Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 19.11.2008, 22:35

Als er 31 war
im frühen Herbst
merkte er dass Frauen ihn anziehend fanden
manche Frauen
manchmal

Er sprang nicht von der Brücke
bewunderte weiterhin ihre Schenkel
lachte, wenn sie lachte
und gewöhnte sich an das Gefühl

zu sehr

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.11.2008, 23:54

Als ich 20 war,
wollte ich niemals 30 werden.
Als ich 30 war,
graute mir vor der 40.
Als ich 40 war,
dachte ich, wie schön es war,
30 zu sein.
An die 50 denk ich nicht
mal im Traum.

ecb

Beitragvon ecb » 22.11.2008, 07:28

und dann fängste an, anders
aus der wäsche zu gucken
die langsam den charakter
der hülle annimmt
um das, was zurückbleibt
wenn die fülle sich trollte ...

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 22.11.2008, 15:14

troll dich!

fülle braucht platz

dich ab füllen
mit dem
und mit dem

und mit dem
sowieso.

letzte füllung -
heute

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.11.2008, 00:54

Trollt euch!

Ihr gemeinen
lustvollen
leckeren
duftenden
gepuderten
noch warmen Versucher.

Heute
lernte die Waage
fliegen.

Max

Beitragvon Max » 28.11.2008, 21:08

Die Schminke hatte ihre Kraft verloren
der Puder
auch der Duft und die schwarzen Strümpfe
Aber ihre Nase
die nicht nur ein wenig zu lang war
im Licht der roten Ampel
und ihr viel zu kräftiges Lachen
machten ihm
für einen Augenblick nur
eine Gänsehaut

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.12.2008, 16:12

Ohnmacht

Ein Wort von ihr
bringt ihn zum Lachen.
Ein Blick von ihr
bringt ihn zum Schweigen.
Ein Schweigen von ihr
macht ihn ratlos,
weil er nicht
mit ihr weinen kann.

Max

Beitragvon Max » 10.12.2008, 21:44

Viel ist es nicht um das es geht
Sich die Haut ritzen zu lassen
aber nicht das Herz

Und nicht versteinern
wie der Stein

Und lachen
lachen
lachen
wenn das Weinen versiegt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.12.2008, 01:20

lache ich tränen
sieht niemand
die wahren

Klara
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Beitragvon Klara » 22.12.2008, 20:47

„Mein Liebling“
albert das Lebkuchenherz am Zirkuskiosk.
Der rosa Zuckerrand sieht alt und künstlich aus, und
die Clownsnummer will das Publikum für dumm verkaufen.
4 Euro für ne Tüte Popcorn ist viel Geld für heiße Luft.
Zum Einstieg kommt Autowerbung, ein Sponsor,
danach eine Nummer schlechter als die andere,
das Klatschen der vielen so grausig erzwungen für
Schund ohne Zauber und Klang
alles Krach, bunter Müll.
„Ein Abbild der Gesellschaft“, haha.
Und früher, und früher, und früher, als ich -
als ich Kind war!
Der Zirkus noch nicht grau
nicht endlich, nicht bloße Synthetik,
nur Kribbeln und frohe Verheißung,
Großes
Sehnsuchtsglück! Noch nicht
Futter für dumme Depressionen.
Mein Liebling.

ecb

Beitragvon ecb » 22.12.2008, 22:05

wer könnte schon noch
den zirkus wagen
nicht sicher
daß es der zirkus ist
der versagt
sondern (viel schlimmer)
man selbst

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.12.2008, 01:19

bebende Zirkusluft
schnaubende Pferde
Trapezkünstler ohne Netz
Atem angehalten
Kindheitserinnerungen
Beim Clown
hab ich immer geweint
und Mutter
mich ausgelacht
Zuletzt geändert von Mucki am 31.12.2008, 14:35, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 28.12.2008, 22:27

Das Fell des Pferdes
(besonders auf der Nase - ich weiß)
so weich wie das Schafsfell in der Wiege
fast so weich wie der Flaum des Kindes

Als das Schaf lebte
war das Kind noch nicht
Später, wenn das Kind älter ist,
stirbt das Pferd

Glück entsteht
wenn überhaupt
in den Zwischenräumen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 31.12.2008, 13:35

[align=justify]31ster Zwölfter
Einst verliebt
Ins Zwischen
Inzwischen genervt
Bad stay
Ein "oh jäh"
Zwischendurch
Texten auf -Deck
-Fall
Stühlen, Zeilen
Und Fuck
Deeen Jahren
[/align]
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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