kurzreise

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 22.11.2013, 13:09

kurzreise


ich komme mir näher
sinnesorgane –
sonst kein gepäck

mein zimmer ist eine zelle
vakuumstille vakuumierte stille
nussbraun

gewohnheit wird sich
nicht einrichten –

bis das alleinsein
nachtworte zubereitet

und süßen geschmack
von ja und danke
beim frühstück
Zuletzt geändert von Amanita am 25.11.2013, 08:13, insgesamt 1-mal geändert.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 24.11.2013, 00:52

"Gewohnheit wird sich nicht einrichten".

Ich bin versucht, das ganze Gedicht abzuschreiben.

wolpertinger

Beitragvon wolpertinger » 24.11.2013, 15:23

Das finde ich gelungen; ich kenne dieses Gefühl, das sich bei einem Kurzaufenthalt in einem anderen Ort, in einem fremden Bett, an einem fremden Tisch manchmal einschleicht.
Bei der letzten Strophe entsteht bei mir sofort ein altbekanntes Bild. Da kommt eine gewisse Einsamkeit noch einmal hervor. Sehr gut.

Nur "vakuumierte Stille" will mir nicht gefallen.

Grüße
Wolf

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.11.2013, 16:05

Hi Amanita,

schließe mich Carlos und Wolf an. Feine und gut nachvollziehbare Innen-Beobachtung, wie man sich in Hotels oder Pensionen fühlt. "vakuumierte Stille" scheint mir auch etwas zu konstruiert.

Saludos
Gabriella

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.11.2013, 17:05

Danke sehr. Das Vakuum hätte ich schon gern drin, denn ich habe es wirklich erlebt, stundenlang kein Geräusch zu hören (außer mir selbst). Das war höchst eigenartig.

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.11.2013, 07:55

die vakuumierte stille haut mich auch jedes mal raus, ich find das echt nicht so prickelnd, es liest sich auch ganz doof ...

vakuumverschlossene/vakuumverpackte stille - das klänge zumindest besser, läse sich besser, aber ob es dir zusagt, wohl eher nicht.

ansonsten finde ich das auch sehr gelungen!

sca

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 25.11.2013, 08:02

Schade, dieses Verb - vakuumieren - fiel mir "vor Ort" sofort ein, ich fand es gerade wegen seiner glatten Sprödigkeit so passend.

Vakuumstille vielleicht?

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.11.2013, 08:08

ja, vakuumstille ist viel viel besser, meine ich ...
vakuumstille nussbraun - fein!

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 25.11.2013, 08:09

gut, dann ändere ichs ;)

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.11.2013, 09:14

das nussbraun noch hochziehen? einen zweizeiler draus machen?
würde sich gut zum rest fügen ...

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 25.11.2013, 09:27

Interessant, wie sich dieses Wort Vakuum nicht zu einem Verb umwandeln lässt ...

Mich hat auch der Versuch gestört, die neue Form finde ich besser.

Ein schönes Beispiel von konstruktiver, gemeinsamer Arbeit, das Kommentieren dieses Gedichts.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.11.2013, 10:55

Ja, "vakuumstille" ist gut. Das "nussbraun" würde ich so lassen, also in einer neuen Zeile, damit man beim Lesen eine Pause macht, Stille erzeugt.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 25.11.2013, 11:04

Genau so, liebe Gabriella - deswegen ist mir diese Möglichkeit lieber.

EMO

Beitragvon EMO » 26.11.2013, 18:52

Offenbar hat das Vakuum einigen Staub aufgewirbelt, obwohl gerade das im Vakuum, physikalisch gesehen, unmöglich ist, denn, physikalisch gesehen, bedeutet Vakuum ja "Luftleere", also kann da nichts anderes sein als "keine Luft".
Daher könnte man, wissenschaftlich und lyrisch gesehen, im Gedicht auch "luftleere Stille" schreiben. Das wiederum passt, physikalisch gesehen, sehr gut, da ja im Vakuum nichts anderes als Stille herrschen kann, weil eben keine Luft für Geräuscheübertragung vorhanden ist.
Ich danke hiermit allen Lesern meiner Abhandlung für ihre Aufmerksamkeit.

EMO


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