[der pappkamerad bekommt
böses fleisch angehängt
mächtige muskeln
... müssen schießen
kriegen wir dann gesagt
dass er uns nicht würgt]
erster Entwurf:
bewahrt euren frieden!
[der pappkamerad erhält doch schon
böses fleisch angehängt
gefakte mächtige muskeln
wir müssen schießen
sagt ihr dann
irgendwann
dass er uns nicht würgt]
Versuch III
Hallo Anony,
gesellschaftskritische oder politische Texte haben es ja immer schwer, weil man ihnen stets anlasten kann, sie seien nicht differenziert genug, zu plakativ, zu moralinrülpsig. Das trifft auch in gewissem Maße auf deinen Text zu für mein Empfinden.
Fängt schon mit dem Titelappell an, eine Abwandelung vom salbungsvollem unantastbarem "Friede sei mit euch".
Der Text thematisiert für mich die Überreaktion auf eine Pseudogefahr und lässt sich durch seine Offenheit auf weltpolitische Spannungsgebiete ebenso übertragen wie auf den ehemaligen Kinderschänder, der nach Haftverbüßung in der Nachbarschaft wohnen möchte.
Was der Text allerdings kategorisch ausschließt (durch eben den Pappkameraden), ist die Möglichkeit, dass ein Handeln nötig würde und die Angst eben nicht unbegründet wäre. Diese Vereinfachung des kategorischen Ausschlusses belegte dann wieder die oben genannte These des zwanghaft Plakativen.
Davon ab, "erhält doch schon" finde ich ungelenk ausgedrückt, das angehängte böse Fleisch gefällt mir dagegen sehr. Wie wäre:
Am Pappkamerad
hängt böses Fleisch
"gefakte" ist überfüssig (habe noch keine Pappkameraden mit echten Muskeln gesehen)
zudem erzeugt es durch seine "Lässigkeit" eine Erzähldistanz, die dem Text nicht guttut.
Auch das "ihr" finde ich perspektivisch ungeschickt, weil es das LyI zum pastoralen Goggel inthronisiert.
Aber irgendwie hat er auch eine gewisse Kraft.
Gruß
gesellschaftskritische oder politische Texte haben es ja immer schwer, weil man ihnen stets anlasten kann, sie seien nicht differenziert genug, zu plakativ, zu moralinrülpsig. Das trifft auch in gewissem Maße auf deinen Text zu für mein Empfinden.
Fängt schon mit dem Titelappell an, eine Abwandelung vom salbungsvollem unantastbarem "Friede sei mit euch".
Der Text thematisiert für mich die Überreaktion auf eine Pseudogefahr und lässt sich durch seine Offenheit auf weltpolitische Spannungsgebiete ebenso übertragen wie auf den ehemaligen Kinderschänder, der nach Haftverbüßung in der Nachbarschaft wohnen möchte.
Was der Text allerdings kategorisch ausschließt (durch eben den Pappkameraden), ist die Möglichkeit, dass ein Handeln nötig würde und die Angst eben nicht unbegründet wäre. Diese Vereinfachung des kategorischen Ausschlusses belegte dann wieder die oben genannte These des zwanghaft Plakativen.
Davon ab, "erhält doch schon" finde ich ungelenk ausgedrückt, das angehängte böse Fleisch gefällt mir dagegen sehr. Wie wäre:
Am Pappkamerad
hängt böses Fleisch
"gefakte" ist überfüssig (habe noch keine Pappkameraden mit echten Muskeln gesehen)
zudem erzeugt es durch seine "Lässigkeit" eine Erzähldistanz, die dem Text nicht guttut.
Auch das "ihr" finde ich perspektivisch ungeschickt, weil es das LyI zum pastoralen Goggel inthronisiert.
Aber irgendwie hat er auch eine gewisse Kraft.
Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
gut!!! (zu erfahren). Es ist in der Tat eine Rohfassung, an der ich gern noch feilen möchte.
Der Beginn war ein Zitat, dessen Quelle - eine Übersetzung - mir zu umständlich war anzugeben, da es eher ein Fischen aus dem Netz war. Dieser Satz hat mich zum Eigentlichen animiert, motiviert oder was immer. Als Einstieg finde ich ihn auch irgendwie sinnvoll. Vielleicht kursiv?
II. Versuch
[der pappkamerad kriegt
böses fleisch angehängt
riesige mächtige muskeln
... müssen schießen
kriegen wir dann gesagt
dass er uns nicht würgt]
Der Beginn war ein Zitat, dessen Quelle - eine Übersetzung - mir zu umständlich war anzugeben, da es eher ein Fischen aus dem Netz war. Dieser Satz hat mich zum Eigentlichen animiert, motiviert oder was immer. Als Einstieg finde ich ihn auch irgendwie sinnvoll. Vielleicht kursiv?
II. Versuch
[der pappkamerad kriegt
böses fleisch angehängt
riesige mächtige muskeln
... müssen schießen
kriegen wir dann gesagt
dass er uns nicht würgt]
Ja! Gefällt mir jetzt richtig gut, weil der Erzähler nun "drin" ist und den Text moralisch öffnet.
Nur (ich finde immer was) riesige ist mir zu gestopft und kriegt / kriegen zu gemobbelt für die Kürze des Textes.
Nur (ich finde immer was) riesige ist mir zu gestopft und kriegt / kriegen zu gemobbelt für die Kürze des Textes.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Je nun, das ist halt Textarbeit - bei manchen wünscht man sich das ja genau so. Also danke.
III. Versuch ;) (wird immer mehr eingedampft, irgendwann ist nix mehr übrig - pfffft)
[der pappkamerad bekommt
böses fleisch angehängt
mächtige muskeln
... müssen schießen
kriegen wir dann gesagt
dass er uns nicht würgt]
III. Versuch ;) (wird immer mehr eingedampft, irgendwann ist nix mehr übrig - pfffft)
[der pappkamerad bekommt
böses fleisch angehängt
mächtige muskeln
... müssen schießen
kriegen wir dann gesagt
dass er uns nicht würgt]
Anonymus hat geschrieben:gut!!! (zu erfahren). Es ist in der Tat eine Rohfassung, an der ich gern noch feilen möchte.
Ich stell mal den Ofen noch etwas heißer und würde auch das "… müssen" noch eindampfen lassen. .-) Um das "wir/ihr" und die Frage des moralisch pastoralen zu umgehen könnte man in der nächsten Zeile auch schreiben: heißt es dannAnonymus hat geschrieben:(wird immer mehr eingedampft, irgendwann ist nix mehr übrig - pfffft)
Im Gegensatz zu Nifl finde ich das „böse fleisch“ nicht so gelungen, vor allem nachdem nun das gefakte fehlt, entsteht da für mich ein seltsames Bild wie tatsächlich Fleisch mit Fleischerhaken an den Pappkamerad gehängt wird. Dadurch verliert es für mich jeglichen Realitätsbezug und verliert den Biss. Und wozu das Fleisch, wenn danach die Muskeln benannt werden? Als Showeffekt? Oder mit Bezug zum "bösen Blut" (das hat natürlich auch was)? Mir scheint aber der Gedanke um das Gefakte, der ja doch weitergeht und sich auch auf das "mächtige" bezieht, wichtiger? Warum nicht z.B.:
böses angehängt gefakte
mächtige muskeln
?
Dafür fand ich die oo in „doch schon“ gut, mit dem „bekommt“ käme sogar noch eines dazu. Vom Sprachlichen her passt hier für mich ein leicht sarkastischer Unterton schon, der sich auch im gefaked für mich widerspiegelt.
Schöner Titel. :)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Gegensatz zu Nifl finde ich das „böse fleisch“ nicht so gelungen, vor allem nachdem nun das gefakte fehlt, entsteht da für mich ein seltsames Bild wie tatsächlich Fleisch mit Fleischerhaken an den Pappkamerad gehängt wird.
ja, dieses drastische Bild habe ich auch vor Augen und stellt mich gleich aufs Schlachtfeld des Krieges (zeigt auch, dass die Übung schon Krieg ist), zeigt diese ungeheure Absurdität, macht schmerzhaft deutlich wie nahe alles zusammenliegt, spielt, mischt ab mit "nicht von Pappe sein" mit "eigen Fleisch und Blut" mit "böser Wunde" und ja "bösem Blut" mit "falschem Fleisch" ...
Und für mich wirkt es auch so schon nicht mehr pastoral, weil ich LyI jetzt drinnen sehe, er für sich abwägt, ob er dem Kommando folgt oder nicht und es offen bleibt.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Vielleicht ist mein Metzger zu nett für solche Assoziationen. :o) Aber mein erster Gedanke ging auch eher in Richtung Polizei und nicht in Richtung Krieg und Soldaten.Nifl hat geschrieben:ja, dieses drastische Bild habe ich auch vor Augen und stellt mich gleich aufs Schlachtfeld des Krieges
Ja, wenn es so ankommt, ist es gut.zeigt diese ungeheure Absurdität, macht schmerzhaft deutlich wie nahe alles zusammenliegt, spielt, mischt ab mit "nicht von Pappe sein" mit "eigen Fleisch und Blut" mit "böser Wunde" und ja "bösem Blut" mit "falschem Fleisch" ...
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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