Diese Stadt

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 28.11.2012, 23:02

Die traurige Diese Stadt trug früher
trug früher ein buntes Kleid.
Da kamen die Leute und lachten,
auch wenn es November war,
und es gab Schokolade.

Jetzt liegt sie am grauen Fluss
und sagt nichts.
Wer da noch wohnt,
braucht Winterschuhe
und neue Zähne.
Zuletzt geändert von Anonymus am 01.12.2012, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 28.11.2012, 23:07

Den Anfang des Textes find ich sehr schön...

Die traurige Stadt
trug früher ein buntes Kleid.
Dort wohnten Leute, die lachten,
auch wenn es Novembar war,
und es gab Schokolade.



...

ecb

Beitragvon ecb » 30.11.2012, 20:04

Ich würde das Wort "traurig" sowohl aus dem Titel, als auch aus der ersten Zeile herausnehmen und die Art, wie die beschriebene Stadt wahrgenommen wird, dem Leser überlassen. Denn da öffnen sich sehr viel mehr Möglichkeiten, als sie durch dieses eine Wort abgedeckt werden könnten, sehr viel ambivalentere, die durch die schön bildhaften Charakterisierungen hervorgerufen werden. Nur als Beispiel: Es könnte sich um den Kontrast zwischen dem unterschiedlichen Erleben der Stadt als Kind und als späterer Rückkehrer handeln, es könnte sich auch um eine aus historischen, politischen, wirtschaftlichen Gründen wirklich absterbende Stadt handeln usw.

Mir gefällt das Gedicht :daumen:
Liebe Grüße
Eva

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.11.2012, 23:43

Es geht mir hier wie Eva. Über das schon vorgelegte Attribut "traurig" und auch über das "sagt nichts" in der 2. Strophe wird dem Leser hier zu viel vorgegeben. Das Traurige und das Schweigen sollte aus dem Text beim Leser evoziert werden. Seinen besonderen Reiz aus den Kontrasten hat es jetzt bereits, doch durch die besagten Änderungsvorschläge würde es, glaube ich, sehr gewinnen.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 01.12.2012, 01:42

Ich muss ins gleiche Horn tuten :o)
Wie Eva schon angedeutet hat, ich lese aus dem Text eine gewandelte Betrachtung der Stadt, vielleicht der Heimatstadt: einmal die Perspektive des Kindes, etwa beim Besuch des Weihnachtsmarkts; dann später die Perspektive des gealterten Menschen - der Bedarf nach neuen Zähnen weist in diese Richtung ... Ich finde diesen Kontrast wesentlich stärker, wenn man sich klar macht, dass die Kulisse sich vermutlich gar nicht geändert hat; vielleicht niemals den Glanz hatte, den das Kind hineinsah.

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 01.12.2012, 09:45

Der Anonyme meldet sich auf so viel Engagement gern zu Wort!

Als erstes (weniger wichtig): Es gibt keine Überschrift - nur "für hier". Das "traurig" käme also nur einmal vor.

Nun habe ich ja gelernt, dass Adjektive schnell giftig werden :). Ich hänge auch nicht mein Leben an das "traurig".


Die Stadt trug früher ein buntes Kleid -

da ist mir aber zu wenig Gegensatz drin, es klingt so normal-bis-kitschig. Diese Version wäre nicht meine.

Was mach'mer nu'? (doch ein Adjektiv, aber ein anderes? klein, kleinlich, so was?)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 01.12.2012, 10:33

klein, kleinlich, so was?


Ich hoffe, Du meinst da nicht wörtlich! "Die kleine Stadt trug früher ein buntes Kleid" - das klingt nach Pixie-Buch ... :pfeifen:

"Die kleinliche Stadt" hat was, aber bestimmt nicht das, was Du meinst.

Mir würde es schon gefallen, wenn einfach das Adjektiv weg wäre. Ich würde dann den Zeilenumbruch ändern:

Die Stadt trug früher
ein buntes Kleid.

Fände ich in Ordnung so ...

Sonnige Grüße
Zefira
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(Ikkyu Sojun)

Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 01.12.2012, 10:41

... war ja noch nicht "ins Reine", liebe Zefira!

Ich finde einfach, da muss noch "was hin" - und wenn es "diese" Stadt wäre ... "die andere" ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.12.2012, 13:58

Ja, warum nicht: diese Stadt

Damit wird noch deutlicher, dass diese Stadt eine besondere für das LI ist.


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