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im griff
Verfasst: 04.08.2008, 20:56
von Anonymus
geh nicht aus mit mir
wenn du nicht eingehst
auf meine eckigen worte
dein kleid ist verknittert darling
sagst du
es passt aber besser
als deine flatternde robe
antworte ich
und denke ans bügeleisen
Verfasst: 06.08.2008, 22:40
von Nifl
"im griff" ist ein Text, der nicht durch sprachliche Finesse besticht. Die Diktion ist sehr einfach gehalten und auch der Verdichtungsgrad nicht überzogen.
Die "flatternde Robe" fällt hierbei aus dem Ausdruckskolorit heraus, sticht hervor, hebt den Text vom einfachen Alltags-Streit-Dialog auf ein "inneres Reflexionsniveau" des LyI, bedeutet dem Leser das wahre Spannungsverhältnis und schließt rück auf den Titel "im griff". Denn das Aufbegehren gegen die Kritik "verknittertes Kleid" scheitert jäh in der finalen Zeile, in der alte Rollenzwänge den fiktiven Disput "nieder-bügeln" und für sich entscheiden.
Das verknitterte Kleid wirkt auf mich auf metaphorische Weise gleichermaßen als Kontrapunkt und Komplement zur flatternden Robe. Eigentlich ist "eckig" darob redundant und schwächt die direkte Wechselbeziehung "dein kleid ist verknittert darling" <>" deine flatternde robe". Ebenso verhält es sich mE. mit dem machohaften "Darling", das ich durchaus auch in der flatternden Robe wieder fände, die dafür keinen Gegenpart bietet aber schon die Überlegenheit ankündigt und in sofern doch nicht redundant ist… als Fazit wünsche ich dem LyI mehr Mut zum "nicht-angepasst-Sein"
Verfasst: 07.08.2008, 00:04
von Zefira
Die Kombination aus dem Titel, den eckigen Worten und verknittertem Kleid lässt mich an eine bestimmte Form von Verknautschtheit denken, die sich quasi spitz und kantig darstellt, etwa in Form der bekannten eingebügelten "Storchenschnäbel", wenn man (oder vielmehr frau) Hemdenärmel bügelt, oder mit sehr festem Griff ein Kleidungsstück zusammenknautscht.
Was mich verwirrt, ist, dass die Position des Sprechers mir sehr "männlich" erscheint, aber warum sollte ein Mann ein verknittertes Kleid tragen? Denkt man die Rollen hingegen um, käme ihm die flatternde Robe zu, was noch weniger passt. Mir kommt es so vor, als sei hier eine eingangs stimmige Metapher angerissen, aber nicht wirklich durchgehend ausgeführt. Eine persönliche Sache noch dazu: Mir ist das angesprochene Du weitaus sympathischer als das sprechende Ich. Geht es noch mehr Lesern so?
Nachtgruß
Zefira