traumtänzer

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 18.07.2011, 12:58

vertane gedanken
an eine hoffnung
an ein morgen
momentworte
wurzellos
anheim gefallen
der illusion
eines ignoranten
dein laken zerwühlt
das kissen
atmet dich noch
das türschloss
ungehört

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.07.2011, 16:05

Diese Zeilen lassen m.E. vielerlei Interpretationen zu. Meine präferierte Lesart ist hier, dass LI (für mich ein Mann) hier zu sich selbst spricht. Er selbst bezeichnet sich als Ignorant, ist der "traumtänzer", der an die Treue seiner Frau glaubte, diese jedoch in Flagranti erwischt.
"das türschloss ungehört" am Schluss hat natürlich einen "Knalleffekt".

Wie es wohl weiter geht? Da läuft ein Film bei mir ab. Die Resignation des LI ("vertane gedanken", "momentworte" "wurzellos", sprich, alles umsonst, ihre Worte zählten nur für den Augenblick, waren danach keinen Pfifferling mehr wert), steigert sich in Zorn "anheim gefallen der illusion eines ignoranten". Und diese Wut, die ich da spüre, könnte zur Handlung des LI führen. Daher der Film, der da bei mir losgeht.

Es könnte natürlich auch Resignation und Enttäuschung (statt Wut) sein. Beides ist möglich, wobei in diesem "das kissen atmet dich noch" auch zweierlei Lesarten drinstecken. Das Kissen ist noch warm, hat noch den Geruch der Frau.
Oder aber: LI hat seine Frau mit dem Kissen erstickt, aus Wut.
Zugegebenermaßen eine brachiale Lesart, doch ist sie m.E. durchaus möglich.

Der ganze Text enthält keine Emotionsworte, wodurch gerade diese "gefährliche" Spannung erzeugt wird.



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