Guten Morgen, verehrte Damen und Herren! Herzlich Willkommen im Namen der Firma Suntours – GmbH & Co KG. Ganz besonders begrüße ich die Herren, die hier in der Minderzahl sind. Wir müssen schließlich zusammenhalten, ha, ha!“
Er leierte den Ablauf der Fahrt herunter und schürte die Vorfreude auf das Finale, den Höhepunkt, die Ziehung der Gewinner.
„In dem Schreiben steht aber, ich habe bereits gewonnen!“, rief eine Frau empört.
Udo zuckte leicht. „Ja, das bezieht sich auf den italienischen Geschenkkorb, der ist Ihnen sicher“, antwortete er gedehnt. Der innere Konflikt quälte ihn. Da half nur die Routine – auf solche Fragen war er schließlich vorbereitet. Schnell sprach er weiter: „Bis zur Verlosung des Hauptpreises werden wir viele interessante Produkte vorstellen, die Sie natürlich gleich erwerben können.“ Udo richtete den Blick auf die Fensterscheiben, um nicht in die runzligen Gesichter schauen zu müssen. „Der erste Halt ist ein Restaurant. Dort erwartet uns ein superleckeres Frühstück und ich kassiere die Fahrtkosten.“
Die Verteilung der Prospekte verschwieg er. Es kratzte in seinem Hals, er musste husten. „Also dann, viel Spaß und los geht’s!“
Unter verhaltenem Applaus ließ er sich auf den Sitz neben dem Fahrer fallen. Harald startete. „Was verhökern wir heute?“, fragte er grinsend.
Udo verdrehte die Augen. „Heizdecken und Backformen.“ Und das im Frühjahr! Zudem hatten alte Weiber die Küche sowieso gerammelt voll mit Töpfen und Formen jeglicher Art, oder sie wohnten im Seniorenheim.
Mister Suntours hatte seinen diesbezüglichen Einwand ignoriert. Die Handelsgesellschaft organisierte diese Fahrten, um liegen gebliebenen Kram loszuwerden. Ein erbärmlicher Geschenkekorb und die Aussicht auf einen Gewinn, lockten die Rentner in Scharen herbei. Zwei Jahre machte er diesen Job bereits. Da er ständig unterwegs war, fehlte ihm die Zeit, sich ernsthaft nach etwas anderem umzusehen. Außerdem stimmte die Knete. Trotzdem wurde es von Mal zu Mal unerträglicher. Sein Gewissen plagte ihn zunehmend.
Die Augen geschlossen, lehnte er sich zurück. Für mich soll’s rote Rosen regnen. Bis zum Frühstücksstopp würde er Ruhe haben. Das Gemurmel und Lachen der aufgekratzten Alten rückte in die Ferne, Udo döste ein.
Eine schlanke Frau mit üppigem, weißem Haar, das ihr bis zur Taille reichte, blickte auf ihn herab. Er sprang auf. Sie überragte ihn. Ihr altes Gesicht hatte scharfe, wie gemeißelte Konturen, flößte Udo Respekt ein.
„Aus dir wird nichts“, sagte sie mit der Stimme seiner Großmutter, „sieh dich an! Alte Menschen betrügen. Nennst du das Karriere?“ Sie lachte bitter. „Du hast mich ins Altenheim abgeschoben, damit du dir von meinem Geld dieses läppische Auto kaufen konntest. Was bist du nur für ein jämmerlicher Taugenichts!“
Die Fahrgäste erhoben sich mit böse funkelnden Augen von den Sitzen, drängten sich dicht hinter sie, schüttelten die Köpfe, kreisten ihn ein, pressten Udo gegen die Windschutzscheibe. Ihm brach der Schweiß aus. Gleich würden sie ihn erdrücken. Es krachte, das Glas zersplitterte, er rutschte über die Kühlerhaube auf die Straße; der Bus zerquetschte ihn.
Als er heftig atmend die Augen öffnete, beugte sich eine freundlich lächelnde Frau über ihn. „Sie haben wohl schlecht geträumt?“
Es dauerte einige Sekunden, bis Udo wusste, wo er sich befand.
„Was ist?“, fragte er keuchend.
„Die Toilette kann man nicht benutzen.“
Udo stand auf. „Wieso nicht?“ Er stolperte den Gang entlang, öffnete das Kabäuschen und schlug angeekelt die Tür zu.
„Harald! Das ist ein Skandal, so eine Schweinerei“, schrie er durch den Bus. Neben ihm klagte ein Mann: „Es stinkt zum Himmel!“
Udo eilte nach vorn, nahm das Mikrofon in die Hand. „Verehrte Kunden, äh, Gäste, das Ganze ist mir unangenehm … es widert mich an, alles!“
Die Alten streckten die Hälse, um besser sehen zu können.
„Ich sage Ihnen was. In den Geschenkkörben sind abgelaufene Konserven, synthetischer Fusel und verzuckerte Marmelade. Zu gewinnen gibt es einen Dreck. Das Frühstück besteht aus lauwarmem Kaffee, einem harten Ei und verbranntem Toast mit einer Ecke Schmelzkäse. Ich werde Sie nicht zum Kauf von Heizdecken und Backformen nötigen, die kein Mensch braucht. Wissen Sie was, wir machen uns einen schönen Tag in der Natur.“
In der letzten Bank stand eine Frau auf, groß, schlank, mit weißem Haar. Sie applaudierte. Die anderen fielen ein.
„Aus Ihnen wird noch was!“, hörte Udo.
„Harald, nimm die nächste Ausfahrt“, rief er, „heute ist mein Geburtstag, den möchte ich mit euch feiern.“ Dann drückte er einer Dame in der ersten Reihe einen Kuss auf die Wange. „Ich wünschte, meine Oma könnte das erleben!“
In dem kleinen Städtchen gab es an der Hauptstraße einen Italiener. Da es ein herrlicher Tag war, ließ Udo die Bestellung einpacken. Die
Kaffeefahrtgruppe lagerte ausgelassen bei Pizza und Chianti nahe einem Wäldchen auf Heizdecken und genoss das wunderbare Wetter im Freien.
Als Udo aufschaute, sah er seine Großmutter zwischen den Bäumen davongehen. Lächelnd summte sie: „Für mich soll’s rote Rosen regnen ...“
„Hey, altes Haus, hoch mit dir! Wir sind da.“
Nach einem Stoß in die Rippen riss Udo die Augen auf. Harald trieb die Rentner aus dem Bus zum Frühstücksstopp.
Fahrt ins Ungewisse
Kaffeefahrt im Albtraumland
Zunächst einmal dies:
Hut ab vor Elsa. Ihr Anthony war nicht unumstritten. Und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es ihr bestimmt sehr schwer gefallen ist, sich nicht erklären zu können. Dennoch setzt sie hier erneut einen Text ein. Vor dieser Schriftstellerin habe ich einen riesen Respekt!!
Als ich über diesen Text nun nachgedacht habe, ist mir eines aufgefallen. Ich kann mich ein an viele Elsa-Geschichten, die ich, seit dem ich im Salon bin gelesen habe, sehr genau erinnern. Da ist das Mädchen und die Kinderseelen als Schmetterlinge. Die Frau, die sich in den Straßengeiger verguckt, das Mädchen im Schrank, das Ehepaar, das seine Ersparnisse auf Fernreisen durchbringt, Anthony der "Hurensohn" usw.
Unanbhängig, wie man die Texte im einzelnen nun für sich bewertet und eingeordnet hat, ist doch eines offensichtlich: Elsa erzählt Geschichten, die sich auf eine gewisse Art einprägen. Und ich glaube auch, der vorliegenden Geschichte "Fahrt ins Ungewisse" wird gleiches widerfahren.
Woran liegt das?
Zum einen bestimmt daran, dass Elsa immer Geschichten erzählt. Sie verzichtet auf komplexe Innenansichten und introvertierter Spurensuche, sondern greift Menschen heraus, die sie als Erzählerin über einen mehr oder weniger langen Zeitraum beobachtet. Dass ihr dabei recht oft solche unterkommen, die am sozialen Rand der Gesellschaft stehen, macht die Geschichten interessant, wenn auch nicht unbedingt leichter zu erzählen. Dabei bleibt sie sich, trotz manchmal heftiger Kritik, treu und beweist damit, dass sie vielen anderen Schreibern etwas voraus hat: Sie hat ein Thema, eine Sichtweise, die sie konsequent verfolgt, an der sich sich abarbeitet und entwickelt.
Ein zweiter Grund, warum Elsas Text einem so lange im Sinn bleiben, mag der sein, dass sie, trotz schnörkelloser Erzählweise, dem Leser nie einen roten Teppich auslegt. Dafür sind weder ihre Protagonisten noch ihrer Sujets einladend genug. Natürlich ist das sehr engagiert und man merkt, der Autorin liegt sehr viel an ihrer Thematik. Aber eines weiß sie, zum Glück für aller Leser, zu vermeiden: Sie plaziert keine Gerechtigkeitsparolen und soziale Botschaften. Nur manchmal (aber wirklich nur manchmal) hilft sie ihren Protagonisten ein wenig zu offensichtlich wenn es darum geht, einen Ausweg aus deren Missere zu finden.
Ausweg ist auch das Stichwort, das mich nun zum vorliegenden Text führt. Wer sich jemals in der Situation befunden hat, einen Job annehmen zu müssen, weil eben kein anderer zu haben war, der wird keine Probleme haben, in Udos Gefühlswelt einzutauchen. (Mich erinnerte der Text an einen Freund, der im Callcenter einer Firma arbeitete, die Timeshare-Urlaub vorzugsweise an alleinstehende Rentner vertickte und diese dabei elendlichst über den Tisch zog. Der arme Kerl war nach vier Wochen reif für den Psychater, weil er den ganzen Tag nur Anrufe vön völlig verärgerten,verstörten und vor allem um viel Geld gebrachten Menschen annehmen musste).
Udo macht einen Job, der ihn zwar ständig in Gewissenskonflikte bringt, aber der eben gut bezahlt wird. Da ist sogar Urlaub auf den Malediven drin. Schon am Anfang wird der Zwiespalt klar: Die Freundin im Rosenbett hier, der Bus voller Rentner da.
Die Reise beginnt. Und da das Unterbewusstsein immer einen Schritt voraus ist, erscheint Udo im Traum eines kurzen Pausenschlafes seine Großmutter. Diese hat er offensichtlich ins Altenheim abgeschoben (was interessant ist, denn normalerweise schieben Kinder ihre Eltern, nicht die Großeltern ab. Die Bereitschaft, sich um Großeltern zu kümmern ist eigenartiger Weise bei vielen Menschen größer, als sich der eigenen Eltern anzunehmen. Literaturtheoretisch könnte man aber auch an eine Verschiebung Mutter-Großmutter denken. Solche "Umschichtungen" sind in der Literatur nicht selten. Nabokov ist in einem Hamletessay darauf mal sehr ausführlich und erhellend eingegangen.)
Die Großmutter bombadiert Udo mit Vorwürfen, die er sich im Wachzustand wohl ständig selber macht. Dann wacht Udo auf und nun wird es richtig gut. Die Toilette ist verstopft, es riecht nach Scheiße. Udo reicht es. Er macht der Kaffeefahrt ein Ende.
(An dieser Stelle war ich sehr gespannt, was nun passieren würde. Für welchen Ausgang würde sich die Autorin entscheiden. Zunächst sieht es nach einem "Friedefreudeeierkuchen-Ende" aus. Alle sind begeistert, dass sich Udo als der große Verarscher outet. Da dachte ich mir, dass es doch irgendwie witzig wäre, wenn Udo vor den Rentern bekennt, dass man sie nur abzocken möchte und die Fahrt beenden will, die Rentner im Bus aber alle weiterfahren wollen, weil sie unbedingt ihr Geschenk bekommen möchten.)
Aber die Autorin hat nicht vor, die Geschichte gut ausgehen zu lassen. Denn auch jenes, Udo aus jeder Gewissensnot befreiende Ende der Kaffeefahrt, ist nur geträumt. Udo wird vom Busfahrer geweckt und führt seine Schäfchen zum Frühstücksstopp. Same procedure as every time.
Für mich ist der Text vor allem eine Art Stellvertretergeschichte. Natürlich gibt es nur sehr wenige, die Kaffeefahrten moderieren, um Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber es gibt Unzählige, die sich in einer beruflichen Endlosschleife befinden, in der sie sich gefangen sehen und tagtäglich ein Stück ihrer Seele abwetzen.
Für mich hat Elsa von allen Schreibern im Salon den ausgeprägtesten sozialen Blick. Und das macht ihre Texte auf alle Fälle lesenwert.
Zunächst einmal dies:
Hut ab vor Elsa. Ihr Anthony war nicht unumstritten. Und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es ihr bestimmt sehr schwer gefallen ist, sich nicht erklären zu können. Dennoch setzt sie hier erneut einen Text ein. Vor dieser Schriftstellerin habe ich einen riesen Respekt!!
Als ich über diesen Text nun nachgedacht habe, ist mir eines aufgefallen. Ich kann mich ein an viele Elsa-Geschichten, die ich, seit dem ich im Salon bin gelesen habe, sehr genau erinnern. Da ist das Mädchen und die Kinderseelen als Schmetterlinge. Die Frau, die sich in den Straßengeiger verguckt, das Mädchen im Schrank, das Ehepaar, das seine Ersparnisse auf Fernreisen durchbringt, Anthony der "Hurensohn" usw.
Unanbhängig, wie man die Texte im einzelnen nun für sich bewertet und eingeordnet hat, ist doch eines offensichtlich: Elsa erzählt Geschichten, die sich auf eine gewisse Art einprägen. Und ich glaube auch, der vorliegenden Geschichte "Fahrt ins Ungewisse" wird gleiches widerfahren.
Woran liegt das?
Zum einen bestimmt daran, dass Elsa immer Geschichten erzählt. Sie verzichtet auf komplexe Innenansichten und introvertierter Spurensuche, sondern greift Menschen heraus, die sie als Erzählerin über einen mehr oder weniger langen Zeitraum beobachtet. Dass ihr dabei recht oft solche unterkommen, die am sozialen Rand der Gesellschaft stehen, macht die Geschichten interessant, wenn auch nicht unbedingt leichter zu erzählen. Dabei bleibt sie sich, trotz manchmal heftiger Kritik, treu und beweist damit, dass sie vielen anderen Schreibern etwas voraus hat: Sie hat ein Thema, eine Sichtweise, die sie konsequent verfolgt, an der sich sich abarbeitet und entwickelt.
Ein zweiter Grund, warum Elsas Text einem so lange im Sinn bleiben, mag der sein, dass sie, trotz schnörkelloser Erzählweise, dem Leser nie einen roten Teppich auslegt. Dafür sind weder ihre Protagonisten noch ihrer Sujets einladend genug. Natürlich ist das sehr engagiert und man merkt, der Autorin liegt sehr viel an ihrer Thematik. Aber eines weiß sie, zum Glück für aller Leser, zu vermeiden: Sie plaziert keine Gerechtigkeitsparolen und soziale Botschaften. Nur manchmal (aber wirklich nur manchmal) hilft sie ihren Protagonisten ein wenig zu offensichtlich wenn es darum geht, einen Ausweg aus deren Missere zu finden.
Ausweg ist auch das Stichwort, das mich nun zum vorliegenden Text führt. Wer sich jemals in der Situation befunden hat, einen Job annehmen zu müssen, weil eben kein anderer zu haben war, der wird keine Probleme haben, in Udos Gefühlswelt einzutauchen. (Mich erinnerte der Text an einen Freund, der im Callcenter einer Firma arbeitete, die Timeshare-Urlaub vorzugsweise an alleinstehende Rentner vertickte und diese dabei elendlichst über den Tisch zog. Der arme Kerl war nach vier Wochen reif für den Psychater, weil er den ganzen Tag nur Anrufe vön völlig verärgerten,verstörten und vor allem um viel Geld gebrachten Menschen annehmen musste).
Udo macht einen Job, der ihn zwar ständig in Gewissenskonflikte bringt, aber der eben gut bezahlt wird. Da ist sogar Urlaub auf den Malediven drin. Schon am Anfang wird der Zwiespalt klar: Die Freundin im Rosenbett hier, der Bus voller Rentner da.
Die Reise beginnt. Und da das Unterbewusstsein immer einen Schritt voraus ist, erscheint Udo im Traum eines kurzen Pausenschlafes seine Großmutter. Diese hat er offensichtlich ins Altenheim abgeschoben (was interessant ist, denn normalerweise schieben Kinder ihre Eltern, nicht die Großeltern ab. Die Bereitschaft, sich um Großeltern zu kümmern ist eigenartiger Weise bei vielen Menschen größer, als sich der eigenen Eltern anzunehmen. Literaturtheoretisch könnte man aber auch an eine Verschiebung Mutter-Großmutter denken. Solche "Umschichtungen" sind in der Literatur nicht selten. Nabokov ist in einem Hamletessay darauf mal sehr ausführlich und erhellend eingegangen.)
Die Großmutter bombadiert Udo mit Vorwürfen, die er sich im Wachzustand wohl ständig selber macht. Dann wacht Udo auf und nun wird es richtig gut. Die Toilette ist verstopft, es riecht nach Scheiße. Udo reicht es. Er macht der Kaffeefahrt ein Ende.
(An dieser Stelle war ich sehr gespannt, was nun passieren würde. Für welchen Ausgang würde sich die Autorin entscheiden. Zunächst sieht es nach einem "Friedefreudeeierkuchen-Ende" aus. Alle sind begeistert, dass sich Udo als der große Verarscher outet. Da dachte ich mir, dass es doch irgendwie witzig wäre, wenn Udo vor den Rentern bekennt, dass man sie nur abzocken möchte und die Fahrt beenden will, die Rentner im Bus aber alle weiterfahren wollen, weil sie unbedingt ihr Geschenk bekommen möchten.)
Aber die Autorin hat nicht vor, die Geschichte gut ausgehen zu lassen. Denn auch jenes, Udo aus jeder Gewissensnot befreiende Ende der Kaffeefahrt, ist nur geträumt. Udo wird vom Busfahrer geweckt und führt seine Schäfchen zum Frühstücksstopp. Same procedure as every time.
Für mich ist der Text vor allem eine Art Stellvertretergeschichte. Natürlich gibt es nur sehr wenige, die Kaffeefahrten moderieren, um Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber es gibt Unzählige, die sich in einer beruflichen Endlosschleife befinden, in der sie sich gefangen sehen und tagtäglich ein Stück ihrer Seele abwetzen.
Für mich hat Elsa von allen Schreibern im Salon den ausgeprägtesten sozialen Blick. Und das macht ihre Texte auf alle Fälle lesenwert.
Gern pflichte ich Sams Eingangsworten bei. Ich finde es bewundernswert, dass Elsa keine Scheu hat, den zweiten Text im Publicus vorzustellen.
Es zeigt auch, dass Elsa eine erfahrende Autorin ist, die weiß, dass bei der Vielzahl der Geschichten die sie schreibt, nicht immer alle für alle Leser gelingen können.
Nun zu dieser neuen Geschichte
Zu schön um wahr zu sein
Ich gehe davon aus, dass Elsas Geschichte in den Neunzigern spielt, weil es sich inzwischen herumgesprochen haben dürfte, dass solche Kaffeefahrten Bauerfängerei sind. (Ich habe auch seit ewigen Zeiten keine Werbung mehr dafür im Postkasten gefunden).
Wenn ich betitele: „Zu schön um wahr zu sein“, so gilt das in zwei Richtungen.
Da ist einmal Udo, der sich seine Leben schön träumt. Er hat schon Wachträume, die ihn bei der Schuckelei im Bus auf den Pfad der Tugend führen. Aber Udo muss feststellen, dass er ein Feigling ist und trotz der Traumgedanken, in seinem Trott weitermacht.
Zum anderen sind da die Rentner, die eigentlich es wissen sollten, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt, die aber immer noch ans Gute glauben und daran, dass man ihnen etwas schenkt.
Mir gefällt die Geschichte. Ich finde sie ist gut aufgebaut und erzählt, es sind keine Längen drin, es geht flott voran.
Vor allem gefällt es mir, dass sich „Träume“ als Schäume entpuppen und die Geschichte nicht zu einem wohlgefälligen Ausklang kommt.
So ist diese Geschichte auch keine Erzählung über eine Kaffeefahrt, sondern eine Art Kurzpsychogramm eines Menschen, der im ungeliebten und nicht ehrlichen Job bleibt, weil er ja gutes Geld verdient.
Insgesamt gefällt mir besonders, dass der Betrug an sich selbst und an anderen nicht dramatisiert wird und die Perspektive, die die Autorin eingenommen hat, das Geschehen zu beschreiben und einzubetten.
Unterhaltsam und lesenswert, nicht ohne den Leser nachdenklich zu stimmen.
Es zeigt auch, dass Elsa eine erfahrende Autorin ist, die weiß, dass bei der Vielzahl der Geschichten die sie schreibt, nicht immer alle für alle Leser gelingen können.
Nun zu dieser neuen Geschichte
Zu schön um wahr zu sein
Ich gehe davon aus, dass Elsas Geschichte in den Neunzigern spielt, weil es sich inzwischen herumgesprochen haben dürfte, dass solche Kaffeefahrten Bauerfängerei sind. (Ich habe auch seit ewigen Zeiten keine Werbung mehr dafür im Postkasten gefunden).
Wenn ich betitele: „Zu schön um wahr zu sein“, so gilt das in zwei Richtungen.
Da ist einmal Udo, der sich seine Leben schön träumt. Er hat schon Wachträume, die ihn bei der Schuckelei im Bus auf den Pfad der Tugend führen. Aber Udo muss feststellen, dass er ein Feigling ist und trotz der Traumgedanken, in seinem Trott weitermacht.
Zum anderen sind da die Rentner, die eigentlich es wissen sollten, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt, die aber immer noch ans Gute glauben und daran, dass man ihnen etwas schenkt.
Mir gefällt die Geschichte. Ich finde sie ist gut aufgebaut und erzählt, es sind keine Längen drin, es geht flott voran.
Vor allem gefällt es mir, dass sich „Träume“ als Schäume entpuppen und die Geschichte nicht zu einem wohlgefälligen Ausklang kommt.
So ist diese Geschichte auch keine Erzählung über eine Kaffeefahrt, sondern eine Art Kurzpsychogramm eines Menschen, der im ungeliebten und nicht ehrlichen Job bleibt, weil er ja gutes Geld verdient.
Insgesamt gefällt mir besonders, dass der Betrug an sich selbst und an anderen nicht dramatisiert wird und die Perspektive, die die Autorin eingenommen hat, das Geschehen zu beschreiben und einzubetten.
Unterhaltsam und lesenswert, nicht ohne den Leser nachdenklich zu stimmen.
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