Lula trägt ein Messer im Hemd. Sie presst es an ihre nackte Haut und genießt das kühle Metall. In ihrem Kopf steigen Luftblasen auf. Ihre Hautgrenzen sind durchlässig und am Rücken trägt sie ein schwarzes Mal, das sie selbst nicht sehen kann. So balanciert sie in viel zu kurzen Röcken über die Dächer der Stadt. Weit unten sieht sie kleine Gestalten und fragt sich, ob es Steinstatuen oder Menschen sind. Mit träumerischer Sicherheit springt sie über Abgründe. Sie erkennt sie am Geruch. Sie lacht und weint gleichzeitig. Ihre Mund ist grellrot geschminkt. Heimlich sucht sie den Clown. Doch er lässt sich nicht finden.
Sie lebt in einem verkommenen Loft. Er liegt in einer alten Fabrik. Eine schiefe Leiter führt direkt in den Himmel, zum Fels der Engel. Sie legt sich nackt auf den Boden und trinkt Milch aus der Tüte. Wenn der rote Kaktus blüht, bemalt sie die Wände in schrillen Farben mit hohlwangigen Gesichtern von Frauen, in deren Augen ein verzehrendes Fieber brennt. Zwei Perserkatzen streichen ihr um die Beine und singen schrille Fugen.
Der Pinsel tropft, der Mond rinnt aus. Sie zerknüllt die Milchtüte und rennt lachend durch die Nacht zum Fluss.
Lula, my Girl
Lula erinnert mich stark an Billie. Wieder eine bilderstarke Charakerisierung einer rätselhaften Person.
Mir persönlich ist es aber, ähnlich wie bei Billie, zu viel Beschreibung, mir fehlt was. Vielleicht nicht unbedingt eine Handlung, aber doch irgendeine Form des Rahmens für Deine Frauenportraits.
Aber anderen geht es vielleicht ganz anders...
Mir persönlich ist es aber, ähnlich wie bei Billie, zu viel Beschreibung, mir fehlt was. Vielleicht nicht unbedingt eine Handlung, aber doch irgendeine Form des Rahmens für Deine Frauenportraits.
Aber anderen geht es vielleicht ganz anders...
Hallo Ben (oder lieber wüstenfuchs?),
das find ich wunderbar geschrieben. (Mir fehlt nichts .-)) Wie auch schon bei Billie zeigst du hier einen Menschen, ganz leicht, nicht übergriffig oder aufdringlich und doch ganz nah. Die Bilder, die du verwendest sind ungewöhnlich, frisch und erscheinen doch so selbstverständlich. Der Text wird sinnlich erfahrbar, es ist alles da, Geruch, Farbe, Geschmack, Aussicht und Einsicht. Ein Lachen in der Nacht und Katzenjammer.
Nur zwei klitzekleine Anmerkungen
Heißt es nicht das Loft? Also: Es liegt in einer alten Fabrik?
Die vielen „Sie“ sind ja durch die Erzählweise bedingt, stören mich auch nicht, aber im letzten Satz fände ich es schön, ihren Namen noch mal aufzugreifen.
liebe Grüße smile
das find ich wunderbar geschrieben. (Mir fehlt nichts .-)) Wie auch schon bei Billie zeigst du hier einen Menschen, ganz leicht, nicht übergriffig oder aufdringlich und doch ganz nah. Die Bilder, die du verwendest sind ungewöhnlich, frisch und erscheinen doch so selbstverständlich. Der Text wird sinnlich erfahrbar, es ist alles da, Geruch, Farbe, Geschmack, Aussicht und Einsicht. Ein Lachen in der Nacht und Katzenjammer.
Nur zwei klitzekleine Anmerkungen
Heißt es nicht das Loft? Also: Es liegt in einer alten Fabrik?
Die vielen „Sie“ sind ja durch die Erzählweise bedingt, stören mich auch nicht, aber im letzten Satz fände ich es schön, ihren Namen noch mal aufzugreifen.
liebe Grüße smile
Vielen Dank, smile und Hakuin, das freut mich natürlich.
Hallo Xanthippe, das verstehe ich. Irgendwie bin ich da gelandet, früher hatte ich mehr mit Geschichten am Hut. Das Problem ist, sobald es zu konkret wird, verfliegt der surreale Charakter.
Aber ich bin dran,
und nichts ist endgültig.
Mal sehe, was kommt.
Gruß
Benjamin
Hallo Xanthippe, das verstehe ich. Irgendwie bin ich da gelandet, früher hatte ich mehr mit Geschichten am Hut. Das Problem ist, sobald es zu konkret wird, verfliegt der surreale Charakter.
Aber ich bin dran,
und nichts ist endgültig.
Mal sehe, was kommt.
Gruß
Benjamin
Hallo wüstenfuchs,
das ist ein sehr schöner Text, er ist für mich auch einiges stärker als Billie, ist kompakter und dichter. Die Abfolge der Bilder ist gut gesetzt, wenn ich was mäkeln möchte so wärs der Ausdruck
"verzehrendes Fieber". Das scheint mir gleichzeitig zu wenig gesagt und zu viel beschrieben. Etwas griffigeres als verzehrend vielleicht, oder einfach nur fiebrig?
Das ist aber nur eine Kleinigkeit im Vergleich zum Rest. Der passt zusammen.
Gruß
Sneaky
das ist ein sehr schöner Text, er ist für mich auch einiges stärker als Billie, ist kompakter und dichter. Die Abfolge der Bilder ist gut gesetzt, wenn ich was mäkeln möchte so wärs der Ausdruck
"verzehrendes Fieber". Das scheint mir gleichzeitig zu wenig gesagt und zu viel beschrieben. Etwas griffigeres als verzehrend vielleicht, oder einfach nur fiebrig?
Das ist aber nur eine Kleinigkeit im Vergleich zum Rest. Der passt zusammen.
Gruß
Sneaky
Lieber Fuchsben,
ein guter Text mit vielen guten Sätzen.
Kleinigkeiten mag ich noch anmerken:
Ich würde lieber
"So balanciert sie in kurzen Röcken über die Dächer der Stadt."
lesen - das "viel zu" ist, wenn ich es richtig sehe die einzige Wertung des Textes.
Das Clownbild drängt sich mir beim ersten der Sätze schon automatisch auf - es verliert für mich ein wenig an Kraft, weil man es antizipiert. Vielleicht so:
"Ihr Mund ist grellrot geschminkt. Doch der Clown lässt sich nicht finden. "
Bei "Ihr" ist übrigens ein "e" zu viel. (Und ja, ich hätte auch "das Loft" gesagt).
Das soll übrigens nicht darüber hinwegtäuchen, dass mir der Text sehr gut gefällt.
Liebe Grüße
Max
ein guter Text mit vielen guten Sätzen.
Kleinigkeiten mag ich noch anmerken:
So balanciert sie in viel zu kurzen Röcken über die Dächer der Stadt.
Ich würde lieber
"So balanciert sie in kurzen Röcken über die Dächer der Stadt."
lesen - das "viel zu" ist, wenn ich es richtig sehe die einzige Wertung des Textes.
Ihre Mund ist grellrot geschminkt. Heimlich sucht sie den Clown. Doch er lässt sich nicht finden.
Das Clownbild drängt sich mir beim ersten der Sätze schon automatisch auf - es verliert für mich ein wenig an Kraft, weil man es antizipiert. Vielleicht so:
"Ihr Mund ist grellrot geschminkt. Doch der Clown lässt sich nicht finden. "
Bei "Ihr" ist übrigens ein "e" zu viel. (Und ja, ich hätte auch "das Loft" gesagt).
Das soll übrigens nicht darüber hinwegtäuchen, dass mir der Text sehr gut gefällt.
Liebe Grüße
Max
Lach, ich muss heute endgültig rausfinden, ob es der oder das Loft heißt...
Lieber Max, lieber hakuin, lieber Bilbo, lieber Estragon, vielen Dank für eure Anregungen und Korrekturen.
(Übrigens hatte ich einen großen Hund, der Bilbo hieß und den ich sehr vermisse und finde Estragon ein sehr apartes Gewürz)
Die Anregung, einen Film zu drehen, hat mir geholfen. Ich grübel schon länger, ob man den Text fortsetzen irgendwie könnte, ohne zu verflachen und wenn, dann wie. Ich habe es schon probiert, aber die Versuche erspare ich euch besser.
Jetzt kann ich Szenen im Kopf drehen. Und gewinne andere Gesichtspunkte.
Gruß
Benjamin
Lieber Max, lieber hakuin, lieber Bilbo, lieber Estragon, vielen Dank für eure Anregungen und Korrekturen.
(Übrigens hatte ich einen großen Hund, der Bilbo hieß und den ich sehr vermisse und finde Estragon ein sehr apartes Gewürz)
Die Anregung, einen Film zu drehen, hat mir geholfen. Ich grübel schon länger, ob man den Text fortsetzen irgendwie könnte, ohne zu verflachen und wenn, dann wie. Ich habe es schon probiert, aber die Versuche erspare ich euch besser.
Jetzt kann ich Szenen im Kopf drehen. Und gewinne andere Gesichtspunkte.
Gruß
Benjamin
also ich habe es eben noch einmal laut für mich gelesen, ich glaube es ist ein Text zum Lesen, gelesen funktioniert er für mich auch. Ich habe mich gefragt, warum findet jeder den Text so gut, nur ich kann so wenig damit anfangen. Jetzt habe ich es rausgefunden... Der Film läuft nur mit Ton. (bei mir)
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