Liebe Louisa,
ich würde mich Deinem intuitiven Urteil gerne anschließen, bin aber mit Deiner Art Kritik (wieder) nicht einverstanden...
"pentelisch" musste ich auch googeln, dabei kam nicht nur ein Vorort von Athen raus, sondern auch ein Berg, aus dessen Stein die Akropolis ist.
Jetzt bleibt die Frage, ob man als Autor nur an Allgemeinplatzwissen anschließen darf. Dann wird es natürlich schwierig, da Du ja a.a.O geschrieben hast, man müsste als Dichter nichts wissen. Das finde ich ganz entzückend! Solange Du 19 bist. Solange wirst Du ja mit Smilies durchkommen
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Das Gedicht lebt von der Spannung Nacht/Winter und Mittag/Sommer.
Ob man auf die Adjektive verzichten kann, ob ein blauer Mond nicht von selbst kühl und ein Athener Sommer gleißend ist, brauchen wir aber nicht zu diskutieren: das Gedicht ist fertig.
Das heißt:
1. "Stillen" ist kein Druckfehler (für "Stellen") und
Du musst jetzt überlegen, wie man eine "Stille" anfassen kann. Hier greift wieder das Wort von der "Metalogik" (Du erinnerst Dich vielleicht?): Ist es eine Verbindung von Stille und Mondschattenspielen, auf die das Lyr.Ich seine Hände legen möchte, wie damals auf den pentelischen, heißen Stein?
2. Das Flüstern, das raschelnd fällt ist der einsetzende Schneefall (siehe letzte Zeile), damit haben die Wolken ihren Platz (vielleicht zeigen sich zwischen ihnen Sterne?), auch wenn Dir Sträucher besser gefallen.
3. Die leeren (irdenen) Blumenpötte mit den gefrorenen Eismuscheln auf ihrem Grund stehen da rum, ich sehe keine Überladung in ihrer Erwähnung.
Die Spannung des Gedichts liegt ja gerade in der Parallelisierung dessen, was real überhaupt nichts miteinander zu tun hat (Piräus als Strauch), und doch durch die Sprache und ihren Blickwinkel etwas Gemeinsames entwickelt.
Das Lyr.Ich ist allein. Aber auch deshalb, weil es sich aus der erleuchteten Partyzone zurückgezogen hat mit seinem inneren Erleben, das die Identität stiftet. "Wenn Dich alles verlassen hat, kommt das Allein-sein. Wenn Du alles verlassen hast kommt die Einsamkeit."
Ich kenne nur eine Person aus dem Salon, die so schreibt.
Was mir an Deiner Kritik nicht gefällt:
"Insegsamt ein feiner, spannender Text für mich! Man liest hier selten so etwas Feines (in der Anonymen-Reihe)."
Wenn Du nur statt "man" "ich" gesagt hättest! So, wie Du angefangen hast...
"Aber das ist ja das Arge am Unverstande, dass er, ohne schön und gut und wahr zu sein, sich selbst ganz genug zu sein dünkt."
Grüße, Carl