Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
gott murmelt
die löcher sind weiß
früher hatte er ein Zauberwort dafür, aber es fiel ihm nicht mehr ein
er war sich gar nicht mehr so sicher, wer wessen Gefangener war
du findest die zeilen wieder und schluckst
(da stehen wir nun
spinnweben vor den augen
und sehen das gleiche an
und alles was ich denken kann:
langsam schiebt sich meine hand
in deine) bis die lichter sich dimmen nur
damit das drehen aufhört
die tiere sich beruhigen
sinken wir auf den boden
die wand im rücken (spürst du
unter unseren fingern die scherben
der steine und zuckst nicht zurück
und pulst sie nicht heraus) (wozu auch) (immer
diese fragezeichen) es ist wie es ist einfach (gott weiß
was das bedeutet) an der verwunderung zu leben lass uns
das wasser trinken (schnapszahlen flüstern
als wären es rettungsringe)
wenn du dich schneidest
dann am schillern
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
wir sind die gefangenen unserer beruhigung
eine hand in einer hand
ein zauberwort auf den lippen
und der mut es nicht auszusprechen
den glauben im rücken
und trotzdem vorwärts gehen
irgendwohin als wäre das ein ziel
flüsternd den blick in die weißen löcher bohren
den schnee suchen
und etwas längst vergessenes finden
eine hand in einer hand
ein zauberwort auf den lippen
und der mut es nicht auszusprechen
den glauben im rücken
und trotzdem vorwärts gehen
irgendwohin als wäre das ein ziel
flüsternd den blick in die weißen löcher bohren
den schnee suchen
und etwas längst vergessenes finden
wir fangen uns selbst
sehnen uns nach ruhe
von unserem sehnen
reden uns gut
nein, heute rolle ich mir
den schnee zum teppich
kleide mich
mit nadeln
-oh tannenbaum-
ganz in grün
kugeln an den ohren und um
den hals
eine krone aus leds
(das nest für deine krähe)
dass deine augen sich nicht veriirren
in dem eleganten pappelsilber
eichenocker
dann tanze ich dir
ein ständchen
bis die kugeln klirren
und die krähe flieht
(sie kommt wieder, wie gut)
die sterne lachen
wir schieben die sätze zwischen
unsere zweifel
jonglieren mit dogmen
lachenden sternen
ganz nüchtern
(Und wann immmer ich meinen Namen in Ihren Mund schreibe, begreife ich den Ausdruck " treffendes Wort")
grossman lesen
wenn du nicht da bist
zeichne ich die eisblumen
im treibhaus nach
signiere sie
mit deinem namen
säe
sehnen uns nach ruhe
von unserem sehnen
reden uns gut
nein, heute rolle ich mir
den schnee zum teppich
kleide mich
mit nadeln
-oh tannenbaum-
ganz in grün
kugeln an den ohren und um
den hals
eine krone aus leds
(das nest für deine krähe)
dass deine augen sich nicht veriirren
in dem eleganten pappelsilber
eichenocker
dann tanze ich dir
ein ständchen
bis die kugeln klirren
und die krähe flieht
(sie kommt wieder, wie gut)
die sterne lachen
wir schieben die sätze zwischen
unsere zweifel
jonglieren mit dogmen
lachenden sternen
ganz nüchtern
(Und wann immmer ich meinen Namen in Ihren Mund schreibe, begreife ich den Ausdruck " treffendes Wort")
grossman lesen
wenn du nicht da bist
zeichne ich die eisblumen
im treibhaus nach
signiere sie
mit deinem namen
säe
gut und schön geredet
(waidwunde lippen)
fesseln wir das wort
und fliehen in die stille
(waidwunde lippen)
fesseln wir das wort
und fliehen in die stille
auf der flucht
täglich vor ihnen fliehen
neun an der zahl
doch die sucht
die verfluchte sucht
findet immer den blick
den versehrt verzerrten
zerschlagen! alle neun
und fliehen
selten schleichen sich
wahre augen hinein
und sehen
was sie nicht sehen wollen
und fliehen sich zurück
ins versehrt verzerrte
es ist einfach sich anzusehen
mit geschlossenen augen
(die augen der schlüssel sagt man)
alles wird sichtbar
was dem blick entflieht
(das offene im geschlossenen)
als ich das erste mal
mein gesicht im spiegel erkannte
das war mein erster tod
die vertreibung aus dem paradies
und trotzdem habe ich mich wieder erkannt
(immer wieder)
und suche mein verlorenes ich
hinter geschlossenen augen
mit geschlossenen augen
(die augen der schlüssel sagt man)
alles wird sichtbar
was dem blick entflieht
(das offene im geschlossenen)
als ich das erste mal
mein gesicht im spiegel erkannte
das war mein erster tod
die vertreibung aus dem paradies
und trotzdem habe ich mich wieder erkannt
(immer wieder)
und suche mein verlorenes ich
hinter geschlossenen augen
Irgendwann blieb der Graben einfach (das weißt du gar nicht mehr)
(er trennt mich)
Mein Big Jim Rennboot verfing sich an einem toten Reh (in der Aue)
(das war meine Kindheit)
Ein Spiegel schweigt bis man ihn zertrümmert (Maßregelungsschweigen)
dahinter auch nur Bleistiftkreuze (mit Glück ein Rand)
Ich würde so gerne auf verschneiten Dielen laufen
(er trennt mich)
Mein Big Jim Rennboot verfing sich an einem toten Reh (in der Aue)
(das war meine Kindheit)
Ein Spiegel schweigt bis man ihn zertrümmert (Maßregelungsschweigen)
dahinter auch nur Bleistiftkreuze (mit Glück ein Rand)
Ich würde so gerne auf verschneiten Dielen laufen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
zwölf nächte lang schweigt der wind
die wahrheit ist ein kartenhaus
das dem gestundeten wissen standhält
eine zeitlang
wenn der wind schweigt
im glauben
an eine zukunft
deren bausteine bunt bedruckt sind
mit zahlen und bildern
die keiner zu deuten weiß
die wahrheit ist ein kartenhaus
das dem gestundeten wissen standhält
eine zeitlang
wenn der wind schweigt
im glauben
an eine zukunft
deren bausteine bunt bedruckt sind
mit zahlen und bildern
die keiner zu deuten weiß
nie fragte ich dich
großvater, sag
bist du der grund
des dunklen sees
sehe dich
mit deinem weiß wallenden haar
grübelnd über den blättern
deine miene spricht
deine finger zögern
blätter rascheln zu boden
knüllberge und dein fluchen
sitze hinter dir
möchte dich fragen
deine stirn faltet sich
ich schweige
verlasse den ort der quelle
hätte ich dich doch gefragt
wenn du es nicht warst (knüllberge)
die spuren im verschneiten flur sprechen
(papperlapapp) für unsere füße du wirbelst
die ersten flocken des neuen jahres
in meine hände (schmelzen) das ist erwachsensein
klammern und indizien (knüllberge) wenn wir das haus verlassen
schlagen wir die krägen hoch und tragen das grün der tür
als gecko in unseren manteltaschen (manchmal flitzt er uns
mitten am tag über die lippen als wollte er in den falten
jagen) wer furchte den graben (der vater die geliebten die jahre)
und mit welchem wort beatmest du das reh (junge ... es ist tot)
zeichne ein gesicht aus der erinnerung
bleistiftkreuze als augen (spiegelfechtereien)
ein mund muss rot sein und lachen sagt das kind
du reduzierst auf das wesentliche
schraffierst keine schatten
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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