Glut - Lesung

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AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 22.06.2011, 18:43

Glut
Zuletzt geändert von AkustischeSchärfe am 16.09.2011, 01:25, insgesamt 3-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.06.2011, 00:48

Hallo Tayfun!

Schön, das mal hören zu können :-)

Im ersten Vers würde ich das "weit-" nicht so stark fallen lassen, wie du es tust; das wird weder dem "geschleiften Spondäus" gerecht noch der Bedeutung "weit" - da passt eine gewisse "Breite" doch besser?!

Insgesamt liest du für meinen Geschmack zu nahe am Metrum und zu weit weg von der Satzbewegung, vor allem im dritten Vers, der sich ein wenig so anhört, als würdest du das Metrum auf den Tisch klopfen ;-) Ich denke, ein Vers hat dann die meiste Kraft, wenn der Hörer sowohl den Satz- als auch den Versrhythmus wahrnehmen kann?! So gesehen, gefällt mir der erste Vers viel besser als der dritte.

Alles andere zum Text im "Gedicht-Faden", denke ich... aber nicht mehr jetzt ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Nicole

Beitragvon Nicole » 23.06.2011, 15:18

Hi Tayfun,

ich stimme ferdi zu, in dieser Lesung ist viel zu wenig "inhalt" und viel zu viel Metrum. Es klingt von der Lesart änlich dem, was ich versuche, wenn ich meiner Tochter zeigen will, wo sie ein Wort trennen kann. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine, statt Baseballheimspiel, eben Base.ball.heim.spiel.

Nicole

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 23.06.2011, 16:19

Solche Einschätzungen hatte ich bereits erwartet ^^


Ich musss gestehen, da noch etwas unsicher zu sein, ich suche gerade noch meinen Vortrgagsstil. Bei dem, woran ich momentan arbeite, kommt es mir am meisten auf den Vortrag an, an das Erzählen.

Ich bin sehr, sehr Rhythmik begeistert und versuche diese auch entsprechend deutlich auszuarbeiten, im schriftlichen, wie auch im sprachlichen.

Wie kann ich also das "spannende" Lesen mit dem Versmaß des Hexameters vereinbaren? Ohne, dass ich "aus dem Takt" komme, welcher mir doch sehr wichrig ist?

Im Zweifelsfall, so muss ich gestehen, hat das Versmaß für mich das höhere Gewicht - auch wenn der "spannende Vortrag" dann kürzer kommt.... Jedoch bin ich überzeugt, dass die Konsistenz des Hexameters da bereits einiges tut....

Ferdi bestätigte meine Befürchtung, ich habe den geschleiften Spondeus sprachlich nicht richtig zur Geltung kommen lassen, ich werde es beim nächsten Mal besser machen.

Das fast mechanische Abklappern, was Euch beiden auffiel, finde ich beim Hexameter - zumindest teilweise - gerechtfertigt, nicht aber bei eher einfacheren, alternierendenden Versmaßen.

Danke für die Rückmeldungen, ich hoffe, mit Eurer Hilfe meinen Vortragsstil finden zu können!



Liebe Grüße,



Tayfun

Trixie

Beitragvon Trixie » 23.06.2011, 20:20

Halllo Tayfun,

ich freue mich, dass du das hier eingestellt hast!
Als Tipp für eine "lebendigere" Lesung nahe am Metrum - vielleicht einfach die Emotion, die inhatlich drin steckt, durch Stimmhöhe oder einfach ein Lächeln ausdrücken. Ich sehe beinah, wie du die Augen konzentriert zusammen kneifst, um bloß den Rhtythmus richtig zu lesen. Versuch durch ein paar Nuancen doch einfach, den Wörtern trotzdem Bedeutung zu verleihen, ohne, dass du sie vom Rhythmus anders betonen musst.

Viele Grüße
Trixie

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 24.06.2011, 07:19

Danke Trixie, ich werdes beim nächsten Mal besser versuchen - allerdings muss ich dir mit den zugekniffenen Augen widersprechen, derartiges Lesen stellt sich bei mir ganz natürlich bei metrischen Texten ein, is wohl das Erbe aus der Musik ;)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 03.07.2011, 22:55

Hallo Tayfun,

für die Lesung der längeren Fassung gilt im wesentlichen dasselbe, was ich in meiner ersten Rückmeldung angemerkt habe... was ich spannend fände: derselbe Text, von dir als Prosa gelesen.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Oldy

Beitragvon Oldy » 10.07.2011, 18:10

Ich würde mir für diesen guten Text mehr Gefühl statt Metrum wünschen.
So gesprochen kommt es für mich ein wenig monoton an, weil stimmlich und rhytmisch wenig Abwechslung gibt.
Es wiederholt sich.
Durch die metronome Sprechweise scheinen mir auch mitunter die Betonungen an den falschen Stellen zu liegen. Vielleicht nicht alles ganz so schön und perfekt machen wollen und den Bauch mit einbeziehen.

lg
Uwe

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 11.07.2011, 20:40

Hallo Oldy,



danke für dein Kommentar!

Die Reihen von Hexametern sind für mich ein aufeinander aufbauendes und in einander greifendes rhythmisches Gebilde, ähnlich treibend wie die Flügelschläge eines Adlers hoch in den Lüften.

Jeder Flügelschlag umfasst dabei die ziehende Wucht eines Hexameters, und jeder Schlag ist eine eigene kleine Geschichte, eine fein vom großen Ganzen aus geformte rhythmische Strecke, die auch erst zusammen mit den umliegenden Versen ihre ganze Sprache erhält.

Mich beeindruckt vor allem die gewaltige Kraft der Spondeen, wenn sie plötzlich hinauszögernd oder klagend hervorhebend zwischen den treibenden Daktylen auftauchen... Da solche Spondeen aber schwer zu bilden sind, im Deutschen, trage ich deren Ersatz, die Trochäen, und deren würzige Steigerung, die geschleiften Spondeen, betont kräftig vor - der ganze Vortag wird fast zu einer musikalischen Performance:

Erst durch die konsequent rhythmisch korrekte Vertonung kann das Sytem des Hexametets, oder sagen wir mal, die grobe Silbenstruktur und Grundfärbung Färbung des Verses, hörbar gemacht werden und ihre Wirkung entfalten. Zumindest ist es so für mich, ich bin da eher an der Antike orientiert.

Metrische Epenverse sind für mich etwas sprachlich-musikalisches und sollten, wie ich finde, auch ganz anders vorgetragen und verstanden werden als reine Prosa; Die Sprache ist hier zwar eine starke künstlerische Aufwertungsmöglichkeit und natürlich ein wichtiger Gegenstand, allerdings ist sie gleichzeitig auch nur Mittel zum Zweck:

Metrik heißt für mich fast selbstverständlich Rhythmik - und Rhythmik kann nur durch Ordnung entstehen, und nur in der Ordnung wirken, geregelte Zeitwerte und Betonungen bringen mir nichts, wenn ich dieses Gerüst verlasse. Dann wäre der vorher geplante Kompromiss aus Inhalt, Sprache und Rhythmik vergebens, da ich diesen Filter somit verworfen hätte, welchen ich ja seines besonderen Effektes wegen gewählt hätte. Aus diesem Grund mein genauer, "mechanischer" Vortrag.

Die deutliche Rhythmik ist bei mir für die Umsetzung des antiken Versmaßes unerlässlich, durch eine zu prosaische Lesung entständen nur zu viele Nebenpausen und Nuancen, welche den Rhythmus, den Takt, das Gesicht des Hexamters verfälschen würden - allerdings bin ich kein guter Sprecher im eigentlichen Sinne, da muss ich sicherlich noch sehr drann arbeiten!

Die "Monotonie", die Du hörtest, war der Grundcharakter des Hexamters, bzw. die 6 Versfüße, deren Vorhandensein und Verlauf natürlich durch die rhythmische Genauigkeit besonders hervorsprang - allerdings ist die Rhytmik der Verse, wenn Du genau drauf achtest, durch verschiedenen Zäsuren und Füllungen abwechslungsreich und aufeinander abgestimmt.

Du merktest falsch sitzende Betonungen an - meintest Du eine falsche Versbetonung, oder Tonbeugungen? Beides versuche ich dringend zu vermeiden, doch beides habe ich nicht vorgefunden, wo sind sie?


Liebe Grüße,



Tayfun

AkustischeSchärfe

Beitragvon AkustischeSchärfe » 11.07.2011, 21:41

Hallo Ferdi!


Dieser Bitte werde ich wohl vorerst nicht nachkommen können, zu unerforschtes Gebiet ;)


Liebe Grüße,


Tayfun.

Oldy

Beitragvon Oldy » 11.07.2011, 22:04

Zu den Betonungen:
Schrill der Ruf hochkreisender Bussarde, mückenumsäumet,

und
Eilig der Fuß strebt vorwärts

Die Betonung scheint mir nicht richtig und ist irgendwie ein Bruch. Auch wenn es dem Rhythmus des Hexameters geschuldet ist, so ändert das nichts an meiner Wahrnehmung.
Woran sich für mich ganz sicher nichts ändert, ist die monotone, emotionslose (?) Sprechweise, die du hier vorträgst. Ich mag den Text, weil er wortgewaltig und tragend ist, sehe ihn aber hier in der Vertonung ein wenig "entwertet".


lg
Uwe

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 11.07.2011, 22:51

Mannmannmann, das ist doch Dichtung um ihrer selbst Willen ...

Der Text ist künstlich, die Lesung ist oberkünstlich, wie bitteschön soll sich hier irgendein Gefühl übertragen? Mich gruselt ...

Schuldigung,

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Niko

Beitragvon Niko » 11.07.2011, 23:00

um himmels willen, tayfun! - nicht so betonen! mit dem betonen der silben nimmst du dem ganzen jedweden reiz! einfach ganz normal mit ein wenig pathos in der stimme, dann wird das was! ich finde das einen guten lesetext. nur nicht ansatzweise gut umgesetzt.
ich würd´s echt nochmal angehen!

liebe grüße: niko

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 11.07.2011, 23:19

Hallo Tayfun!
AkustischeSchärfe hat geschrieben:Dieser Bitte werde ich wohl vorerst nicht nachkommen können, zu unerforschtes Gebiet ;-)
Auf die eine ohne andere Weise (welche, musst du selbst für dich herausfinden) musst du aber ein Stück weit "in die Mitte rücken". So, wie du jetzt liest, setzt du den Vers auf 100% und den Satz auf 0% - und das ist sehr, sehr schwer vermittelbar. Ich denke, wenn du mal versuchsweise 100% Satz und 0% Vers liest, bekommst du vielleicht ein Gefühl dafür, wie groß die Spannbreite ist und wo dein persönliches Verhältnis liegt? Das kann dann gerne 70% Vers und 30% Satz sein, aber so absolut von einem Gleichgewicht weg, wie du es im Augenblick machst... siehe oben ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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