Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 27.07.2013, 23:22

so erblüht dein lied
verblüht in einem dunklen
brunnen gedächtnis

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birke
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Beitragvon birke » 29.07.2013, 12:48

.
ein brunnen
gedächtnis
kornblumenblau
die tiefe
und über den rand wächst
ein gefühl
messerscharf
mein herz/ ein pfeil


.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.07.2013, 18:56

Du streckst dich
weiche Morgensonne
ein Altersfleck auf deinem Handrücken

Es war kein Fehler
wenn man sich so fühlt
sagen wir uns dreimal
küssen ein Ausrufezeichen
schauen rüber zum Tag
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.07.2013, 20:52


du streckst dich
in der prallen sonne
tag für tag
jahr für jahr

du lachst
dieses offene ehrliche
tag für tag
jahr für jahr

du lebst das leben
wie ich es nie konnte
und du zahlst den preis
tiefe furchen in der lederhaut

die sonne wartet
auf dich und du lachst

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nera
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Beitragvon nera » 09.08.2013, 00:30

manchmal war ich lederstrumpf
bückte mich unter der sonne weg
tief ins unterholz in den irrgarten
meiner nachtwünsche

einer war da
der die tattoos der zeit küsste
der die erde sah unter den fingernägel
und blieb

die schnecken verließen ihre häuser
ließen sie glühwürmchen zum heim
eine traurige fledermaus irrte
dann fiel ein vogel aus seinem laubbett
und die augen einer streunenden katze
öffneten sich
eine lächerliche sekunde
war tagelang
-die arie
einer grille

"so einsam"
sagte der küsser
"sie singt so einsam und immer nur nachts"

tag für tag kämme ich mir spinnweben aus den augen
und züchte meine jahre

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nera
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Beitragvon nera » 09.08.2013, 00:59

vielleicht verschlucke ich mich morgen
oder tag für tag an den kronjuwelen
während ein hund bellt
oder
jemand in der blauen stunde untergeht
vielleicht beschließe ich
mein alphabet
auf zwei buchstaben zu beschränken
ich flirte mit dem jot
ich schäkere mit dem blauen a
nicht mehr nicht weniger
ich werde es kläffen
ausspucken säuseln vielleicht
lippenlos

Niko

Beitragvon Niko » 09.08.2013, 06:01

lippenlos
während ein hund bellt
das alphabet vergessen
zwischen den augen aus papier
reicht mir der gedanke an selbstheilung

blau sind die stunden
die nicht rot sind
also halte ich
inne / aus / durch
bis der tag mich schlafen legt

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birke
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Beitragvon birke » 09.08.2013, 10:26

.

ich öffne
(nicht lippenlos)
mein alphabet
in deiner hand
machst du daraus
ein gedicht


.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 09.08.2013, 17:33

.

ein gehdicht

wir winken uns nach
in schriftbildern
fließt dein alphabet
in meines wir beißen
auf unsere lippen, dass!
nichts entschlüpft und verweht
im sturm
halten wir uns
den schirm die worte
kommen dahinter
wir werden
davon getragen



.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 09.08.2013, 20:33

davon getragen
wir
einsichten
die erde zu unseren füßen

es weht ein scharfer ost
drückt auf unsere stirn seinen stempel
und strudelt
westwärts

ecb

Beitragvon ecb » 11.08.2013, 20:47

die streifen am himmel sind deine
dort bist du
zum verwechseln
mit den wolken
dir wurde flug
mir irden, die augen
erhoben

Niko

Beitragvon Niko » 11.08.2013, 21:01



blickwinkel


das auge,
aus dem wir beide lachen
ist auch das
welches wir beide verschließen

mit dem zweiten sieht man besser
meinst du
und ich sehe fern
in der zukunft zwei augen
die nicht erkennen
und nur sehen

Herby

Beitragvon Herby » 11.08.2013, 22:30

abends sahen wir fern
stumm
stundenlang
weil wir uns
nah gesehen
nicht ertragen konnten

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nera
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Beitragvon nera » 16.08.2013, 22:31

und dann
ein akkord wie stein
und meer
ein wort wie licht
ganz leicht
deine augen
die einen vorhang
beiseite ziehen
dann zählten wir
wünsche
die in erfüllung gingen
mehr denn perseiden
und ferne träume
Zuletzt geändert von nera am 18.08.2013, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.


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