strandkorb

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 13.04.2012, 22:38

strandkorb



die strandkörbe
schauen
in die falsche richtung

in die dünen
zur sonne hin
jetzt in der nacht

sie scheuen den wind
der von nordwest hereinkommt
vom meer her

außer meiner
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

aram
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Beitragvon aram » 13.04.2012, 23:26

lieber tom,

las gerne hinein und wurde salzigbrisig erfasst.

blieb dann aber doch unbefriedigt .~) - ende ist mir zu effektvoll/pathetisch - die kombination schauen/ scheuen irritiert mich (weiß nicht warum...doch vielleicht: ohne 'sie' in s3 passts mir)
(die absurdität der wertung 'falsche richtung' willst du wahrscheinlich - ansonsten böte sich 'gegenrichtung' an)
► Text zeigen

am eindrücklichsten ist mir die feine ironie/ umwertung des bildes vom per se schützenden strandkorb, der als vehikel zum 'konsum'/zur konfrontation des ungeschützten verwandt wird - sehr schönes motiv.

grüße - so lieb es auf dem trockenen sitzend geht

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 14.04.2012, 02:05

Hallo Tom, ist jetzt mein von Schlaflosigkeit geplagtes Hirn verwirrt, oder sollte es nicht in der letzten Zeile "außer meinem" (Strandkorb) heißen?

Gutenacht
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

aram
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Beitragvon aram » 14.04.2012, 03:45

liebe zefi,

(da tom sich stundenlang nicht meldet...-) - mich hat dieser punkt zunächst arg irritiert - dann erkannte ich aber, dass es "meiner" heißen muss (und habe das auch in meiner textvariante editiert) - aus zwei maßgeblichen gründen:

1. "meiner" ist korrektes ruhrdeutsch

2. "meinem" stünde im pott wiederum für "meinen"; die heimat des autors bezöge also: "sie scheuen den wind (...)/ außer meinem"

völlig klar denkende grüße - ich geh im bett

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 14.04.2012, 05:46

im beddle simma imma noch
un froge hald wos bedeuded doch
so a textle was ned recht
is ond ned schlecht

wos de schdrandkörble da solle
geht mer ned under mai wolle.

loss se gucka, tom
sei kuhl, kumpel, alter fraind

ond med verlaub sag ichs heind:


jeder darf hald die sprache nutza
die ihm hilft sich raus zu putza.

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leonie
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Beitragvon leonie » 14.04.2012, 17:29

Lieber Tom,

ich ahne, wo Du Dich aufhältst :-) .

Der Text lässt mich zwiespältig sein. Ich finde, durch die Bewertung "falsche richtung" bekommt er so einen moralischen Touch, der ihm nicht steht. Er stört für mich das Bild.

Einer allein im einzigen Strandkorb, der anders steht als die anderen, Blick zum Meer, ins Dunkle, dem Wind entgegen.
Ich glaube, das hat mehr Entfaltungspotential, als dieser Text zugesteht.

Liebe Grüße

leonie

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.04.2012, 10:28

Moin Leuts,

sorry, war etwas arg beschäftigt und auch nicht ständigt verlant auf der Insel, und zwar der, wo mich Leo richtig verortete :o) (Bin diesmal zum Arbeiten ebendort).

Tja, Aram,
um ehrlich zu sein, ist dein Spoilergedicht schon deutlicher tom-liker, also quasi tommiger als mein eigenes, und als Gegenentwurf ebenso berechtigt wie besser als das Original. Ich schwanke noch, ob ich mal untommiger sein soll, oder der verknappten Version verfalle.
Das Motiv, was du herausstellst, ist tatsächlich auch das meinige, wobei es mir auf die Personifizierung bzw. das Übertragen des Menschenverhaltens auf die leblose Materie ankam. Strandkörbe machen ja so nix von selbst außer rumstehen und verwittern.
Ist das Ende wirklich so pathetisch? Ohne das Ich ins Spiel zu bringen, funzt der Text für mich nicht ...

Alle anderen (zum Thema meiner/meinem):
Zuerst hieß das Gedicht "Strandkörbe". Dann habe ich festgestellt, dass meiner ja was anderes macht als die anderen, und habe den Singular für die Überschrift gewählt. Und so habe ich dann den Bezug des letzten Satzes auf die Überschrift, auf den Einzelnen bezogen, womit es für mich nicht nur ruhr-, sondern auch gesamtdeutsch grammatisch korrekt erscheint, zugegebenermaßen mit einem kleinen Gedankensprung, den ich den geneigten Leser zu vollziehen bäte.

Renee:
A bissle kraus, dein Gereime, aber warum "rausputze"? Andersartigkeit gereicht nicht unbedingt zum Ruhme. Gern führts auch ins Abseits ... oder wie hier in den rauen Wind ...

Danke allerseits fürs Drüberrutschen,

liebe Grüße vonne Insel,
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 22.04.2012, 13:30

Hallo,

Nun mit dem Anders-sein und mit dem rauen Wind schmückt es sich leicht. Zumindest, wenn man bei Betrachtung der Strandkörbe nur einen einzigen als anders gerichtet wahrnimmt: den eigenen.

du schreibst:

Renee:
A bissle kraus, dein Gereime, aber warum "rausputze"? Andersartigkeit gereicht nicht unbedingt zum Ruhme. Gern führts auch ins Abseits ... oder wie hier in den rauen Wind ...


A bissle kraus, mein Gereime: danke für die großzügige Wahrnehmung. Vielleicht war das Gereime - soweit verständlich, als man auch hier dem Leser ein klein wenig Mitdenken abverlangen konnte?

Dein Gedicht hat mich nicht überzeugt, weder durch die heraufbeschworenen Strandkörbe (Strandkorb-dichterisches Subjekt) noch durch das Bild des Augerichtetseins, des einzigen Korbes, der sich in rauer Windrichtung befindet. Die Kritik der selbstgefälligen Note, die meiner Ansicht nach von der demonstrativ herausgestellten Andesartigkeit des LyrIch ausgeht, schien mir mit dem Begriff "putzen" "sich herausputzen" hinreichend ausgedrückt.

Mir geht es dabei ganz allgemein um die Haltung des Schreibers. Es gelingt den wenigsten Texten von Selbstgefälligkeit bis Selbstdarstellung frei zu sein. Das finde ich auch gar nicht so schlimm. Was ich bemängle ist das Fehlen von Selbstkritik.

Nah an fehlender Selbstkritik findet man fehlendes Verständnis für ANDERSSEIN: damit meine ich das Anderssein der Anderen. Das gibt's auch. Es kann nämlich sein, dass in den gleich ausgerichteten Strandkörben dann doch so einige (und nicht wenige) anders sind, im Abseits sind, --- man könnte sich natürlich fragen: sind sie mehr tomig oder mehr untomig?

Ich will es mal dabei bewenden lassen.

Vielleicht sollte ich einfach mal meinen Bezug zu Lyrik genauer untersuchen. Vermutlich fehlen mir noch die richtigen Kriterien.

lG
Renée


.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.04.2012, 15:50

Liebe Renee,

wenn ich deine Kritik richtig verstehe, mangelt es dir am Vorhandensein der "anderen" Seite, der Ausgewogenheit?
Kann denn das Beweggrund zum Schreiben sein? Vermutlich. Aber nicht für mich. Ich beziehe gerne Position, und die ist nunmal so "ungerecht", wie es ihre Natur ist: egoistisch. Wenn du das mit "Rausputzen" meinst, gebe ich dir völlig Recht. Und im (selbstempfundenen) Anderssein liegt ja erstmal noch keine Bewertung.

Um es mit Malmsheimer zu sagen: Ich bin kein Misanthrop, ich hasse nur einfach Menschen.
In diesem Falle: Schönwettertouristen.

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 22.04.2012, 17:50

Hallo,

nein es geht nicht um Ausgewogenheit. Es geht darum zu wissen und zwar ganz genau, warum man das schreibt, was man schreibt. das hast du ja nun erklärt. Es sollte aber der Erklärung nicht bedürfen. Und wenn Erklärung notwendig .... ist nicht AUTOMATISCH der Leser ein Esel.

Ein Grad an Selbstverliebtheit ist in uns allen. Schwierig wird es dann, wenn der geniale Autor sie bei sich selbst nicht mehr erkennt.


Ich habe eine Variante ausprobiert .... hier:


o.T.

Alle Strandkörbe
schauen in eine Richtung.
Wer hat sie so
in die Dünen gestellt
zur Sonne hin?

Jetzt
gähnen sie weit in die Nacht hinein.
Vom Meer her, wehst du, Wind von Nordwest,
bläst ihren Rücken, den sie
dir drehen.

Ich stellte meinen nach Dir.
Raue Töne spuckst du,

Ich auch


In der Hoffnung weder erwürgt noch abgewürgt zu werden,
ob solcher Missetat

Renate

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 22.04.2012, 19:19

Liebe Renee,

danke für deine Mühe, aber ich weiß beim besten Willen nicht, was deine Variante mit meinem Text und meiner Aussage zu tun hat, sorry. Natürlich ist der Leser kein Esel (wer behauptet denn das?), wenn er die Aussage anders oder gar nicht versteht. Ein Gedicht kann immer nur ein Angebot an den Leser sein, seinen eigenen Erfahrungsschatz und seinen Gefühlstorso mit dem des Autors abzugleichen, sich daran zu spiegeln oder zu reiben.
Und selbstverliebt bin ich schon lange nicht mehr. Bin kein umgänglicher Typ, weißt du? :o)

Liebe Grüße von der schönsten Sandbank der Welt,
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

eve
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Beitragvon eve » 24.04.2012, 16:04

sollte sich nicht kritik mit dem text befassen, der dasteht? verbesserungsvorschläge, die tatsächlich der intention des autors entsprechen und dieser weiterhelfen? einfach einen anderen eigenen text einzustellen, empfinde ich als sehr übergriffig. außerdem ist der ursprüngliche text der bessere.
eve

aram
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Beitragvon aram » 25.04.2012, 01:54

tja, wer es kann, kann einen kommentar natürlich auch 'gedichtet' verfassen - renées kommentar finde ich da ganz hervorragend, und treffend.

zu meinen, dass selbstverliebtheit für dich keine rolle spielt, ist geradezu rührend, tom - aber tröste dich, männer, die sich so rustikal-ernst nehmen, kommen bei frauen gut an .-)

eve
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Beitragvon eve » 25.04.2012, 17:08

na ja, macht euch da mal keine falschen hoffnungen!
mein einwand betrifft übrigens nicht renées gereimten kommentar, sondern ihre eigene version eines strandkorbgedichtes. natürlich kann jeder so viele strandkorbgedichte verfassen, wie er will, selbstverliebt oder auch nicht, aber doch dann in einem anderen thread. dies bei einem anderen autor zu tun, empfinde ich als übergriffig. sorry.


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