Wie buchstabiert man

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 23.10.2010, 13:01

Wie buchstabiert man


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Amanita
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Beitragvon Amanita » 23.10.2010, 14:41

Schönes Kreuzworträtsel :-)

Es ist für mich allerdings eine entsprechend "konstruierte" Angst, vermutlich relativiert durch diese enorme Krankheitsfülle, die einen das alles schon wieder ziemlich gelassen sehen lässt (so geht es mir jedenfalls).

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 23.10.2010, 17:36

die fülle, also "überladung" auf der einen seite, aber das aussparen auf der anderen seite ja auch. die rein körperliche fundierte angst sozusagen, die konsequenterweise mit dem tod endet. (was ist mit atomkraft, nuklearer bedrohung, geldwertverlust, sozialer kälte, terrorismus?) ich weiß noch nicht, wie ich es einordne, dass diese beschränkung da ist. das ist ja fast ein bloßstellen der angst, indem sie sich so auf die möglichen gebrechen bezieht, so individuell und fast schon egozentrisch bleibt.

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 24.10.2010, 22:11

Hallo, Amanita,

hängt vielleicht von der Stimmung ab, in der man so eine Liste liest. Vor irgeneinem dieser Gebrechen hat doch sicher jeder Angst ...

Hallo, Xanthippe,

atomkraft
nuklearerwaffen
geldwertverlust
soziale kälte
terrorismus

... das ist in der Tat auch eine heftige Angststrophe! Ich stelle mir vor, sie vor oder hinter so eine Krankheitsstrophe zu stellen, aber es würde nicht passen, finde ich, es ist wirklich eine ganz andere Ebene. Warum habe ich die Krankheiten gewählt? Vielleicht, weil man diese allein bekommt. Die anderen Bedrohungen betreffen alle Menschen, man sieht sie gemeinsam heraufziehen, versucht, gemeinsam dagegen zu kämpfen bzw. zu protestieren. Man kennt die Ursachen, könnte sie abstellen. Treten sie ein, leidet man gemeinsam. Nicht so bei den Gebrechen z.B. des Alters. Damit ist jeder im Prinzip allein, auch wenns Angehörige, Ärzte und Selbsthilfegruppen gibt. Man nimmt für sich allein wahr, was mit einem passiert und kann nichts tun. Vielleicht habe ich deswegen gerade diese Angststrophen gewählt. Es ging mir darum eine Bauchangst aufzuspüren, eine instinktive Angst. Und nicht um eine objektive, auch verstandesmäßig gestützte Einschätzung, was schrecklicher wäre - ein Atomkrieg oder das eigene Gebrechen.

Danke für eure Rückmeldungen, ich war gespannt, wie so ein Konstrukt wirkt.

Viele Grüße
fenestra

Quoth
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Beitragvon Quoth » 25.10.2010, 11:02

Hallo, fenestra,
was mir gut gefällt an diesem Katalog, ist die Anordnung nach dem Alter - beginnend mit Krankheiten, die schon Jugendliche treffen können - hin zu jenen, die typische Alterserkrankungen sind.
Da wäre über die von Xanthippe angedeutete zweite noch eine dritte Ebene, die weder Krankheit noch Katastrophe voraussetzt: Alleinsein, Not, Gewissensbisse, Schuld, Trübsal - Ängste also, die auf von innen kommenden Dissonanzen beruhen, gegen die es kaum medizinische oder politische Vorbeugungsmaßnahmen gibt.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 25.10.2010, 21:48

Alleinsein
Not
Gewissensbisse
Schuld
Trübsal

Ist es wirklich so, dass hiervon bereits vorauseilend Ängste ausgehen? Ist es nicht eher so, dass man solcherart Leid erst bemerkt, wenn es schon Einzug gehalten hat? Aber vermutlich hat jeder andere Ängste.

Schön, dass dir die Chronologie der Krankheiten aufgefallen ist. Die zwei letzten Strophen könnte man auch als Angst vor Alter und Verfall zusammenfassen. Wer wäre vor einer solchen Angst gefeit?

Die listenartige Abarbeitung des Themas Angst war natürlich auch eine Form von Verdrängung. Ich mochte mich dem Thema eigentlich gar nicht nähern ...

Viele Grüße
fenestra

Quoth
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Beitragvon Quoth » 26.10.2010, 18:22

Liebe fenestra,

Du schriebst
Ist es wirklich so, dass hiervon bereits vorauseilend Ängste ausgehen? Ist es nicht eher so, dass man solcherart Leid erst bemerkt, wenn es schon Einzug gehalten hat? Aber vermutlich hat jeder andere Ängste.


Es ist ja auch weder bei Krankheiten noch bei Katastrophen so, dass mit ihrem Eintritt die Angst schwindet, sehr oft wird sie noch stärker und verknüpft sich nun mit immer mehr Details. Ich will damit sagen, dass Angst sich nicht nur auf Zukünftiges richtet, sondern auch Gegenwärtiges begleitet. Wer einmal unter Schuldgefühlen gelitten hat (die ja mit dem Vorwurf verknüpft sind, versagt zu haben, was Angst vor Wertlosigkeit macht), weiß, wie zermalmend sie sein können, und wird alles tun bzw. unterlassen, um ihnen nicht wieder ausgesetzt zu sein. Und das Alleinsein - ich möchte nicht wissen, wie viele Beziehungen bzw. Trennungsvermeidungen nur auf der Angst vor dem Alleinsein beruhen - obgleich man bekanntlich auch in der Beziehung allein sein kann.

Ein uferloses Thema, von Dir auf einen Ausschnitt elegant und furchteinflößend begrenzt!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.


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