wetterfühlig

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 20.05.2013, 19:01

mein himmel - zerknülltes recyclingpapier
rauh eingerissen ausgefranst an den ecken
und wellig von verschüttetem wein

mit feuerfenchel will einer brand setzen
wieder flackern die flammen bevor sie verlöschen

wind rauscht durch die bäume
wirft äste auf asphalt und autodächer
wie funken fliegen blütenblätter umher

auf dem berg die windräder: riesenscheren
schneiden mit leisem surren
dreiecke aus diesem abend

mein himmel - zerknülltes recyclingpapier

was daraus wird
frag ich mich
Zuletzt geändert von allerleirauh am 26.05.2013, 15:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Eule
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Beitragvon Eule » 21.05.2013, 14:49

Hallo allerleirauh, gefällt mir wegen der "frischen" Bilder und des offenen Schlusses sehr gut. Titel, Form und Inhalt passen hier für mich sehr gut zueinander.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.05.2013, 14:59

Hallo Annett,

gefällt mir, aufgrund seiner Bildhaftigkeit, auch sehr gut.
Am Schluss könntest du vllt. kürzen auf

was daraus wohl wird

oder

was daraus wohl für mich wird

Aber das ist nur eine Marginalie.

Saludos
Gabriella

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 22.05.2013, 13:03

hallo ihr zwei und danke für die kommentare.

@gabi: könntest du bitte noch einmal etwas dazu sagen, warum du die schlussverse verändert hast? was geht da für dich nicht auf?

lga

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.05.2013, 13:38

Hallo Annett,

mit dem "frag ich mich" geht man beim Lesen mit der Stimme automatisch runter.
Ich fände es passender, wenn man am Schluss mit der Stimme hoch geht, nachdenklich, fragend. Das hat einen anderen, für mich, eindrücklicheren Nachhall.

was daraus wohl wird

Saludos
Gabriella

scarlett

Beitragvon scarlett » 22.05.2013, 19:52

das finde ich äußerst gelungen, liebe a., die entworfene szenerie packt mich und "macht" etwas mit mir.

nur hier würde ich anders umbrechen:

auf dem berg die windräder: riesenscheren
schneiden mit leisem surren
dreiecke aus diesem abend

scheren - schneiden - leisem - surren

lg
scarlett

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birke
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Beitragvon birke » 22.05.2013, 20:32

oh ja, das finde ich auch gelungen, sehr lebendig und packend geschrieben!

eine idee noch zum ende, wie wäre es denn, die beiden letzten zeilen zu vertauschen, so dass die essenz (aus meiner sicht) am ende steht und eben auch die stimme/ stimmung (wink zu gabriella!) tatsächlich fragend bleibt:


ich frag mich
was daraus wird


so oder so, mir gefällts!

liebe grüße
birke
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 25.05.2013, 13:30

Ja, genau so ergeht es mir oft! Du hast tolle Bilder gefunden für das Reißen, Brennen, Knüllen im Hirn und an den Nerven. Die letzten Zeilen fallen für mich etwas raus. Also, von meiner eigenen Wetterwarte aus würde ich es eher so formulieren:

mein himmel - zerknülltes recyclingpapier

wenn ich ihn wegwerfe
weht der wind ihn mir wieder ins gesicht

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 26.05.2013, 15:55

liebe mucki,

eigentlich bin ich mit der tatsache, dass die stimme mit den letzten versen gesenkt wird, ganz zufrieden. ich finde, dass der abschlussgedanke ein ruhiger, gelassener ist. ein bisschen resignation soll ruhig mitschwingen.

liebe scarlett,

deine geänderte versfolge leuchtet mir ein. hab ich übernommen. :-)

liebe fenestra,

danke für die befassung mit dem text. deine letzten verse treffen ehrlich gesagt nicht das, was vermittelt werden sollte.

lg
a

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 26.05.2013, 19:19

deine letzten verse treffen ehrlich gesagt nicht das, was vermittelt werden sollte.


Was soll denn "vermittelt" werden? Der Klimawandel?

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 26.05.2013, 19:34

nein, fenestra, der weltfrieden! *ironieaus*

"vermittelt" ist das falsche wort, deine version ist nicht das, was ich intendiert habe. sie ist mir zu schrill, zu direkt. sie würde nach meinem empfinden nicht zum restlichen text passen.

das lyrICH sinniert über den eigenen himmel, das (temporäre?) individuelle glücklich- und zufriedensein. es ist sich der zeitlichen begrenztheit dieses zustandes bewusst. zweifelt ihn vielleicht auch an.

a.

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 26.05.2013, 20:06

Klimawandel war durchaus ernst gemeint. Wenn du solche Stürme beschreibst, denke ich bei einem Satz wie "was daraus wird/frage ich mich" tatsächlich an T.C.Boyles Freunde der Erde ("Tornadowahrscheinlichkeit 95%") und an die derzeitigen Stürme im Süden der USA.

Was mich an den letzten beiden Zeilen aber hauptsächlich stört, ist die Banalität der Sprache nach all deinen wirklich kunstvollen und bildreichen Wendungen (wie du sie immer wieder hier eindrucksvoll zeigst). Das fällt dann plötzlich ab in Richtung banaler Selbstbeobachtung und das finde ich schade, es schwächt für mich den Schluss dieses wirklich guten Gedichts.

Aber der eigentliche Grund für meine "Befassung" war doch, dass ich deinen Text (bis auf die letzten paar Worte eben) sehr gern gelesen habe!

Viele Grüße
fenestra

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birke
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Beitragvon birke » 27.05.2013, 10:09

ob du meinen kommentar überlesen hast
frag ich mich

;)

lg, birke
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 27.05.2013, 13:16

ganz sehr viel entschuldigung, liebe birke. du bist mir durch die lappen gegangen... das war keine absicht.
ich überdenke deine schlussvariante und melde mich noch einmal.

lga


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