Helene im Garten
Verfasst: 28.07.2008, 19:09
Helenes Mutter kann besser mit Blumen als mit Menschen. Während sie sich über die Glockenblumen beugt oder die altrosafarbenen Kletterrosen von abgeblühten Köpfen befreit, spricht sie mit ihnen in einem leisen Singsang. „Meine Schönen“, sagt sie. „Ich lösche euren Durst.“ Oder: „Die bösen Nacktschnecken!“ Das sagt sie ärgerlich und schneidet die Tiere mit der Gartenschere entzwei. Helene sitzt auf der Schaukel, einem verwitterten Brett an Seilen, die um einen dicken Ast des Nussbaumes geknüpft sind. „Mama, lass doch die Schnecken am Leben“, ruft sie.
Der Baum knarrt, die Mutter schweigt. Der Baum wird Helenes Gewicht bald nicht mehr tragen, sie schaukelt schon so viele Jahre an ihm. Nächsten Monat wird Helene zwanzig. Sie steht auf und geht zu ihrer Mutter, die durchs Gras robbt und nach den Schnecken jagt. „Mama!“ Helene ist schneller, sie packt die rotbraunen Geschöpfe und wirft sie über den Palisadenzaun. Die Mutter fuchtelt mit der Schere hilflos in der Luft.
„Stell dir vor, ich schneide dich in der Mitte durch, Mama“, sagt Helene.
Sie sieht, wie sich die Mutter in der Nabelgegend teilt, von oben rutscht das Herz herunter und kugelt in die Wiese, von unten quillt die Gebärmutter heraus. Helene stopft alles zurück, presst die beiden Mutterteile aneinander, spuckt auf die Schnittstelle, verreibt die Spucke ordentlich. Es hält. Aufatmend wirft sie sich neben der geretteten Mutter in die Wiese. „Mach das nie wieder, Mama“, stöhnt Helene.
„Du bist meine Blume Helene“, sagt die Mutter. „Bring dich bitte nie wieder um.“
Helene legt den Kopf in ihren Schoß. „Nein, Mama.“
Der Baum knarrt, die Mutter schweigt. Der Baum wird Helenes Gewicht bald nicht mehr tragen, sie schaukelt schon so viele Jahre an ihm. Nächsten Monat wird Helene zwanzig. Sie steht auf und geht zu ihrer Mutter, die durchs Gras robbt und nach den Schnecken jagt. „Mama!“ Helene ist schneller, sie packt die rotbraunen Geschöpfe und wirft sie über den Palisadenzaun. Die Mutter fuchtelt mit der Schere hilflos in der Luft.
„Stell dir vor, ich schneide dich in der Mitte durch, Mama“, sagt Helene.
Sie sieht, wie sich die Mutter in der Nabelgegend teilt, von oben rutscht das Herz herunter und kugelt in die Wiese, von unten quillt die Gebärmutter heraus. Helene stopft alles zurück, presst die beiden Mutterteile aneinander, spuckt auf die Schnittstelle, verreibt die Spucke ordentlich. Es hält. Aufatmend wirft sie sich neben der geretteten Mutter in die Wiese. „Mach das nie wieder, Mama“, stöhnt Helene.
„Du bist meine Blume Helene“, sagt die Mutter. „Bring dich bitte nie wieder um.“
Helene legt den Kopf in ihren Schoß. „Nein, Mama.“