Muttertexte - Vatertexte

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 01.06.2008, 09:49

Muttertexte sind zerbrechlich wie Glas. Sie schleifen die Flügel nach und lahmen. Der Stachel sitzt sehr tief. Das Leid umwickelt sich mit feuchten Tüchern. Sie spreizen die Zehen gegen das Unheil. Es riecht nach Essig und Tränen.
Muttertexte treten durch das Wintertor. Sie frösteln im weißen Kirschgarten und schielen nach den walnussgrünen Häusern. Dann verhüllen sie ihr Gesicht, damit sie die Amseln nicht sehen, die saure Kirschen zerpicken.
Muttertexte schnüren ein und gären zu früh. Aber der Dom wacht über sie und wiegt sie im Dröhnen seiner Glocken. Dann fallen sie in den Schatten der Linden auf das raue Kopfsteinpflaster und betäuben sich mit sahnigen Torten.

Eines Morgens lagen sie auf der geteerten Straße wie hölzerne Puppen. Ihre Kleidung in Fetzen und Kieselsteine im Mund. Sie starrten in den Himmel und warteten auf die frühen Stare.

Vatertexte

Vatertexte haben schwarze Ränder. Sie ducken sich in der Traumhöhle und streben nicht ans Licht. Leise, ganz leise spielt der Wind im Gesicht und die Buttermilch gerinnt.
Vatertexte bemühen sich um so viel mehr, doch dann kriechen sie still in den glänzenden braunen Schuh und vergessen das Holz. Leise, ganz leise fällt der Regen in den Fluss und die Nussschale schwankt.

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 14.07.2008, 20:41

Hallo Xanthippe,

Monochrome sind einfarbige Gemälde, es gibt wunderbare in Blau von Yves Klein, das Kleinblau und auch Goldene.

Auch etliche Vertreter, die Schwarz abbilden.

Ein schwarzes Gedicht, eins, das dieses Blau einfängt.

Für das alles kann ich mich sehr begeistern-

Freundliche, lächelnde Grüße
vom bösen Wüsenfuchs


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