Aufbruch in den Himmel

derSibirier

Beitragvon derSibirier » 11.03.2010, 18:45

Er zieht den Stahlcontainer über die Schlachtfelder der Menschheit und kratzt die Seelen aus den stinkenden Körpern. Die dunklen wirft er in das rostige Trumm, die hellen schnürt er an eine Kette. Es rasselt und ächzt und er zieht von den Klippen in den Himmel. Dorthin, wo der Pfandmann seine Flügel wichst. Er schwingt die Seelenkette und knallt sie dem Meister verächtlich vor's Paradies.
"Zehn Streichhölzer für jede helle, so war's mit dem Chef ausgemacht."
Er spuckt ihm noch vor die Füße und fällt mit seinem Trumm in die Tiefe.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 12.03.2010, 08:42

Hallo, Sibirier,

für diese Mischung aus Terminator, Sandmann und Apokalypse bin ich sehr empfänglich, und dass ich das nicht ganz aufschlüssle am Ende, ist nicht so schlimm, aber dieses letzte Paradox ist mir vielleicht doch zuviel. (Aufbruch in den Himmel ... fällt ... in die Tiefe)

Aber ich habe den Text gerne gelesen.

liebe Grüße
Renée

derSibirier

Beitragvon derSibirier » 12.03.2010, 19:01

Hallo @Renée

Es ist der Satan, der die Seelen aus den Toten kratzt. Dunkle und helle Seelen - gute und schlechte Menschen.
Der Pfandmann und Meister ist Petrus. Der Chef ist der liebe Gott.
Satan braucht für jede helle Seele 10 Streichhölzer, weil das Verhältnis von gut und schlecht 10:1 ist. Mit den Streichhölzern und dunklen Seelen fällt er in die Hölle hinunter. Er verbrennt die wertlosen Seelen da. Es ist so seine Art, dem Pfandmann zum Gruß vor die Füße zu spucken. Verächtlich hat er es gerne.

freut mich, wenn's dich ansprach.

schöne Grüße
derSibirier

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 12.03.2010, 23:55

Hallo Sibirier,

das gefällt mir in seinem knapp-trockenen Ton auch gut. Der passt längst nicht immer, aber hier, für dieses kurze Schlaglicht, scheint er ideal.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 13.03.2010, 13:06

hallo, sibirier,


dein text bringt in seiner kürze mit viel sprach-wucht geballten inhalt rüber. wortwahl und stil empfinde ich hier als sehr stimmungs-schaffend und dicht - also dem thema sehr entsprechend. auch wohltuend "eigen" formuliert - etwas also, das mich als leser in eine neue erlebniswelt zwingt und somit die atmosphäre - passend zum inhalt - umso "bedrohlicher", weil fremder wirken lässt.

warum du deinen text in deinem kommentar an renee dann so ausführlich erklärst, ist mir allerdings schleierhaft. er bedarf dieser erklärung nämlich nicht. alles ist ablesbar und selbst-erklärend. das wirkt auf mich jetzt so, als wärst du dir deines textes nicht sicher und zusätzlich nimmt ihm die erklärung auch dieses gewisse diffuse, das seinen ganz eigenen zauber über dieses kurze fragment voller funkeln an seinen bruchkanten legt.

es besteht mE also nicht der geringste anlass, zu erklären - der text ist gut so, wie er ist. mehr als nur gut eigentlich.

"er hat was". und das "was", gefällt mir ausnehmend gut.


gernst gelesen!


gruß,

keinsilbig

derSibirier

Beitragvon derSibirier » 14.03.2010, 06:24

danke für eure lobende Worte, lieber ferdi und keinsilbig.

@keinsilbig
Renée fragte nach der Schlüsselblume am Ende. So wollte ich erklären, dachte mir aber - erklär' doch gleich den ganzen Text.
Deine Rüge macht Sinn und geht mir nahe, so etwas darf ich nicht machen, beraube ich doch den Leser seiner eigenen Gedankenwelt.
Genau solche und andere Sachen meinte ich mit "hier kann ich lernen" im off topic Bereich. Als Mahnung an mich selbst, bleibt die Antwort auf den Kommentar von Renée stehen.

schöne Grüße
derSibirier


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