Hallo Gerda,
ich habe auch zeitliche Schwierigkeiten. Von welchem Zeitpunkt aus wird erzählt?
Ist der erste Absatz nach der Ruderübernahme, oder der Abend davor? Bevor sie ablegen, oder hat sie nach der Ruderübernahme Schiffbruch erlitten?
Am Anfang sehe ich sie jedenfalls nackt neben einem Felsen und frage mich, warum sie nackt ist.
Das "Schwer und bedrohlich" würde ich zum Satz davor dazuziehen (im letzten Taglicht noch einmal schwer und bedrohlich auf.) und dann einen neuen Satz beginnen (Ich musste...). So finde ich es verwirrend. Neben einem großen Felsen sieht man denke ich immer winzig aus, egal, wie man sich fühlt und ob man nun nackt ist, oder nicht. Da passt die Außenperspektive für mich nicht.
Der zweite Absatz ist sehr erklärend und irritiert mich, weil das Boot, die Fahrt hier betont auf die metaphorische Ebene gehoben wird. Ich würde vor "Das Boot gewann..." einen Absatz einfügen, um das abzumildern.
Bevor ich begonnen hatte mein Innerstes umzustülpen, glaubte ich noch.
Wie stülpt man sein Innerstes um, meinst du nach außen und warum verändert das den Glauben?
An die Worte, denen Taten entspringen konnten.
An Worte, denen Taten entspringen
können. ?
Aus der Zeit gefallen, hineingeworfen in einen Alptraum, konnte ich mich heute nur noch fragen, wieso ich den Seegang und den oft genug aufbrausenden Sturm hatte ertragen können.
"Aus der Zeit gefallen" und "hineingeworfen in einen Alptraum" ist mir zu theatralisch, das klingt wie eine leere Phrase und nimmt auch den Bootsgedanken, die Naturszenerie für mich nicht auf.
...
kann ich mich heute nur noch fragen,
wie ich den Seegang .... ?
Wenn ich ehrlich zu mir war, hatte ich auch keine Ambitionen gehabt.
wenn ich ehrlich zu mir
bin, hatte ich auch keine Ambitionen. ?
Rückblickend, so schien es mir, gab ich irgendwann das eigenständige Denken auf.
Rückblickend, so
scheint es mir ?
Damit ist heute Schluss, hatte ich mir in den frühen Morgenstunden gesagt, um mir Mut zu machen, für diese eine Fahrt noch. Fröstelnd zog ich die Decke enger um mich und starrte aufs Meer. Er musste mitten im Sturm, der in orkanartigen Böen die Wasser vor sich hertrieb, das Steuerhaus verlassen haben und auf Deck gegangen sein.
Ist das Jetzt? Oder bevor sie ans Ruder geht, oder danach, oder nun in der Felsszene von Absatz 1? Hat er am Tag seinen Abgang gemacht, obwohl ihre Ahnung war, dass er erst nachts gehen würde? Aber wann "dämmert" es ihr dann und was? Wann hat sie geschlafen und nicht mitbekommen, dass er geht? Ist schon wieder Abend, oder noch Morgen oder der nächste Tag?
Du siehst ich schwimme völlig herum und finde keinen roten Zeitfaden und kann der Geschichte somit auch nicht folgen und mich auf sie einlassen.
"Entäußerung" scheint mir ein zu großer Begriff zu sein, der sehr lastend über dem Text liegt und den er für mich nicht füllen kann.
Hier mal eine mögliche Ordnung, die mir die Geschichte näher bringen würde, die vielleicht aber auch gänzlich an deiner Vorstellung vorbeisegelt,
dann siehst du aber vielleicht, an welchen Stellen das passiert.
► Text zeigen
Vor dem noch hellen Horizont dämmert mir, was die Nacht in wenigen Stunden dunkeln würde. Der Fels liegt da, glatt geschliffen, und glänzt im letzten Taglicht noch einmal schwer und bedrohlich auf. Ich fühle mich winzig neben ihm, seit Stunden, so nackt, entblößt.
Am Anfang glaubte ich noch. An Worte, denen Taten entspringen können. Es gab Erklärungen, gute, einleuchtende, dafür, dass die Taten oft genug nicht folgten.
Das Boot gewann an Fahrt. Und ich wusste, wollte man die Welt umsegeln brauchte es mehr, an Geduld und Ausdauer als für einen Törn.
Heute kann ich mich nur noch fragen, wie ich den Seegang und den oft genug aufbrausenden Sturm hatte ertragen können. Es endete zwar nie im Schiffbruch, aber oft genug war es haarscharf daran vorbei gegangen. Ich hatte keinen Einfluss auf Route oder Navigation. Wenn ich ehrlich zu mir bin, hatte ich auch keine Ambitionen. Ich ließ steuern. (Das hatte ich ja vorher vermisst. Immer bereit, immer alles im Griff, jede Entscheidung hatte ich allein getroffen).
Rückblickend, so scheint es mir, gab ich irgendwann das eigenständige Denken auf.
Damit ist heute Schluss, hatte ich mir in den frühen Morgenstunden gesagt, um mir Mut zu machen, für diesen letzten Abschnitt.
Fröstelnd ziehe ich die Decke enger um mich und starre aufs Meer.
Er musste mitten im Sturm, der in orkanartigen Böen die Wasser vor sich hertrieb, das Steuerhaus verlassen haben und auf Deck gegangen sein.
Als ich heraufkam war es zu spät, ich ging ans Ruder.
Liebe Grüße
Flora