Gedicht für einen Tag

Herby

Beitragvon Herby » 16.07.2006, 12:04

Flüchtig*

Worte

entstanden
in den Tiefen der Frühe,
warfen Schatten
für wenige Stunden,
verblassten
mit dem Lauf der Sonne,
versanken
im Abgrund des Dunkels.



Angeregt durch moshes Idee vom "Letzten Gedicht" hatte ich dieses Gedicht als Spontantext in den Umzugsfaden gesetzt. Inzwischen habe ich ihn überarbeitet und bin dankbar für kritische Rückmeldungen.

*geändert auf Anregung von Trixie, Cornelia und Cara, denen ich herzlich danke!
Zuletzt geändert von Herby am 21.07.2006, 19:29, insgesamt 2-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 16.07.2006, 16:36

Lieber Herby,
von mir nichts zu kritisieren, ein schönes, nachdenkenswertes Gedicht!
Liebe Grüße
leonie

scarlett

Beitragvon scarlett » 16.07.2006, 16:49

Lieber Herby,

die Kurzlebigkeit mancher Worte, ihr Auf- und Abgang, ihr Aufblitzen bis zu ihrem Verglühen sehr schön dargestellt - von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
Sehr gerne gelesen.

Grüße,

scarlett

Herby

Beitragvon Herby » 17.07.2006, 17:41

Liebe scarlett, liebe leonie,

ich danke euch herzlich für eure lobenden Worte und freue mich, dass euch mein Text für 1 Tag gefällt!

Liebe Grüße
Herby

Trixie

Beitragvon Trixie » 17.07.2006, 17:45

Servus Herby!

Auch ich finde dieses Gedicht wirklich gelungen, aber ich würde die letzten beiden Zeilen weglassen. Das sagt ja das Gedicht an sich schon aus, in dem du den Lauf des Tages zeitlich beschreibst und ihn mit den Worten vergleichst. Das ist ein Fazit, dass sich jeder Leser meiner Meinung nach selbst am Ende denken kann, bzw. muss!

lg Trixie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.07.2006, 13:04

Genu das, was trixie schrieb, dachte ich gestern auch...und las dann ihren Vorschlag...toll, dieses Gedicht für einen Tag, ich fand es spannend, was ihr da veranstaltet habt :-)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 18.07.2006, 13:09

Hallo Herby,

Ein schönes Gedicht, auch der Titel gefällt mir.

Ich würde, genau wie Leonie, den Schluss des Gedichtes, die Qintessenz, nur mit den einen Wort "Flüchtig" ausdrücken. So lässt es dem Leser mehr Raum. Oder ganz weglassen.

Liebe Grüße
Cornelia

Cara

Beitragvon Cara » 18.07.2006, 14:05

Guten Tag Herby,

ich lese dein kurzes Gedicht sehr gern....
ein gelungenes Bild entwirfst du da!

Gerade eben habe ich gedacht,
wie es wohl klänge, wenn du das Ganze
in die Vergangenheitsform setzen würdest.
Es wäre dann die Beschreibung eines Ereignisses mit Worten an einem bestimmten Tag....
Es wäre keine allgemeingültige Aussage, dass Worte nur flüchtig sind.
Denn das sind sie ja nicht gundsätzlich.

So meine Gedanken....
zu deinem schönen Gedicht

LG
Cara

Gast

Beitragvon Gast » 18.07.2006, 14:55

Hallo Herby, ja, so können Worte sein (Schall und Rauch, die abgedroschene Variante)
Du hast deine Sicht in wohlgesetzte Worte gekleidet, die nachklingen.
Sehr schön.

Liebe Grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 19.07.2006, 12:26

Hallo Gerda, Cara, Cornelia, Lisa und Trixie

mit einiger ( hitzebedingten ) Verspätung heute meinen sehr herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren meiner Verse an euch alle! Ich habe mich über eure positive Resonanz umso mehr gefreut, als dieser Text nicht lange reifte, bevor ich ihn hier einsetzte.

@Trixie, Lisa, Cornelia

Ihr geht auf die letzten beiden Verse ein und schlagt vor, sie zu streichen. Nachdem ich eure Anregungen las, habe ich lange nachgedacht und geriet sehr schnell in einen inneren Zwiespalt. Einerseits habt ihr völlig Recht, wenn ihr anmerkt, dass die letzten beiden Verse bereits durch den Text ausgedrückt werden. Andererseits sträube ich mich dagegen, sie beide ganz zu streichen, weil ich den Gedanken der Flüchtigkeit noch einmal aufgreifen und zusammenfassend betonen wollte. Jetzt brüte ich über eine Art Kompromiss. Wäre es eine Alternative, die beiden Schlussverse zu streichen und dafür den Titel des Textes in "Flüchtig" zu ändern? Was meint ihr?

@Cara

Du schreibst:

Gerade eben habe ich gedacht,
wie es wohl klänge, wenn du das Ganze
in die Vergangenheitsform setzen würdest.
Es wäre dann die Beschreibung eines Ereignisses mit Worten an einem bestimmten Tag....
Es wäre keine allgemeingültige Aussage, dass Worte nur flüchtig sind.
Denn das sind sie ja nicht gundsätzlich.


Das ist für mich nachvollziehbar. Der Eindruck der Allgemeingültigkeit, der durch das Präsens entsteht, war mir beim Schreiben gar nicht bewusst. Ich habe das Gedicht für mich mal umgeschrieben und festgestellt, dass es mir durch die Vergangenheitsform der Verben nicht fremd wird und es an Klarheit im Sinne der entfallenden Allgemeingültigkeit gewinnt. Ich werde deinen Vorschlag daher gerne übernehmen und den Text gleich abändern. Danke für die Anregung!


Ich hoffe, ihr kommt mit der Hitze besser klar als ich ( am liebsten würde mich in den Kühlschrank verziehen, aber der ist für meine Maße leider nicht gebaut ;-) )

Tropische Grüße
Herby

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.07.2006, 14:05

Lieber Herby,

dein Vorschlag zu den letzten beiden Zeilen finde ich großartig! gerda, weil der Titel ja primär (wenn er auch zum Thema passt) auch ein wenig auf den Umzug anspielte.

Ich fände das eine ganz tolle Lösung und dass du Caras Idee umgesetzt hast finde ich auch sehr gelungen. Toll!

Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 20.07.2006, 14:56

lieber herby,

deine änderungsidee mit flüchtig als titel finde ich perfekt.
(an den schlusszeilen 'stieß' ich mich auch - flüchtig wie die zeit las ich als tautologie - evtl. wäre flüchtig in der zeit noch ne alternative)

die änderung der zeitebene finde ich ebenfalls sehr passend.

schön, so ein text mit geteiltem anlass der entstehung - ich lese als eine art motto für 'unseren' salon insgesamt...

aram

Herby

Beitragvon Herby » 21.07.2006, 19:32

Hallo Lisa, hi Aram,

habe jetzt eben letzte Hand an meinen Text gelegt und glaube, jetzt stimmt alles. Danke euch sehr für euer Lesen und eure Zustimmung!

Liebe Grüße
Herby

aram
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Beitragvon aram » 21.07.2006, 22:36

hallo herby!

tiefen der frühe? waren die 'tiefen' gestern schon da? (vielleicht hab ich sie übersehen)
in dreifacher hinsicht gefallen sie mir nicht:
- rhythmus: die erste zeile wird zu lang, der übergang zu z2 gelingt nicht mehr
- formalbezug: die klammer entstanden / in den tiefen der frühe // versanken / im abgrund des dunkels finde ich steif
- inhalt / ausdrucksweise: ich verstehe nicht, was gemeint ist - dadurch erscheint es mir 'überhöhte sprache', wirkt auf mich gespreizt.

liebe grüße, aram


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