Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
auf was ließ ich mich ein
betrachte ich das haus nach jahren
die fenster zwar verfugt doch quillt
der dämmschaum fast wie frisch
aus ritzen zwischen mauern und den rahmen
an manchen stellen gleicht er gar
den köpfen totgeborner katzenkinder
so niederschmetternd und fatal zugleich
nichts ist verputzt der Ytong schaut mich spröde an
auch ein gedecktes dach täuscht nicht darüber
hinweg fegen die gleichen winde
die aussicht, dass es einmal wird
gebrochen das baugerüst im schuppen schimmelt
zersetzung überall wohin ich schaue zeit heilt
hier keine wunden
furcht tiefer den verfall
©GJ20070713
betrachte ich das haus nach jahren
die fenster zwar verfugt doch quillt
der dämmschaum fast wie frisch
aus ritzen zwischen mauern und den rahmen
an manchen stellen gleicht er gar
den köpfen totgeborner katzenkinder
so niederschmetternd und fatal zugleich
nichts ist verputzt der Ytong schaut mich spröde an
auch ein gedecktes dach täuscht nicht darüber
hinweg fegen die gleichen winde
die aussicht, dass es einmal wird
gebrochen das baugerüst im schuppen schimmelt
zersetzung überall wohin ich schaue zeit heilt
hier keine wunden
furcht tiefer den verfall
©GJ20070713
Schlucht der Engstirnigkeit
Vom genau daneben Gucken
Vom genau dagegen Gucken
Oder bloß genau sein
wie grau sein und grausam
Die Augen auseinanderziehen
als seien es zwei Okulare
die man anpassen wolle
dann [würde] [wäre] Schärfe flöten
und wir tanzten dazu im Matsch
Vom genau daneben Gucken
Vom genau dagegen Gucken
Oder bloß genau sein
wie grau sein und grausam
Die Augen auseinanderziehen
als seien es zwei Okulare
die man anpassen wolle
dann [würde] [wäre] Schärfe flöten
und wir tanzten dazu im Matsch
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
von grauen käschern und schlüsselgestalten
dies aufschauen
zu fenstern in träumen in gegenden
die wir nicht betreten wollten werden
dein gesicht dahinter darin davor
da! als ob man sich nur im fliegen
ach - frag die zwinkernde hinkelotta
die mit worten bekrückt
an alle ecken wurden farbfallen gestellt
und doch sind wir
anwesender als geister in ruinen
nehmen es mit den steinen auf
formen gestalten daraus
in denen wir uns
halten die hand an der klinke
des taubenschlags
aus dem gestrüpp von windigen dächern
in der fußgängerzone über den kopf hinweg
ganz dicht an meinem
flattern als ob ein buch zuschlägt
spürst du wie dir hülle um
traum trocknet bis knistert
was dir auf der zunge brennt
und dann wieder
dies sinken
wie verrückt
wir hinken uns zu
als wären wir längst da
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
entrückt
zurückgebogen den kopf
lässt du dich ziehen vom
blick der eintaucht ins rosa
sich bauschender blüten über dir
ertrinken im steigen
sich aufwärts fallen_lassen
du weißt: unmöglich
gegen die schwerkraft entsteht
schwebend leicht ein sog
himmelwärts ins stille blau
©GJ20110426
Zuletzt geändert von Gerda am 28.04.2011, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
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