vom glück in gedichten zu wohnen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 14.12.2013, 21:37

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Klimperer

Beitragvon Klimperer » 16.12.2013, 09:42

Das englische Pendant zu BEHÄNDE ist ... HANDY.
Was ist gegen ein Wort anzuwenden, das von HAND stammt?
Es soll sich nicht überanstrengen, der Kopf.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.12.2013, 11:30

Ich mag das Wort "behände", auch wenn es altertümlich anmutet. Gerade, weil da die Hand mit drinsteckt. Das passt für mich sehr gut hier. In der ursprünglichen Form "behende" hätte das für mich nicht funktioniert.
Durch die Hand des LIs findet das Wort seinen Platz in einem Gedicht. Dort blüht es auf, lebt, findet seinen Raum.

ecb

Beitragvon ecb » 16.12.2013, 18:30

Ich stimme Gabriella zu, auch für mich hat das "behände" etwas ganz konkret bildliches, ich sehe den Schreibenden das Wort handhaben, nach allen Richtungen drehen und wenden - bis es "steht".

Sehr schön.
LG Eva

Nifl
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Beitragvon Nifl » 16.12.2013, 19:03

O, dann empfinde ich das wohl gegenklangläufig.
Viel Spaß
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 16.12.2013, 19:37

soll vorkommen, das gegenklangläufige Empfinden, geht mir auch oft so

jondoy
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Beitragvon jondoy » 16.12.2013, 22:42

...vom glück im tango zu wohnen...

"Alles, was ich mache, klingt nach Tango!"
(Astor Piazzolla)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.12.2013, 08:24

Hallo Amanita,

für sich genommen finde ich den Titel und jede Strophe gut und mag, wie sie etwas evozieren können. Aber auf Bildebene bekomme ich keine Verbindung zwischen ihnen.

Wenn LIch in Gedichten wohnt, dann sehe ich die Worte als Räume, oder offener als Landschaften. In der ersten Strophe wird mir dann aber erzählt, dass LIch ein Wort "behände" (Das Wort gefällt mir hier gerade nicht, weil das Wort Hand darin erscheinen soll und es zugleich ein Wort ist, das nicht alltäglich ist. Es fällt auf und lenkt die Aufmerksamkeit für mich vom Gedicht weg auf die Schreibintention des Autors. Für mich könnte es entfallen.) durch die Gegend führt, als wäre es ein Kind, oder ein alter Mensch. Das sind für mich gänzlich verschiedene Vorstellungen. (edit: Hmmm, oder ist es das Glück des Wortes im Gedicht zu wohnen und der Titel bezieht sich gar nicht auf ein LIch?)

Die zweite Strophe springt zu einem Du. Der Gedichtsbezug liegt vermutlich im Spiegel? Aber damit habe ich dann auf das Wohnen bezogen wieder ein anderes Bild, das das Gedicht, die Worte erfüllen sollen. Der Spiegel ist für mich hier, auf die zweite Strophe für sich bezogen, gut und sehr schön bildhaft gesetzt und kann durch die letzten Zeilen für mich etwas eigenes, nicht standard-, oder klischeemäßig zu Erwartendes zeigen. Auch das "schön" mag ich hier, weil es auch einen Spiegelbezug hat. Allerdings sehe ich diese Strophe nicht so ungebrochen "liebevoll", sie könnte auch je nach Betonung einen ironischen und kritischen Ton haben.

Garbiella hat geschrieben:Vor allem gefällt mir der Wandel, den das Wort erlebt. Erst ist es neutral und wird in einen Raum gestellt, in dem es (auf)blüht. Schließlich wird es etwas Besonderes, dass durch das "du" ausgedrückt wird. Es wird zu einer Persönlichkeit, lebendig.
Das Wort (es) wird zum Du? Da hätte ich dann zwar zum "führen" in Strophe 1 eine Verbindung, wäre aber noch weiter weg vom Titel?

Die Frage bleibt für mich auch am Ende stehen, worin denn nun das Glück besteht. Meine Erwartungshaltung war nach dem Titel schon auch, etwas darüber zu erfahren. Abschiednehmen und Spiegelreichen würde ich aber erstmal nicht mit Glück verknüpfen. Auch wenn sie von den Worten "blühen" und "schön" begleitet werden.

Amanita hat geschrieben:Andererseits: im Gedicht zu wohnen, heißt doch gerade nicht in Mauern zu sein (Kommasetzung wäre hier auf verschiedene Weise möglich)?
Darüber habe ich nachgedacht, aber für mich ist diese Schlussfolgerung nicht zwingend. Können Gedichte/Worte keine Mauern (im übertragenen Sinn) darstellen/sein, sowohl positiv, wie auch negativ konnotiert?

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 17.12.2013, 08:43

Hallo Flora, danke fürs Befassen. Schade, in Deinem Sinne ändern lässt sich da wohl nichts mehr, dann müsste ich wahrscheinlich alles neu schreiben. Man liest aber wohl auch unterschiedlich; bei "behände" würde ich nie daran denken, ein Kind oder einen alten Menschen an die Hand zu nehmen. Für mich ist es u. a. ein Hinweis auf handwerkliches Geschick bzw. eine damit verbundene Offenheit der Möglichkeiten. Genau das ist auch Thema der zweiten Strophe. Wobei es natürlich immer auch "Mauern" geben kann, nur halte ich die Lyrik für grundsätzlich nach allen Seiten geöffnet. Wenn man vor eine Mauer prallt, dann eher im Sinne (bzw. mit den Folgen) einer Erkenntnis. Das ist hier aber nicht thematisiert. Wenn also Mauern gebaut werden, dann (m. E.) mit dem Ziel, die auch wieder nieder zu reißen.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.12.2013, 09:48

Amanita hat geschrieben:Schade, in Deinem Sinne ändern lässt sich da wohl nichts mehr, dann müsste ich wahrscheinlich alles neu schreiben.
Hm ... Was wäre denn deiner Ansicht nach in meinem Sinn? Da du nicht auf die einzelnen Punkte eingehst, weiß ich leider nicht, auf was du dich konkret beziehst.

Man liest aber wohl auch unterschiedlich; bei "behände" würde ich nie daran denken, ein Kind oder einen alten Menschen an die Hand zu nehmen. Für mich ist es u. a. ein Hinweis auf handwerkliches Geschick bzw. eine damit verbundene Offenheit der Möglichkeiten. Genau das ist auch Thema der zweiten Strophe.
Du meinst die erste Strophe? Und an was denkst du bei "durch vielerlei gegend führen" und "verabschieden"? Oder sollen deine Worte keine Bilder/Vorstellung evozieren?

Wobei es natürlich immer auch "Mauern" geben kann, nur halte ich die Lyrik für grundsätzlich nach allen Seiten geöffnet.
Lyrik, bevor sie geschrieben ist, ist wie jeder andere Text offen nach allen Seiten. Wenn die Worte aber einmal gesetzt sind und man das Gedicht als "fertig" ansieht, sind sie eben festgelegt/feststehend? Es gibt meist einen Interpretationsspielraum, aber wenn ein Gedicht grundsätzlich und nach allen Seiten geöffnet wäre, würde es denke ich schnell in eine Beliebigkeit rutschen? Und wenn man von "wohnen" spricht, dann ist das für mich nicht der Moment des "Erbauens", oder "Einrichtens", wenn man das dann als Bild für den Schreibprozess nehmen würde.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.12.2013, 12:13

Flora hat geschrieben:(edit: Hmmm, oder ist es das Glück des Wortes im Gedicht zu wohnen und der Titel bezieht sich gar nicht auf ein LIch?)

Das ist hier die zentrale Frage, glaube ich. Ich las das Gedicht von Anfang an so, dass sich Titel und Inhalt nicht auf ein LI, sondern auf das Wort beziehen. Deshalb schrieb ich von einer Persönlichkeit, die lebendig wird.

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Beitragvon Amanita » 17.12.2013, 12:17

Ich wollte das gar nicht festlegen. Das Wort steht im Zentrum, ja, aber eben in Kommunikation mit dem Ich. Der eine spiegelt den anderen, sozusagen.

wolpertinger

Beitragvon wolpertinger » 17.12.2013, 17:54

Hallo Amanita,
mir gefällt der durchgängige Gedanke.
Allerdings bringe ich den Titel nicht mit dem Gedicht zusammen.
Ich stutze bei vielerlei Gegend. Vielerlei verlangt doch eigentlich den Präsens, also Gegenden.
Grüße
Wolf

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Beitragvon Amanita » 17.12.2013, 18:12

Wolf, du könntest Recht haben, den Plural hatte ich auch erst (so): alle möglichen gegenden, dann wollte ich mit der Machete Silben kürzen und kam dann zu meiner Version.

Du erinnerst mich: Diese Zeile war meine (Langzeit-)Baustelle!

Vielleicht hat jemand eine klingende Idee?

wolpertinger

Beitragvon wolpertinger » 17.12.2013, 18:19

Hallo Amanita,
ich fände es so gut:

ich führe behände ein wort
durch vielerlei
gegenden
verabschiede es
wo es blüht


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