Nicht Fertig

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
FRP

Beitragvon FRP » 04.04.2011, 11:22

"DU darfst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen" - okay, dann eben so.
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FRP

Beitragvon FRP » 05.04.2011, 11:03

@Henkki: Damit da nichts Falsches stehen bleibt: Ich liebe Finnland,
Karelien und die finnische Kultur, insbesondere Sibelius und Värttinä.
In einer DDR-Anthologie: "Erkundungen- 22 Erzähler aus Finnland"
fand ich mit der Erzählung "Keine Spur" von Juhani Peltonen eine
wahrhaft meisterliche logische, glasklare erzählerische Hinarbeitung
auf einen Suizid, die in der Weltliteratur ihresgleichen sucht.
In einer anderen Erzählung daselbst fand ich Folgendes:
Wenn in Finnland auf einem See jemand in einem Motorboot fährt,
und er gerät auch nur in entfernte Sichtweite eines anderen Individuums,
dann stellt er den Motor ab, und wartet, bis er wieder ausser Sichtweite
getrifftet ist. Ebenso grüßen sich Nachbarn oft nicht, wenn sie sich
plötzlich, zum Beispiel in ihren Gärten, körperlich sehen, um, wie
die Japaner wiederum sagen würden, die "wa" des anderen nicht zu
stören. Davon, und von vielen anderen Dingen, die ich über Finnland
vernahm, ward mir warm ums Herz - was dann auch irgendwo
preis gibt, dass Kommunikation weder meine Stärke ist, noch das,
was ich vordergründig suche und will. Jedenfalls dann nicht, wenn
Kommunikation nichts anderes als Selbstzweck ist.

@all: Wenn wir alle ehrlich sind, gibt es selbstverständlich in all unseren
Leben Dinge, mit denen wir nicht fertig sind, vielleicht nicht fertig sein wollen,
niemals damit fertig sein werden. Um das zu realisieren, braucht ihr - eigentlich-
weder mich noch mein Gedicht. Das es so viel Schlamm aufwühlt hingegen zeigt ...
nun gut. Und selbstverständlich hat auch jeder das Recht auf eine Idylle, oder auch
einfach nur das Recht, zu sagen: "Mag alles sein, aber im Moment will ich mich dem
nicht stellen". Ich zuerst bin es, der so etwas unterschreibt. Alles zu seiner Zeit.
Desto befremdlicher, dass Menschen, die postulieren, es ginge um Texte,
so absolut nichts mit dem Nichtfertigwerden anfangen zu können behaupten, und
es solches auch nicht in ihrer Kritik thematisieren. Stattdessen mut-maßt man den Autor.
Insofern hätte es einen guten Ansatz gegeben, dies zu benennen, weiterführend
vielleicht zu sagen: "Deine speziellen Metaphern berühren mich nicht, da sich in
meinem Leben nichts darin spiegelt". Das das nicht unbedingt und mit Notwendigkeit Deinem
Gedicht und seinem Stil geschuldet ist, sollte auch klar sein. Ja, meine Metaphern sind sehr direkt.
Sollen es sein - denn jede Abminderung wäre ein zensierendern verfälschender
Eingriff. Provozieren sollen sie nicht, und sie können es auch nur, wenn die Bereitschaft
dafür schon vorhanden ist. Verletzten kann mich nur, was ich selbst zulasse. Sich gar
davon kompromitiert zu fühlen, sorry, das ist abwegig, denn wie gesagt: unfertig sind
wir doch alle. Das von Hundert Lesern höchstens 3 mit so einem meiner
Texte (es gibt auch Idyllen, und anderes) nichts anfangen können - selbstverständlich.
Da ich mit so vielen anderen, - 97 Prozent aller - Texte auch nichts anfangen kann,
muß es logischerweise auch vize versa sein.
Was mich stört, sind Kommentare, die den Eindruck hervorrufen, jemand müsse
da einfach was schreiben, weil .. man/frau das eben so hier macht. Klar; ein öffentliches
Forum, ich beklage mich nicht. Normalerweise wollte ich überhaupt nicht antworten.

@pjotr, amanita, leonie flora: erst einmal vielen Dank, ich werde mir Eure Argumente an
einem anderen Tag zu Herzen und Geiste nehmen, und darüber nachdenken.
Die erste Strophe? Ich finde die zweite nicht wirklich gelungen ...
Auf jeden Fall Dank an alle für`s lesen und kommentieren - so oder so.
Ob ich mich hier aufgehoben und liegengelassen fühle, werde ich
ebenfalls überdenken. Klar ist natürlich auch, dass man neuen Schreibern
immer ein wenig "auf den Zahn" fühlen will. Kommentare wie "gern gelesen"
oder "Schöner Text" sind noch schlimmer als Konfrontation, und sie helfen
keinem. Insofern, nichts für ungut. Andererseits und hinwiederum, (wie es
bei Dostojewski heißt) - not bad at all, wenn so ein kleiner Text, mit Metaphern, in
denen sich niemand spiegeln will, so viel aufwühlt, oder? ... :mrgreen:

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.04.2011, 19:36

Hallo FRP, Deine direkte Art der Verteidigung klingt ehrlich und authentisch. Ein ganz offenes Forum unterscheidet sich von einem Gruppenforum in mancherlei Hinsicht und Kommunikation ist ja bekanntlich interaktiv.

Dein Gedicht erinnert mich inhaltlich an ein berühmtes "Vorbild" der Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz, der Ton wirkt persönlich und verbindlich, als ob das lI hier von sich selber erzählte, was ich einen guten Einfall finde.

Stilistisch wirkt einiges verbesserungsbedürftig auf mich, v.a. in der dritten Strophe, die erfolglos versucht, eine humorvolle Sicht aufs Thema einzuführen und die Wortsetzung am Gedichtsende leuchtet mir nicht ein.

Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

FRP

Beitragvon FRP » 06.04.2011, 17:09

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Eule
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Beitragvon Eule » 06.04.2011, 22:56

Hallo FRP, danke für Deine Antwort. Es liegt wohl am Selbstdialog des lI, den ich ironisch verstand und dessen rhetorisches Fragen ein wenig stilisiert klingt, wie so manche Elemente in diesem Text.

Dass es schwer fällt, angesichts der so persönlichen klingenden Zeilen ein schnelles WIR-Gefühl zu entwickeln, liegt vielleicht auf der Hand und allzu vordergründig scheint sich ein solches auch anbieten zu wollen. Diesen Gegensatz würde ich versuchen etwas abzumildern, indem Du entweder genauer von Dir erzählst oder versuchst, unnötige Längen zu vermeiden.

Freundliche Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

FRP

Beitragvon FRP » 07.04.2011, 00:29

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Niko

Beitragvon Niko » 07.04.2011, 07:17

lieber FRP,

da ist kein Platz für Weben, Spinnen, Dekorieren - da geht
es um Urgewalt, Empfindung, Schmerz und Sturm - nicht um Phantasie.
poesie und dichten schlechthin hat am wenigsten mit dekorieren weben spinnen zu tun. und auch und gerade wenn es um urgewalt, empfindung schmerz und sturm geht, ist phantasie gefragt. denn das aufzählen solchiger alleine genügt nicht.
es genügt nicht, sein innerstes nach außen zu kehren. und dies (entscheidend!) OHNE viel phantasie. lyrik, gedicht, poesie beinhaltet für mich partielles beleuchten - vielleicht mit blick auf´s ganze und nicht beleuchtung des ganzen im neonlicht - schattenfrei. lyrik lebt wenn man so will (FÜR MICH, FERDI! ;-) ) von den schatten, in denen ich als leser versuchen MÖCHTE zu erkennen, was da im verborgenen noch schlummert und was das erhellte ergänzt.

naja......ist vielleicht ein bisschen korkselig ausgedrückt. dennoch: die fülle ist´s, die erschlägt. würde jedes für sich behandelt im text, wäre es auch noch etwas anderes. aber du zählst sie mehr oder minder auf, schüttest dein schmerz-füllhorn über dem leser aus - und entschwindest. ein bisschen egoistisch: den ganzen seelenkram ungefiltert auskippen und entschwinden. und wenn dann jemand sagt: erschlag mich doch nicht mit dieser fülle, dann interessiert´s dich nicht. hauptsache, du konntest dir das losschreiben....- so kommt es dann unterm strich rüber.

liebe grüße: niko

FRP

Beitragvon FRP » 07.04.2011, 11:13

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Eule
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Beitragvon Eule » 07.04.2011, 12:18

Hallo FRP, die neue Fassung gefällt mir besser, v.a. die erste Strophe, die nun keinen künstlichen Pathos mehr nötig hat.

Im zweiten Teil könntest Du noch verdeutlichen, in welchen Bereichen die Probleme des lI konkret liegen, d.h. was es außer dem allgemeinen Impuls des Unfertigkeit bewegt, diesen Text zu schreiben.
Die persönlichen Grundlagen somit, die Du in der ersten Fassung in Strophe zwei aufzähltest, auf ein oder zwei Zeilen konzentriert.

Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

Niko

Beitragvon Niko » 07.04.2011, 21:11

Normalerweise schreibe ich sehr, sehr schnell,
will die ursprüngliche Inspiration so authentisch als möglich aufschreiben, bevor sie wieder verfliegt.
Ausbessern, Nachbessern, Ergänzen, Be-schreiben kam mir immer wie: Verwässern, Abschwächen,
mit der Ratio Be-handwerkeln vor.

wenn das deine art zu schreiben ist, dann behalte das bei. es entwickelt sich so, wie es sich entwickelt. ich schreibe genauso. es muss raus. und in zwei minuten bin ich damit durch. und ich mag auch ungern etwas verändern. aber das lernt sich mit der zeit. und darum bist du vielleicht hier. ;-) bei einigem wirst du vielleicht mit der zeit erkennen, dass die kritik, die angebracht wird, auch schon in dir selbst ein bischen laut wurde, du sie aber unterdrückt hast. mit und mit wirst du das unterdrücken lauter werden lassen und die kritiken auch als das annehmen können, was sie sind: aufzeigen anderer möglichkeiten und wahrnehmung der leute, die DU ansprechen WILLST : der leser. und du wirst dann auch - unke ich mal - mit und mit da, wo es sinnvoll wird, ändern. aber ein ratschlag von einem alten forums-hasen: versuche möglichst auch, dir im stil treu zu bleiben. das ist schwierig, und die gefahr, sich anzugleichen ist immer gegeben.

ich komm mir vor wie ein opa, der seinen enkeln levbensweisheiten vermitteln will (die die meistens sowieso nicht hören wollen) :a045:

liebe grüße: niko

Niko

Beitragvon Niko » 09.04.2011, 13:43

ich gebe zu, dass auch ich schonmal meine beiträge editiert und eine menge gelöscht hatte. das aber ist eine weile her und es hatte vielschichtige hintergründe.
dennoch maße ich mir an, hier einen stab zu brechen.
ich finde dein verhalten, als jemand, der ganz, ganz neu ins forum kommt, völlig daneben. wie ein kind, dem man den schnuller wegnimmt, wildes geschrei von sich gebend, trotzend und uneinsichtig. völlig unfähig, auch nur ansatzweise reflektieren zu WOLLEN.
wer nicht ansatzweise bereit ist, miteinander zu arbeiten, hat in einer gemeinschaft, und sei sie auch nur virtuell, nichts verloren. schade eigentlich, denn hier in diesem faden sah ich zum ende hin einige ansätze, auf einander zuzugehen.

ich wünsch dir ein schönes leben.

grüße, völlig unlieb: niko


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