ohne Titel

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 23.02.2012, 16:12

Fassung II, versuchsweise
+ kleine Ergänzung, angeregt von Quoth:




Auf Schwarz lässt sich schlecht zeichnen.

Und alle Tage waren eine Nacht.

Wasser stand
in den verkohlten Mulden.
Da gab es nichts zu spiegeln
keinen Klang.

Angst wanderte im Kreis.


Ins Leben zurückatmen will ich mich.
Wie ein Baum ins Helle wachsen.
Ich versuche eine Skizze
mit weißer Kreide.














Auf Schwarz lässt sich schlecht zeichnen.


Und alle Tage waren eine Nacht.

Regenwasser stand
in den verkohlten Mulden.
Da gab es nichts zu spiegeln
keinen Klang.

Angst wanderte im Kreis.

Nahm Wortgerippe
ließ sie liegen.
Zuletzt geändert von Anonymus am 26.02.2012, 14:13, insgesamt 2-mal geändert.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 23.02.2012, 18:37

Anonymus hat geschrieben:Auf Schwarz lässt sich schlecht zeichnen.


Doch. Mit Kreide.

Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 23.02.2012, 19:37

ich möchte mal anmerken, dass ein "doch..." für mich keine angemessene erwiderung auf den satz "auf schwarz lässt sich schlecht zeichnen." ist. (dort steht ja wohl nicht "auf schwarz lässt sich NICHT zeichnen.")

ansonsten gefällt mir der text. die ersten sechs/sieben verse finde ich perfekt, um eine düstere, depressive, sprachlose stimmung zu beschreiben.
auf die zwei schlussverse könnte ich verzichten.

a.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.02.2012, 11:58

Auch wenn da stünde: "auf schwarz lässt sich nicht zeichnen", was hier genauso ginge, da es in diese dunkle Stimmung passt, wäre "doch, mit Kreide" falsch, da sich mit Kreide nicht zeichnen lässt. Wenn es hier konkret gemeint wäre: man zeichnet nicht mit Kreide (hier dann weiße), sondern mit Kohle oder Bleistift. Und das geht eben nicht auf schwarz. Doch konkret ist es ja gar nicht gemeint. Es geht, nach meiner Lesart, darum, dass für das LI alles schwarz und verkohlt ist. LI selbst befindet sich im Dunkel (vllt., weil um das LI herum alles verkohlt, sprich verbrannt ist) und fühlt sich deshalb nicht in der Lage, ist nicht motiviert zu zeichnen.

Im Text fände ich Wiederholungen gut, um diese gut eingefangene, düstere Stimmung noch zu verstärken.
Das "Und" würde ich auch in Zeile 3 einsetzen und das "Da" jeweils auch vor Zeile 6 und 7 setzen. Den letzten Absatz würde ich auch streichen. Also so:

Auf Schwarz lässt sich schlecht zeichnen.

Und alle Tage waren eine Nacht.

Und Regenwasser stand
in den verkohlten Mulden.

Da gab es nichts zu spiegeln
Da gab es keinen Klang.

Da wanderte Angst im Kreis.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 24.02.2012, 12:51

Gabriella hat geschrieben:Auch wenn da stünde: "auf schwarz lässt sich nicht zeichnen", was hier genauso ginge, da es in diese dunkle Stimmung passt, wäre "doch, mit Kreide" falsch, da sich mit Kreide nicht zeichnen lässt.


Aha.

Depressive Texte enthalten meist den Fehler, dass sie ihre Grundstimmung für alternativlos halten und viel zu dick auftragen (siehe die "Wortgerippe").

Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.02.2012, 13:11

Hallo Quoth,

das "Zeichnen" sehe ich hier als "Skizzieren, bevor das richtige Bild entsteht. Das bedeutet für mich im Text: LI kann nicht mal Skizzen anfertigen, da es sich in einer düsteren Stimmung befindet.
Und zeig mir einen Künstler, der Skizzen mit weißer Kreide anfertigt. Dein Link verweist auf ein fertiges Bild, keine Skizze.
Quoth hat geschrieben:Depressive Texte enthalten meist den Fehler, dass sie ihre Grundstimmung für alternativlos halten und viel zu dick auftragen (siehe die "Wortgerippe").

Den Passus mit dem Gerippe würde ich ja auch streichen. Da stimme ich dir also zu.

Aber: Texten mit düsterer Stimmung sollte man nicht nach dem Motto entgegnen (jetzt mal ganz überspitzt):
Text: Für mich ist zur Zeit alles schwarz.
Kommentar: Dann mach das Licht an.
Es geht ja nicht um den Autor, sondern um den Text.

Verstehst, wie ich das meine?

Lieben Gruß
Gabi

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leonie
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Beitragvon leonie » 24.02.2012, 13:54

Für mein Empfinden ist das "Wortgerippe" einfach ein Bild zuviel. Vor allem, weil es vorher um andere "Kunstformen" geht: Zeichnen, Klang.

Wenn da zum Beispiel stünde:

Angst wanderte im Kreis

trat achtlos auf die Bildgerippe
ließ sie liegen


wäre es für mich stringenter.

Die Beklemmung, das Düstere finde ich fast erschreckend gut eingefangen.

Liebe Grüße

leonie

Klara
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Beitragvon Klara » 24.02.2012, 14:30

Hallo,

dies find ich ein gutes Beispiel für einen mäßigen Text: Weil zu viel gesagt wird und doch zu wenig Inhalt rüber kommt. Reine Stimmung, Schwarz sozusagen. Aber der Text wäre schlüssig, wenn da einfach stünde

Schwarz.

Das wäre ein guter Text.

Der vorliegende erscheint mir widersprüchlich in seinem Bemühen, allzu viele Worte darum zu machen, dass es doch sinnlos ist, dieses ALLES.

Das "Und" in Vers 2 wirkt aufgesetzt. (Der Satz "Alle Tage waren eine Nacht" gefällt mir hingegen eher - hübsches kleines Wortspiel).
Unter verkohlten Mulden kann ich mir nichts vorstellen (wo kommen die plötzlich her? Und wie sieht man Regenwasser und Verkohltes, wenn alles schwarz ist?)

Das sprechende Ich ist so deprimiert, dass es nicht mal "ich" sagen kann, sondern das Prädikat "nahm" ganz nackt da stehen lässt, und die Angst statt seiner (also: statt einer Person) wandern lässt.

Die Vergangenheit klingt - ich weiß nicht warum? - zusätzlich unnötig pathetisch. Wann war dieses Gewesene Nachtsein?

Unlogisch, dass Dunkelheit ohne Klang: Eher ist es lauter im Dunkeln.

Und die Wortgerippe... ach grusel, Geisterbahn... wirken unfreiwillig komisch, ähnlich aufgesetzt wie das zu Beginn von mir bemängelte "Und".

nothing for ungood

Herzlich
klara

Quoth
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Beitragvon Quoth » 25.02.2012, 11:59

Gabriella hat geschrieben:Aber: Texten mit düsterer Stimmung sollte man nicht nach dem Motto entgegnen (jetzt mal ganz überspitzt):
Text: Für mich ist zur Zeit alles schwarz.
Kommentar: Dann mach das Licht an.
Es geht ja nicht um den Autor, sondern um den Text.
Verstehst, wie ich das meine?


Ich verstehe sehr gut, wie Du das meinst. Wir sollen auf Texte mit Mitteln der Textkritik reagieren und den Autor außen vor lassen. Das natürlich noch mehr im "Anonymus".
Aber jetzt stell Dir vor: Es kündigt einer im Forum in Form eines Volkslieds seinen Freitod in der Garage an. Sollen wir darauf rein textkritisch reagieren? Also ästhetisch und z.B. bemängeln, dass wir die gewählte Form für unpassend halten oder dass das Wort "Garage" in ein Volkslied nicht passt?

Texte wie dieser regen meine therapeutische Ader an. Das mag falsch sein, aber ich würde mich freuen, wenn Du das verstündest.

Hallo, Anonymus,
Du hast auf uns reagiert und eine zweite Version eingestellt.
Nur allzu gern möchte ich ihr (dieser Version) glauben und ihren Autor ermutigen, es damit zu versuchen.

Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.02.2012, 12:20

Hallo Quoth,
Quoth hat geschrieben:Ich verstehe sehr gut, wie Du das meinst. Wir sollen auf Texte mit Mitteln der Textkritik reagieren und den Autor außen vor lassen. Das natürlich noch mehr im "Anonymus".
Aber jetzt stell Dir vor: Es kündigt einer im Forum in Form eines Volkslieds seinen Freitod in der Garage an. Sollen wir darauf rein textkritisch reagieren? Also ästhetisch und z.B. bemängeln, dass wir die gewählte Form für unpassend halten oder dass das Wort "Garage" in ein Volkslied nicht passt?

Texte wie dieser regen meine therapeutische Ader an. Das mag falsch sein, aber ich würde mich freuen, wenn Du das verstündest.

Natürlich verstehe ich dich, Quoth. Besser, als du denkst ... Und es ist sehr menschlich und spricht für dich, wenn du dir ernsthaft Sorgen gemacht hast.
In diesem Fall habe ich wohl den "Vorteil", dass ich sofort erkannte, wer der Autor ist und welche Umstände hier gemeint sind.

Hallo A.

die zweite Version finde ich insofern gelungener, da der Passus mit dem Gerippe verschwunden und nun im Schluss eine positive Wende, ein optimistischer Ausblick enthalten ist.

Liebe Grüße
Gabi

Quoth
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Beitragvon Quoth » 26.02.2012, 13:06

Hallo Anonymus,
wäre ich Du, ich würde auf dem Dachboden nach einem Bogen anthrazitfarbenen Fotokartons fahnden aus der guten alten Zeit, als man Fotos noch in Alben klebte, sowie nach einem Krümel weißer Ölkreide aus der Schulzeit - und würde zu zeichnen - oder zu malen - anfangen. Das gibt wunderbare Resultate!

Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.


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