Schuldig

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 16.10.2012, 23:25

158 400 Augenpaare

ihre Blicke zielen auf mich
hetzen und treffen
wissen von meiner Schuld

- woher?

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 25.10.2012, 18:07

Hallo alle zusammen,

als WahlLübeckerin habe ich gleich beim ersten Durchlesen üble Nachrede diagnostiziert. Vielleicht weil es in Lübeck ein Günther Grass Haus gibt, weshalb mir viele seiner graphischen Arbeiten vertraut sind. Eine Graphik heißt "Das Gerücht" und behandelt das gleich Thema wie das obige von Anonymus. Finde ich, so meine Assoziation.

Hier ein Link, gleich die erste Graphik meine ich.

https://www.google.de/search?q=Das+Ger% ... =firefox-a

Ganz liebe Grüße
Dede

PS: Post 1 x geändert: Wenn man so von Kultur umzingelt ist wie ich, ist es natürlich nicht einfach, seine Assoziationen immer richtig zuzuordnen. Also, "Das Gerücht" ist von Paul Weber, und ganz bei uns in der Nähe, in Ratzeburg, befindet sich ein Paul Weber Museum... :pfeifen:

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 25.10.2012, 18:45

Ist das nicht von A. Paul Weber?


Natürlich kann ich mir vorstellen, was (auch... ) mit dem Text intendiert sein könnte! Aber genau das ist m. E. nicht geglückt!
Der Text sagt nichts über Gerüchte oder üble Nachrede. Er spricht von schuldig und Schuld und deutet nirgendwo an, dass es nur eine (fälschliche) Annahme sein könnte.

pjesma

Beitragvon pjesma » 25.10.2012, 18:52

hallo anonymus, erstmal die persönliche information die du zu benötigen scheinst:
meine dioptrie ist minus zwei links, minus 1,8 recht. unverändert seit jahren.es reicht zum sehen, und nicht mal sooo schlecht.

zum text: so kryptische zeilen, die auf so vieles verwendbar sind, und die meines empfindens nach, mit keine besonderes lyrische sprache daher kommen, erfühlen für mich kein gedicht anspruch. ist mir zu wenig. eher ist das eine themavorgabe (rätsel, warum nicht? rätsel ist kein schimpfwort, nur hat eben andere interessenten) für eine diskussion was es alles sein könnte---und wie du siehst, entwickelt sich solche diskussion auch ohne mein gefallen.
da müssen wir jetzt durch ;-). jeder für sich.

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 25.10.2012, 19:07

Hallo Amanita,

ja, genau, (Andreas) A. Paul Weber, den meine ich.

Ich kann gut nachvollziehen, was du mit deiner Kritik meinst. Andererseits versucht der Autor (vielleicht?) genau das auszudrücken, ohne es explizit zu auszuschreiben. Weil es anonym eingestellt wurde, vermute ich, dass es eine Übung ist, um Anregungen hier aus dem Forum umzusetzen?

LG Dede

Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 27.10.2012, 18:03

pjesma hat geschrieben:hallo anonymus, erstmal die persönliche information die du zu benötigen scheinst:
meine dioptrie ist minus zwei links, minus 1,8 recht. unverändert seit jahren.es reicht zum sehen, und nicht mal sooo schlecht.

Nein, Pjesma, diese Infos benötige ich nicht. Es geht mir um den Text - darum, was du in ihm siehst.
Ich habe dir geantwortet, dass es KEIN GEDICHT ist und auch keines sein oder werden will. Trotzdem kritisierst du (wiederholt):
zum text: so kryptische zeilen, die auf so vieles verwendbar sind, und die meines empfindens nach, mit keine besonderes lyrische sprachedaher kommen, erfühlen für mich kein gedicht anspruch.ist mir zu wenig.


Es ist ein Text aus 14 Wörtern.
14 deutsche, gebräuchliche Wörter.
Keine Fremdwörter, keine Fachbegriffe.
Die Wörter sind so gemeint, wie sie dort stehen, nicht vieldeutig, sondern eindeutig.
Keine Metaphern.
Die Wörter erzählen = es ist PROSA.
Keine lyrische Prosa, sondern einfach nur: PROSA.

Warum siehst du das nicht?

Die Zeilen sind dir zu kryptisch. Ja, diese Kritik nehme ich ohne Gegenwehr an. Dein vehementes Einfordern von lyrischer Sprache in Prosa ist jedoch für mich zu kryptisch.

Ich will nicht persönlich streiten oder angreifen, schon gar nicht, wenn es um einen Text geht. Deine Kritik war nicht textbezogen. Sie richtete sich gegen (Rätsel-)Autoren und war dementsprechend aufgebaut. Sie besaß einen hingerotzten Beigeschmack und fand ein entsprechend aufgewühltes Echo.

pjesma

Beitragvon pjesma » 27.10.2012, 19:46

na endlich ein bisschen leben in der bude :-)))...und so schön bunt! nix ist bunter als lyriker wenn denen das blut zum blutrunst aufkocht :-)))... (aber das offtopic und möglichst nicht zu persönlich nehmen, ich kenn dich ja gar nicht, wogegen du mich schon.). ich weiß nicht ob du lyriker bist, denn du hast keine lyrik geschrieben,sagst du, sondern, wie du sagst: prosa. das ist also prosa. PROSA, sogar. ok, dann muss ich es dir glauben und es so hinnehmen. interessanterweiße stört dich überhaupt nicht wenn die amanita es gedicht nennt, hm? kein gegenwehr? noch eine "blaue banane" fall? (es wäre wirklich die höchste zeit ein blauebananeemoticon eizuführen)
begriff "hingerotzt" als alterprobtes literaturforenjargon erfühlt mich allerdings mit nostalgie, dafür danke ich dir.
gehab dich wohl, libbe(r), ich werde dich nicht mehr beunruhigen...(wie auch?)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.10.2012, 19:49

An Anonymus: Seit Tagen gehe ich mit dem Gedanken "schwanger", ob ein Fragezeichen - schuldig? - in der Überschrift nicht schon hilfreich wäre.
Im Text müsste man dann den Dreh finden, dass die zu den Augenpaaren gehörenden Menschen zu wissen meinen, dass das Ich schuldig ist.

Dann käme die Möglichkeit, dass es ein Irrtum, ein bloßes Gerücht etc. sein könnte, besser heraus.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 27.10.2012, 19:57

liebe Anamita .... wie weit sind wir jetzt eigentlich mit dem Verständnis der Sprache? Wenn einer mit dickem Ausrufezeichen ruft oder schreit oder brüllt: SCHULDIG ... ist der dann in deinen Augen schuldig? Wie oft wurde einer / eine für schuldig befunden, und zwar OHNE Fragezeichen ... und die Masse lynchte ...

ich meins nicht böse, aber ich glaube dass dieser Punkt (der mir von Anfang an klar war) dem anonymen Prosaisten nicht vorgeworfen werden kann. Dass der Text trotzdem nicht wirklich ankommt, muss an anderen Aspekten liegen. Ich hab jetzt nicht die Energie, mich damit auseinander zu setzen, nnur diese Überschrift, die fand ich eindeutig. Von Anfang an. und DeDes Idee war richtig. Das mit der Zahl finde ich keine gute Lösung.

lG
Renée

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Beitragvon Amanita » 27.10.2012, 20:11

Renée, ja, wenn er SELBST sagt: schuldig - und so habe ich den Titel von Anfang an aufgefasst - dann nehme ich ihm das ab. Es geht mir nicht darum, dass andere es schreien (und es dann "wahr" wäre). Mit solchen "Unterstellungen", auch wenn sie hier überspitzt sein sollten, bringe mich bitte niemals in Verbindung. Du könntest meine Haltung unter anderem auch aus meinem eigenen Gedicht Hexenjagd ableiten, das das selbe Thema behandelt viewtopic.php?f=2&t=12645 - und gerade weil ich mich mit dem Thema Massenhysterie immer mal wieder befasse, finde ich den Text oben eben nicht ganz und gar gelungen.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 27.10.2012, 20:32

ok, ich finde es auch nicht gelungen, das "schuldig" des Titels kann aber anders aufgefasst werden, wenn er auch selbst dem wort eine andere Bedeutung geben will. Was ja anderweitig auch vorkommt ;)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.10.2012, 20:41

Ja, Renée, wenn's nur der Titel wäre, dann wären einige Interpretationsmöglichkeiten drin. Ich habe allerdings von Anfang an betont, dass ich die Stelle "wissen von meiner Schuld" als Zentrum des Missverständlichen empfinde. Das liegt einfach an der (Ich-)Perspektive!
Wenn ich mir so ein paar Hieronymus-Bosch-Gestalten vorstelle, die brüllen "Wir wissen von deiner Schuld!" geht das mehr in Richtung meiner Hexenjagd. Hier sagt es aber das Ich, es spricht von "MEINER Schuld", ohne sich dagegen aufzulehnen. Das wäre aber für eine Klärung angebracht, denn es richtet sich ja an den Leser (und nicht an die Augenpaare, die ihm Angst einflößen und es vielleicht mundtot machen, allein schon durch ihre erschreckend große Menge) und hätte also durchaus die Möglichkeit, noch unterzubringen, dass es in Wirklichkeit unschuldig ist.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 27.10.2012, 21:08

Ich will mal meine Interpetation versuchen:

Nehmen wir an, das lyrIch sei gehetzt und gejagd - im inneren Zwiegespraech wendet es sich an den Leser in etwa so:



(Da sind:) 158 400 Augenpaare

(seht,) ihre Blicke zielen auf mich
(sie) hetzen und treffen
(sie) wissen von meiner Schuld

- woher?


denn wenn ich sage: diese da, die wissen natürlich von meiner Schuld kann das durchaus in neuer dt. Grammatik eine indirekte Rede darstellen und bedeuten, dass diese annehmen ich sei schuldig.

So kann man es mMn verstehen, Glaubst du nicht?


PS mit einem gleichermaßen grammatisch neudeutsch formulierten Vortrag in indirekter Rede hat Jenninger seine Laufbahn beenden müssen.

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birke
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Beitragvon birke » 27.10.2012, 21:35

... und wenn man als titel einfach "schuldgefühl" wählen würde?
dann ginge dieser text für mich vollkommen auf.

lg, birke.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/


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