Fluchtpunkte

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 25.10.2008, 12:30

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Zwei parallele Geraden treffen sich nie.

Ich habe geträumt. Wie eine zarte Pflanze hab ich meinen Traum gehegt, so dass er wuchs und gedieh.

Ich glaubte, ich könnte die Welt verbiegen. Den schweren Boden unter mir lassen. Vor mir leuchtete ein Weg, ungebunden durch unsere beschlossenen Leben, frei von dem Zwang der Konventionen und ohne die alten Versprechen zu brechen. In einem Haus aus Wolken wollte ich mit Dir neben dem Leben leben - in gestohlener Zeit und dem Feuer der Liebe. Niemand hätte uns gesehen, geschützt durch Transparenz, unverwundbar in unserer Nacktheit. Die grausamen Zeiger der Uhren wollte ich anhalten für Dich, Gesetze brechen, die Moral verlachen und mit leichter Zunge lügen. Nichts versprechen, nichts verlangen, niemals besitzen.

Dann hast Du den Mut verloren. Was blieb, war Schuld.

Ich habe Traum aus dem Treibhaus genommen. Mag ihn nicht mehr wachsen sehn.

Mir träumte von parallelen Welten, die sich im Unendlichen berühren.

ecb

Beitragvon ecb » 26.10.2008, 18:13

lieber anonymus,
dieser text ist leider so voller gemeinplätze und klischees, daß ich gar nicht weiß, wo ich anfangen könnte. ich finde darin nicht einen interessanten und frischen ausdruck für die enthaltenen gedanken. so verläuft sich alles im allgemeinen und abstrakten, so daß ich mich nicht angeregt fühle, mir etwas darunter vorzustellen.

du solltest wirklich versuchen, von diesen abgegriffenen pseudo-bildern wegzugekommen und eigene zu finden für das, was du sagen willst.
und wörter wie "konventionen" und "transparenz" sollten für mein gefühl in einem poetischen text keinen platz haben.

es tut mir echt leid, daß ich dir nichts weiter dazu sagen kann.
trotzdem liebe grüße von
eva

Oldy

Beitragvon Oldy » 26.10.2008, 19:33

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Zwei parallele Geraden treffen sich nie.

Da hat jemand Event Horizon nicht gesehen. :rolleyes:
Ansonsten kann ich mich nur ecb anschließen. Hier wird Bekanntes nur neu gemischt, aber es kommt nichts wirklich Neues dabei heraus, nichts, was den Text von den "Gemeinplätzen" abhebt.
Die Intention kommt bei mir an, doch scheint sie mir zu pathetisch aufgetragen zu sein.
Ich habe Traum aus dem Treibhaus genommen. Mag ihn nicht mehr wachsen sehn.

Den Satz finde ich sehr gelungen, doch der Satz danach scheint mir vollkommen überflüssig.
Vielleicht sollte der Text ein wenig '"entschwert" werden.

lg
Uwe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.10.2008, 23:26

Normalerweise hätte ich hier auch sofort Kitschalarm geschrien. Aber irgendetwas in diesen verträumten und desillusionierten Zeilen berührt mich. Da steckt eine so große Verwundbarkeit drin. Das ganze ist wie ein erstickender Schrei. Und dieser Schrei hallt in mir nach.

Hier fehlt ein "den" vor "Traum".

Ich habe Traum aus dem Treibhaus genommen. Mag ihn nicht mehr wachsen sehn.


Ich habe diesen Text traurig-gern gelesen.
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.10.2008, 09:00

Mich erinnert der 1. Satz an Wedekinds "Frühlingserwachen"

Wie weit ist es von A nach B.
Ich bräuchte den 1. Satz auch gar nicht, ich finde nicht, dass er Bezug zum übrigen Text hat. Dafür reicht der 2. Satz.

Einiges erscheint mir unlogisch, aber da es ein Traumbild ist, darf es das.

Der letzte Satz führt widerum den 2. Satz ad absurdum. So gesehen, würde ich auch den 2. Satz streichen, gleich in den Traum stürzen, das wäre meine Lesart.

Gefällt mir!

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

Nicole

Beitragvon Nicole » 27.10.2008, 09:02

Hallo Anonymous,

für mich dreht sich dieser Text im Kreis und beißt sich am Ende in den Schwanz:
Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Zwei parallele Geraden treffen sich nie.


Mathematisch völlig falsch. Zwei parallene Geraden haben einen Schnittpunkt im Unendlichen.

Mir träumte von parallelen Welten, die sich im Unendlichen berühren.


Ein mathematisch zumindest völlig korrekter Traum.

Allein aufgrund der Tatsache, daß dieser Text schlecht recherchiert ist und mit einer falschen These startet, für mich missraten.

Sorry und viele Grüße,

Nicole

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 27.10.2008, 11:00

Ich denke, das Ding muss zurück in die Werkstatt. Einige ganz schöne Ideen, ich mag die Klammer um den ganzen Text herum. Und auch einige der Formulierungen wie "ungebunden durch unsere beschlossenen Leben" oder "mit leichter Zunge lügen". Ansonsten aber in der Tat etwas viel Pathos. Die Intention mag passen, die Ausarbeitung braucht noch Arbeit.

Ich habe Traum aus dem Treibhaus genommen. Mag ihn nicht mehr wachsen sehn.

lass drin, den mag ich.

Und eine Anmerkung noch zu Nicole: solange man bei euklidischer Geometrie bleibt, haben parallele Geraden keinen Punkt gemeinsam. Erst, wenn wir nicht-euklidisch denken, die Räume krümmen oder sonst was, dann kann man behaupten, sie täten es doch. Das, liebe Nicole, ist also nicht völlig falsch. Ob sich Parallelwelten im Unendlichen treffen, da bin ich überfragt. Für mich beweise man erst mal deren Existenz.

Gruß
Henkki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 27.10.2008, 11:39

Hallo :-)

"Nie" ist hat ja zwei Schattierungen, "nicht ein Mal" und "zu keinem Zeitpunkt"; letztere, temporale, ist die eigentliche und hier bestimmt gemeint ;-)

Den Artikel vor "Traum" wegzulassen, könnte auch als Akt der Personifikation gedacht sein :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Nicole

Beitragvon Nicole » 27.10.2008, 14:51

Hi Zakkinen,

In der euklidschen Geometrie gebe ich dir Recht. Berücksichtige ich aber den Titel "Fluchtpunkte" bzw die unendlichkeit im letzten Satz, dann liegt nahe, die nicht euklidsche Geometrie anzuwenden. Und dann wäre wir wieder beim Schnittpunkt zweier Geraden in der Unendlichkeit...

http://de.wikipedia.org/wiki/Projektive_Geometrie

Viele Grüße,

Nicole

P.S. Na, ob es parallele Welten gibt, mag ich mal offen lassen. Aber, wenn es sie gibt, dann werden sie sich rein geometrisch in der Unendlichkeit einen Schnittpunkt haben...

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 27.10.2008, 15:06

Hmm,

vielleicht liegt genau darin der tiefere Sinn. Der Wunsch, dass sich die Parallelen in der Unendlichkeit treffen mögen - oder eher noch in der Endlichkeit. Dass es einen Fluchtpunkt gibt. Und es gibt ihn halt nicht, jedenfalls nicht für LyrIch.

Egal, ich glaube nicht, dass das das (oh je) Hauptproblem hier ist.

Grüße zurück
Henkki


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