Prosalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.07.2007, 18:09

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Foto A.P. Sandor et moi


Prosafluss - Geheime Nachrichten - Flüsterpost - Prosapool - ungebunden - verbunden - Prosadialog - Prosakette - Prosa rhei - ungebunden - verbunden - Prosa - Blitzlichter - Prosalog - Wort zu Wort Beatmung - Prosafolge - ungebunden - verbunden


Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.

Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.

Ich bin gespannt!




Kleingedrucktes:

Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:

Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt

Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.



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Zuletzt geändert von Nifl am 04.08.2007, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.02.2011, 13:21

Vielleicht ist es eine Frage, die ins Leere läuft, wenn ich mich frage, warum ich ohne Hürden nicht springen kann.

Gerda

Beitragvon Gerda » 17.02.2011, 16:20

wenn ich nicht im ungefähren erstarren würde

es hängt am seidenen faden / der längst aus synthetik
sich schinden um berge zu bezwingen
um wie viel einfacher das brüchige band_
(das nie eine haltende hand )
zu durchtrennen / uferlose enge weite

oder prinzip sisyphos
von der talsohle herauf / bis an den fuß des berges
wieder hinab / jedes mal mühsamer_ (das schnüren der stiefel)
das emporklimmen / schwerer der rucksack ( den es zu schultern gilt)
der atem geht stockend / klemmt im zwerchfell fest_
fehlt in der lunge bekemmend
die gleichen schritte und abläufe / struktur für den tag
um am überwinden zu scheitern

glimmen am fuße des berges / hoffnungsschimmer_
unerreichbar / beim erneuten abrutschen verblassen sie
angst aus selbstzweifeln genährt
ihr müsste der mutterboden entzogen werde
oder der not einen knüppel zwischen die krummen beine ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.02.2011, 00:12

Aus der Not heraus

schrieb sie die ehrlichsten Zeilen, schrie sich den Wahnsinn aus dem Kopf und anderen in die Ohren. Jedes Wort brutal genial, ohne Scham, ohne Gram. Offen klagen, Sünden vortragen, den Hals hinhalten, Gemüter spalten. Sich schelten, kein Vergelten, ihre Lügen rügen. Sie hörten ihr zu, ohne Ruh, ohne Buh, riefen ihren Namen immerzu. Endlich war sie es zur Genüge müde, legte den Rotstift nieder und lebte wieder.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 27.02.2011, 01:10

Der Garten ist grau und trostlos. Die Wiese gefleckt mit kahlen Flecken und Schlammpfützen.
Das Kaninchen ist bei Wind und Wetter draußen und rupft die kümmerlichen Grashalme ab; es scharrt unter dem Zaun, als wolle es nach draußen, oder liegt einfach mit ausgestreckten Hinterbeinen da. Besonders dann, wenn die Sonne sich ein paar Stunden durch das Grau des nassen Märzhimmels kämpft.
Bertha beobachtet das Kaninchen von einem sicheren Standpunkt aus, hinter der Gardine des Wohnzimmerfensters. Mit seinem weiß und schwarz gefleckten Fell ist das Tier auf der wintermüden Wiese gut zu erkennen. Tagsüber läuft es frei umher; abends kommt es in einen Hasenstall an der Hauswand. Meistens lässt es sich leicht einfangen: Es ist handzahm, außerdem nicht mehr jung und schon ein wenig schwerfällig. Im Winter ist sein Lebensgefährte gestorben. Seitdem ist es noch viel langsamer geworden.
Tagsüber geht Bertha ihrer Arbeit nach: Staub wischen, Teppiche absaugen, das alte Silberbesteck putzen, Fotos ihrer Enkelkinder anschauen und neu ordnen, die Klaviertastatur abreiben und ein paar Töne anschlagen. Sie lässt sich Zeit dabei. Zwischendurch zieht es sie immer wieder zum Fenster. Das Kaninchen liegt auf dem Rasen, stundenlang, und bewegt sich kaum. Sie hat versucht, einen neuen Freund für das einsame Tier zu finden. Aber das ist nicht so einfach. Im Tierheim gibt man ihr kein Kaninchen, weil der Nachtstall angeblich zu klein ist. Dass tagsüber der ganze Garten als Auslauf zur Verfügung steht, zählt nicht als Ausgleich. Ein junges Männchen zu kaufen, widerstrebt ihr: Es würde die alte Kaninchendame überleben, und dann steht sie wieder vor dem gleichen Problem.
Lange Zeit steht sie hinter der Gardine und schaut dem trauernden Tier zu. Endlich erträgt sie es nicht mehr. Sie wird das Kaninchen weggeben.
Drei-, viermal kommen Leute, die ihren Aushang am Schwarzen Brett des Supermarkts gesehen haben: »Stallkaninchen zu verschenken«. Das Kaninchen wird gemustert, nach Fleisch und Fell abgeschätzt und für uninteressant befunden. Als Kuscheltier für ein Kind ist es zu groß. Es ist zu nichts nütze, wie es da auf dem Rasen liegt, im vor Nässe triefenden Gras. Mittlerweile ist es April und der Himmel hängt voller Frühjahrsstürme. Das Kaninchen wird immer langsamer und verkriecht sich halbe Tage in der Hecke. Oft kommt es erst mittags auf die Wiese hinaus und rupft Gras ab, mit gleichmütigem Auf und Ab der Nase.
Eines Morgens blüht der Kirschbaum. An seinem Fuß sind rote Tulpen aufgesprungen. Bertha zieht die Gartenhandschuhe an und geht hinaus, kratzt mühsam das letzte welke Laub von den Beeten und überlegt, was sie dieses Jahr pflanzen könnte. Das Kaninchen liegt am Zaun und sieht ihr zu, die Hinterbeine lang von sich gestreckt, die gefleckten Ohren angelegt. Sein Blick ist stumpf.
Am Nachmittag fährt Bertha zum Züchter und besorgt einen jungen Kaninchenbock, weiß mit schwarzen Flecken. Im Schutz der Hecke, die grüne Knospen ausgetrieben hat, lässt sie ihn frei. Die beiden Tiere mustern einander aus sicherer Entfernung, während Bertha in dicker Jacke und Gummihandschuhen einen Sack Pferdemist in die Erde einarbeitet. Manchmal dreht sie sich um und beobachtet die Kaninchen, die über die Breite der Wiese hinweg Blicke tauschen.
Wie alt die Erde ist, denkt sie.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 06.03.2011, 09:04

Wir sind zwei Fremde in der Gegenwart.
Wie hässlich dieses Wort: Gegenwart.
Warum könnte es für uns nicht zB. Mitwart heißen. Ach ja, weil wir Fremde sind.
Und wir gar nicht wissen, ob wir uns überhaupt mit-teilen könnten. Vielleicht zögen wir beide am "mit", weil wir nicht wüssten wie das Teilen ginge. Es würde sich strecken müssen. Sehe förmlich ein überstrecktes Girlandenmit vor mir. Die schönen geraden Beine wären dann schräg. Du würdest sagen: Nein, mit-ziehen wollen wir nicht.
Außerdem müsste die geliebte Mitwart immer in der Nähe von Mitschuld und Mitverantwortung stehen. Das vertrüge sich nicht und doch wünschte ich es mir, vielleicht.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Gerda

Beitragvon Gerda » 06.03.2011, 09:48

Vergangenheit und Zukunft finden ständig statt, Sekunde um Sekunde.
Die Zeit rast mit mir davon und ich habe nie welche für die Gegenwart.
Denke nicht an Vergangenes, richte den Blick voraus.
Was, wenn die Vergangenheit jenen Zauber barg, den ich ’Leben’ nenne?,
wenn jede Millisekunde das Jetzt belastet?,
ich mich nicht erinnern kann ein Ziel zu haben?
Frage nie : Wofür.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.03.2011, 15:49

warum-feind

warum frage ich so oft nach dem warum, begebe mich in feindesland. warumfragen sind speere, auf mich selbst gerichtet, grundlos und wundvoll. somit eigenes feindgebiet. will ich mir wehtun, will ich das leeresecho hören. vielleicht. es gibt jedoch fragen, die ich mir ganz leise stelle und die antworten schallen umso lauter. finde ich so eine frage, denke ich sie auch leise. diese fragen beginnen nicht mit einem warum.

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noel
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Beitragvon noel » 16.03.2011, 16:06

warum habe ich" ist ein gestriges, staubiges gut, dessen wir bedürfen, um das schlechte gewissen zu beruhigen. -wie kann ich- ist eine lebendige frage, warum erzeugt nur niesreiz in mir
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Gerda

Beitragvon Gerda » 19.03.2011, 14:24

gegenwärtig

es schaut mager aus / wiewohl fülle vorhanden_des keimens nicht müde_treibt und treibt / dazu_ein sirren und surren_das schnurren der räder / die byker sind wieder unterwegs
auch wir fuhren aus im märz / war das ein tanz_dahin / dahin
jetzt macht die zukunft diät
speckt ab / verschreckt / verdreckt / verreckt

©GJ201103

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.03.2011, 01:06

november 2012 brauchen wir keine waagen mehr, wiegen nichts.
warum die zukunft auf diät setzen. das abspecken hat längst begonnen.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 27.03.2011, 09:34

Aztekensonne

A. Zentralplatte
B. Segmentplatten
C. Strahlen der Sonne
D. Auraplatten

Dazu eine Mauer als Stütze.
Die Platten sprechen nahuatlisch (ein leichter deutscher Betonakzent ist aber zu vernehmen). Wenn die Sonne zu einem Ganzen wird, läutet sich das fünfte Zeitalter ein. Adler werden landen, Kakteen wuchern und Schlagen (Blindschleichen vermutlich) in den Mauerritzen leben. Ein Held wird mir auf die Schulter klopfen.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 28.03.2011, 11:47

Dichter, die vor jeden Vers einen Fußabtreter legen.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 30.03.2011, 01:13

Geheim

ist, wie viele Begriffe, feiner Abstufungen fähig. Trotzdem gibt es keine anerkannte Messgröße, mit der das Ausmaß von Geheimheit leicht bestimmbar wäre. Üblich sind wortreiche Beschreibungen: Der Stützpunkt ist so geheim, dass ihn der Briefträger nicht kennt, wohl aber der Milchmann.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.03.2011, 21:38

Milchmann. Ein nostalgischer Beruf. Gibt es heute nicht mehr. Schade eigentlich. Heute gibt's Tetra Pak und Supermärkte.
Als ich bei meiner Oma zu Besuch war, als 6-jährige, kannte ich ihn noch. Jeden Morgen brachte der Milchmann die Milch in Aluminium-Kannen und hielt ein Schwätzchen mit meiner Oma. Fein säuberlich stellte sie die leeren Kannen immer an denselben Platz, um sie ihm am nächsten Tag zurückzugeben.
Nie wieder hat die Milch so gut geschmeckt.


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