TdM "Angst" - "Limonade aus Opas Schuppen" (keinsilbig)

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 11.10.2010, 21:31

eintrag vom autor gelöscht
Zuletzt geändert von keinsilbig am 13.11.2010, 23:36, insgesamt 3-mal geändert.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 12.10.2010, 10:08

Hallo, keinsilbig,
der Opa, der in seinem "Refugium" mit dem Enkel Limonade trinkt und ihm vom Krieg erzählt - eine schöne Situation, in der vor allem die Idyllik kraftvoll mit dem Grauen des Erzählten kontrastiert. Ich hab das gern gelesen, finde nur, dass Du am Schluss was verschenkt hast, indem Du zu komplett alles in die Idylle auflöst. Was sich aus der Situation mit Gewissheit ergibt, ist allein, dass der Großvater nicht erschossen wurde. Er behauptet, auch selbst nicht geschossen zu haben. Der neunjährige Enkel wird ihm das geglaubt haben - aber tut es auch noch der gereifte und erfahrenere Erzähler? Sollte der Großvater doch ge- und den Mann erschossen haben - er hätte es vielleicht verdrängt und würde es sich selbst nicht eingestehen; oder er würde es zumindest dem Enkel verheimlichen. Ich habe noch nie einen Soldaten erzählen hören, wie er getötet hat. Das ist fast ein Tabu. Dass Du hier in die Rolle eines Enkels schlüpfst, dient durchaus der Glaubwürdigkeit der Geschichte - und Dir beim Schreiben als distanzierendes Moment. Einer Enkelin hätte sich der Großvater wahrscheinlich nicht oder nicht so geöffnet. Das wird mit zunehmender Feminisierung der Armeen vielleicht anders werden.
Gruß
Quoth
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keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 12.10.2010, 18:05

Quoth hat geschrieben:.... finde nur, dass Du am Schluss was verschenkt hast, indem Du zu komplett alles in die Idylle auflöst. ...

...Der neunjährige Enkel wird ihm das geglaubt haben - aber tut es auch noch der gereifte und erfahrenere Erzähler? Sollte der Großvater doch ge- und den Mann erschossen haben - er hätte es vielleicht verdrängt und würde es sich selbst nicht eingestehen; oder er würde es zumindest dem Enkel verheimlichen.


danke, quoth,


für deine intensive beschäftigung mit dem text und die rückmeldung!

so sehr "idylle" sehe ich den schluss nicht. aber das ist eventuell "frauen-sicht". mir ging es nicht darum, das "ultimum" herauszuholen angesichts des themas "angst", sondern eher aufzuzeigen, dass auch schon das "teilweise ausmaß" genügt, um zu erschüttern - hier den enkel, der sich angesichts der attacke seiner mitschüler zum ersten mal mit seiner verwundbarkeit, vielleicht auch - unbewusst und gar nicht so reflektiert (wie auch in dem alter?) - mit seiner endlichkeit konfrontiert sah und "ein maß" von außen brauchte, um das erlebte einordnen zu können. etwas relativierendes, um es ganz direkt zu nennen.

der opa hat entweder - wie du sagst - geschönt, verdrängt oder es auch exakt so erlebt ...oder eben erkannt, welches maß der enkel "verkraften" konnte. letztlich ist egal, was nun als hintergrund tatsächlich am "echtesten" oder "wahrscheinlichsten" wäre. der prozess zwischen den beiden ist, was mich fasziniert. sie helfen nämlich beide einander. der enkel dem großvater, indem er das thema aufs tapet bringt. der großvater dem enkel, indem er einfach erzählt (nicht fragt, nicht einmischt, nicht besser weiß, nicht anders gemacht hätte) und ernst nimmt - im "entsprechenden maß".

ich sah irgendwann einmal im tv eine dokumentation über die posttraumatischen belastungs-probleme, mit denen viele ältere der kriegsgeneration sich reichlich alleingelassen in einem maß herumschlagen, von dem wir uns gar keine vorstellung machen können.
aber sie sind damit allein....keiner will es hören. schon gar nicht die eigenen kinder - also die, die eigentlich am nächsten stünden (was ja genau der grund dafür ist). oft ist da erst die nächste generation die, die "versöhnt". die es hören will. und die ohne die last (einer diffusen mit der muttermilch eingesogenen schuld sozusagen), die ihre eltern noch als kinder der kriegsgeneration mitschleppen, einfach zuhört. wissen will. mitfühlen. und spürt, worauf es ankommt.

nämlich auf heilungsprozesse. und die passieren oft "nebenbei". ohne den dingen in ihren daten, details, gewissenskonflikten, schuldfragen, etc. wieder und wieder exakt auf den grund gehen zu müssen.

meine geschichte mag daher für jemanden mit anderer erwartungshaltung logischerweise zu "lieblich" oder "harmlos" wirken. zu leise. das liegt m.E. daran, dass das, was ich (indirekt) beschreiben wollte, eben auch indirekt abläuft.


herzlichen dank nochmals fürs lesen und kommentieren!


liebe grüße,

keinsilbig

Quoth
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Beitragvon Quoth » 13.10.2010, 21:45

Hallo, keinsilbig,

völlig einverstanden mit allem, was Du schreibst, nur in diesem Punkt:
der prozess zwischen den beiden ist, was mich fasziniert. sie helfen nämlich beide einander

reduzierst Du die Textstruktur auf zwei, in Wirklichkeit enthält sie drei Personen: Die dritte ist der gealterte und gereifte Erzähler, durch ihn könntest Du den Text um eine reflektierende Ebene erweitern ("Ich hab ihm das damals geglaubt. Aber warum hätte er mir etwas anderes als die Wahrheit sagen sollen?" - oder ähnlich), die aus meiner Sicht eine Bereicherung wäre - und einigen Vorbehalten des Lesers entgegenwirken könnte.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 14.10.2010, 08:34

verstehe, quoth,


ich persönlich würde das eher als "einengung" empfinden.
die "dritte person" bist in dem fall du - der leser. und das finde ich viel spannender. du schreibst nämlich die geschichte hier aus deiner ganz persönlichen erwartungshaltung und erfahrungsgeschichte weiter. und das wird bei jedem ein wenig anders ausfallen. und das ist, was literatur lebendig macht und erhält.

abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass "alle" es so lesen wie du. repräsentativ werden wir aber nie erfahren, ob du da in deiner lesart eher "einzigartig" bist, denn hier sind doch die meisten mit lesen und kommentieren anderer dinge ihrer lieblings- und stammautoren beschäftigt. daher steht hier nun wohl persönliche einschätzung gegen persönliche einschätzung.

das ist keineswegs als zurückweisung deines einwands gemeint. ich kann nachvollziehen, was du meinst. es ist nur nicht meine intention für einen text, derart "konkret" abzudecken und anzuführen für den leser.

nochmals herzlichen dank für deine auseinandersetzung hier. ich weiß sie sehr zu schätzen!!!


liebe grüße,

keinsilbig

Quoth
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Beitragvon Quoth » 14.10.2010, 11:40

"Aus meiner Sicht" wäre es eine Bereicherung, mir genügt es, dass mein Argument bei Dir angekommen ist.
Ich bin sicher, keinsilbig, dass Sam und vielleicht auch Carl sich noch äußern werden. Wir haben hier ja durchaus auch eine Prosafraktion!
Gruß
Quoth
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Trixie

Beitragvon Trixie » 14.10.2010, 13:17

Hallo keinsilbig,

ich mag die Geschichte. Ich bin selber ein Großeltern-Fan und liebe es, wenn meine Oma "Geschichten von früher" erzählt. Daher allein schon hat mich diese Geschichte berührt.
Nur war ich etwas unsicher, weil ich beim Titel schon dachte, da ewartet mich eine skurrile Horrorstory von wegen Haarschuppen und bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um einen Holzschuppen handeln könnte *lach*.
Gut, dass ich im Nachhinein doch mal reingeschnuppert habe.

Ich finde es toll, wie du mit dem Thema umgehst, das ist sanft und unaufdringlich, richtig schön mit einem "die moral von der geschicht"- das man sich selbst überlegen darf.
Allerdings sind mir da zu viele Flosekln und, hm... Klischees(?) drin.
Gerade am Anfang das "als wäre es gestern gewesen" - das ist einfach so abgedroschen und man hat das Gefühl, da kommt jetzt etwas, das man schon weiß oder schon zig Mal gelesen hat.

Dann die finstere Einfahrt - wieso finster? War das nicht nach der Schule? Da war es doch nicht finster?

Das mit den Stickern finde ich etwas umständlich ausgedrückt - dabei ist das doch die Schlüsselsituation, die will ich genau verstehen, nicht dreimal lesen, bis ich sie wirklich kapiere:
Kalle hatte mich im Schwitzkasten gehalten und Gerd mit dem blau lasierten Miniatur-Taschenveitl vom letzten Schulausgang vor meinem Gesicht herumgefuchtelt und gedroht, mich "abzustechen wie die Sau vom Huber-Bauern", wenn ich ihnen nicht freiwillig die Sticker jener Stars der Champions League aushändigen würde, die äußerst rar und daher heiß begehrt und bis dahin in meinem Besitz gewesen waren und mich damit zu jemand "Besonderem" gemacht hatten

denn ich stelle mir die Situation etwas atemlos vor und da sind solche langen "und und und" Sätze irgendwie zu kompliziert.
Da könnte ich mir eher in diese Richtung vorstellen, die etwas mehr Spannung und flüssigere Lesen brächte:
"Kalle hatte mich im Schwitzkasten gehalten, Gerd fuchtelte dabei mit dem blau lasierten Miniatur-Taschenveitl (vom letzten Schulausgang) vor meinem Gesicht herum, drohte, mich "abzustechen wie die Sau vom Huber-Bauern". Die Sticker sollte ich rausrücken mit den Stars der Champions League, denn die waren rar und heiß begehrt, und ich war etwas "besonderes", weil sie in meinem Besitz waren." (nur als spontane Hilfe, meine Gedanken besser zu verstehen...)

Dann was ich auch unlogisch finde:
Ich fühlte mich dabei immer noch wie ein Schwein, das doch nur gemästet wird.

wieso fühlt er sich "immernoch" wie ein Schwein, das gemästet wird? Das hat er doch bisher gar nicht gefühlt, sondern hatte sich nur vorgestellt, wie Blut aus klaftertiefen Wunden schießt. Da würde ich das "immer noch" einfach weglassen.

Den Rest find ich überzeugend, es wirkt authentisch auf mich und ich kann mitfühlen, sehe die beiden wirklich vor mir und bin irgendwie dabei, merke, dass ich mich damit beschäftigen möchte im Nachhinein.

Was ich besonders mag ist das zeitgemäße Ettikett, der zittrige Seufzer und die drei Runden auf dem Rad um den Hof.

Das meine einzelne Lesermeinung =).

Liebe Grüße
Trix

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 14.10.2010, 14:20

liebe trixie,


herzlichen dank für deine anmerkungen!
mit dem "wurst-satz" hast du recht. der gehört ev. noch ein wenig überarbeitet.
ich werd ihn noch ein wenig hin- und herwälzen, um ihn verdaulicher zu gestalten.


das "immer noch" bezieht sich auf das schwein - die sau vom huber-bauern, deren schicksal ihm ja angedroht wurde und soll verdeutlichen, wie sehr noch dieses bild "abgestochen wie eine sau" in ihm nachwirkt...so muss das essen ja wie eine mastvieh-fütterung für ihn wirken. ich werd mir auch das nochmal ansehen - ob es wirklich zu verwirrend ist.

das abgedroschene "als wäre es erst gestern gewesen" kann ich ja - wenn ich was vergleichbares, weniger klischeehaftes finden sollte, das für mich aber genau diesen "erzähl-charakter" mit-enthält, immer noch ersetzen. im moment finde ich da nichts, das dann nicht zu gewollt "anders" wäre. manchmal, finde ich, passt das "gängige", weil es eben auch genau das vermitteln soll: "achtung, jetzt kommt ...". immerhin sagt man diesen satz schon manchmal - oder denkt ihn "gefühlt" zumindest in genau dieser bedeutung.

die "finstere einfahrt" meint im doppelten sinne "finster". zum einen, weil die einfahrt als ort für "finstere machenschaften" dienen muss, zum anderen, um zu verdeutlichen, dass er da wirklich keine hilfe zu erwarten hatte. wenns draußen hellichter, greller sonnenschein ist, wirkt eine einfahrt tatsächlich schnell mal finster. das finde ich jetzt nicht so abwegig und würde es gerne lassen. auch als licht-schatten-malerei fürs bild im kopf.

eine geschichte über "limonade aus jemandes (haar)schuppen" wäre allerdings tatsächlich der blanke horror. LACH! wer auf die idee erstmal kommt, hat da schon potential, oder? *kicher


ich hab mich sehr über deine beschäftigung mit meinem text gefreut. auch - nein, vor allem über die rückmeldung, dass die stimmung so ankommt,wie ich erhofft und versucht hatte und dass es mir gelungen ist, dich "hineinzuziehen" ins geschehen.


lieben dank also und herzlicher gruß,

keinsilbig

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Beitragvon Pjotr » 14.10.2010, 18:01

Hallo,

auch für mich lag der Titel zunächst zweideutig zwischen Haar- und Werkzeugschuppen :-) Aber es ist natürlich auch klar, dass "Werkzeugschuppen" ein zu langes Wort wäre für einen kompakten, knackigen Titel.

Wahrscheinlich rührt die Haar-Assoziation daher, dass Limo und Haarschuppen beide aus der Bilderwelt der Chemie, Küche, des Brauens und Schüttelns, der Stoffe und Sekrete stammen.

Beispielsweise könnte der Gegenstand einer Flasche (statt Flüssigkeit) eher auf einen Werkzeugschuppen hinweisen, wie etwa "Limoflasche aus Opas Schuppen" -- aber das Wort Limoflasche klingt in dem Kontext fürchterlich technisch.

Außerdem macht die Zweideutigkeit auch neugierig. Ich würde das Original so lassen.


Cheers

Pjotr

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 14.10.2010, 18:14

Pjotr hat geschrieben:Hallo,

auch für mich lag der Titel zunächst zweideutig zwischen Haar- und Werkzeugschuppen :-) Aber es ist natürlich auch klar, dass "Werkzeugschuppen" ein zu langes Wort wäre für einen kompakten, knackigen Titel.

Wahrscheinlich rührt die Haar-Assoziation daher, dass Limo und Haarschuppen beide aus der Bilderwelt der Chemie, Küche, des Brauens und Schüttelns, der Stoffe und Sekrete stammen.



grins, pjotr,


da staune ich jetzt aber.
ich sage zwar selbst gerne des öfteren spaßeshalber vermurxt "da fiel es mir wie schuppen aus den haaren" angesichts einer überraschenden erkenntnis, aber dass mein titel gleich mehrfach die haar-schuppen-assoziation hervorrufen könnte, macht mich jetzt doch - ganz ehrlich - baff!

limonade und sekrete bringe ich auch so nicht automatisch in verbindung. im gegenteil, ersteres schlürfe ich gerne. letzteres...na, ich weiß nicht *huuaahhh...
ich bin da wohl nicht so chemisch orientiert... (und frage mich, welches schütteln du jetzt meinst, wenn es um die haarschuppen geht *gacker prust...na, ich hör schon auf...*giggle).

und wie man sieht, hat die zweideutigkeit ja auch "abgehalten" zu lesen. und nicht nur neugierig gemacht...

ob ein einfaches "limonade in opas schuppen" da abhilfe schüfe? allerdings müsste ich dann auf die implizierte heilkraft, die eben speziell nur aus opas schuppen-limonade stammt (menno, das wort ist jetzt für mich auf ewig verhunzt, merke ich grade... ich bin schon wieder am kichern), verzichten.....*grübel....


liebe grüße,

keinsilbig

Sam

Beitragvon Sam » 14.10.2010, 18:16

Hallo Keinsilbig,

die Idee deines Textes, die Ängste des Enkels denen des Großvaters als junger Mann im Krieg gegenüberzustellen finde ich sehr gut.

Dennoch habe ich einige Probleme mit dem Text.

Zum einen hast du ihn zeitlich sehr klar verortet. Die Champions-League gibt es seit 1992 (vorher hieß das Europapokal der Landesmeister und hatte lange nicht den medialen stellenwert, den es heute hat. Ob es sogleich Sticker mit den Stars der Championsleague gab, weiß ich nicht.). Der Text suggeriert aber eine weit länger zurückliegende Zeit, einmal durch den Einstieg (als wäre es gestern gewesen) aber auch durch den Hinweis auf die Limonade am Ende.

Diese zeitliche Ebene relativiert auch ein bisschen das Argument von Quoth bezüglich eines reifen und gealterten Erzählers. Der war zum Zeitpunkt der Erzählung nicht älter als 8 Jahre - die Jungs, die ihn bedrohen sind aus der dritten Klasse. Es ist also anzunehmen, dass er entweder in einem niedrigeren Jahrgang ist, oder dem gleichen (wofür der begriff 3 A sprechen könnte, vielleicht ist der Erzähler zu diesem Zeitpunkt in der 3 B) - als wäre er zum jetzigen Zeitpunkt sechundzwanzig. Das ist zwar kein unreifes Alter, aber als gealtert kann man das nich nicht bezeichnen.

Das Alter des Erzählers zum Zeitpunkt, an dem die Geschichte spielt führt mich zum zweiten Kritikpunkt. Das Kind hat Angst. Aber anstatt dem Großvater direkt von der Begebenheit mit den anderen Jungs zu erzählen, thematisiert er offensichtlich die Angst. Das ist doch für einen höchstens Achtjährigen ein sehr abstraktes Denken. Ich hatte in dem Alter auch Angst vor verschiedenen Dingen, war aber, soweit ich mich erinnern kann, noch nicht in der Lage das Gefühl der Angst von dem sie hervorrufenden Gegen- bzw. Umstand zu trennen.

Der dritte einwand betrifft die Reaktion des Großvaters. die ist ja ersteinmal so, als würden sich zwei Angler darüber unterhalten, wer denn den größten Fisch gefangen hat. Natürlich übertrumpft die Geschichte des Großvaters die "Bagatelle" des Jungen. Das liegt auch daran, dass in der Geschichte die Erfahrung des Großvaters niemals mit der des Jungen abgeglichen wird, sondern sie gegeneinander stehen. Weil sie überhaupt nicht miteinander vergleichbar sind. Der Junge sah sich wesentlich Stärkeren als Unterlegener gegenüber, der Großvater aber hatte eine Situation auf Augenhöhe bzw. so wie es erzählt wird, war er fast der Überlegene.

Auch die Schlussfolgerungen des Großvaters, wie wahr sie auch sind, helfen dem armen Jungen in seiner Situation nicht weiter.
Entweder hat der Großvater also einen sehr niedrigen Empathielevel, oder aber in dem (nichtbeschriebenen) Gespräch vor dem Einstieg in die Geschichte sind schon verschiedene Dinge zur Sprache gekommen, die des Großvaters Erinnerungen herausgefordert haben. Das würde ich dann aber auch gerne lesen.

So, wie die Geschichte jetzt da steht, ist sie für mich nicht stimmig. Es scheint, als würden die Erlebnisse des Jungen nur als Dekoration benutzt, um die großväterliche Angstsituation in den Mittelpunkt zu stellen. Da steht sie aber sehr einsam, weil der Hintergrund nicht passt.

Gruß

Sam

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 14.10.2010, 18:27

danke, sam,



für die korrektur der champions-league. stickers gabs schon damals, aber ich - als mädel - wusste jetzt nicht, wie das damals hieß und hab darüber daher auch nicht weiter gegrübelt. mein fehler und meine nachlässigkeit. das werde ich gerne ausbessern.

interessant, was für dich alles nicht stimmig ist.
du kennst die frage ja gar nicht, die der enkel seinem großvater gestellt hat...
die motive dafür, dass er das konkrete erlebnis nicht nennen wollte, auch nicht. und die können verschiedenster natur sein. ich habe das alles sehr bewusst offengelassen, weil ich selbst geschichten, die alles bis ins letzte rand- und ursachen-detail für situationen aufklären und vorgeben, nur dort mag, wo es sinn macht - in einem roman. nicht aber in einer kurzgeschichte oder in kurz-prosa allgemein.

es geht hier auch nicht um "wer hatte die größere angst" oder den größeren fisch. erstaunlich, dass das so aufgefasst werden kann... ich staune aber heute ohnehin ohne ende, wie man sieht...*schmunzel.

wenn du die erlebnisse des jungen, also den strang der geschichte, nur als dekoration oder "vorwand" siehst, um ein einziges, zentrales thema zu rechtfertigen, finde ich das schade, kann es aber nicht ändern.


auf jeden fall danke für die rückmeldung und den hinweis mit der champions-league!!!

liebe grüße,

keinsilbig

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Beitragvon Pjotr » 14.10.2010, 19:20

("Limonade in Opas Schuppen", an diese Option dachte ich auch, Keinsilbig, aber dann ginge es halt umgekehrt zum Haar, also im schamponierten Sinn dann.)

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 14.10.2010, 20:03

Pjotr hat geschrieben:("Limonade in Opas Schuppen", an diese Option dachte ich auch, Keinsilbig, aber dann ginge es halt umgekehrt zum Haar, also im schamponierten Sinn dann.)



keuch....ich kann nicht mehr.... gnaaaadeeee! :mrgreen:


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