Bitte vor dem Posten die Regeln lesen.
Ab Monat Juni ist ein Neueinstieg nicht mehr möglich.
Peng! (Startschuss)
Prosa-Marathon bis zum 01. Mai 2014
(Fusseln)
Im Büro des Kommissars wartete der Pathologe Robert, die lange und dürre Gestalt in einen Polsterstuhl gelehnt, die Augen geschlossen. Aus seinen Ohren hingen Kabel. Eine dezente Klangwolke aus Trompetengeschmetter hing über seinem Kopf.
Der Kommissar wartete rücksichtsvoll einige Sekunden, dann klopfte er energisch auf den Tisch. Robert fuhr empor und zerrte die Stöpsel aus seinen Ohren. »Entschuldige, ich sitze hier schon mindestens zehn Minuten und hab ein bisschen gechillt. Wo warst du denn so lange?«
»Dienstbesprechung.«
»Und was gibt es Neues?«
»Nichts Wichtiges. Öde Kleinarbeit, und nichts kommt dabei heraus.« Er setzte sich. »Würden Sie –«, er nahm sich zusammen und sprach überdeutlich, »würdest du es für möglich halten, dass unser toter Fernsehstar ein Privatleben hatte wie ein Einsiedler? Keine Frau, keine Freundin, keine Kumpels, rein gar nichts, jedenfalls finden wir nichts. Er hat die freie Zeit in seiner Wohnung verbracht, hin und wieder in der Muskelbude gezappelt, zu Hause wahrscheinlich zum Großteil vor dem Rechner gesessen oder hat ferngesehen, was weiß ich. Warum wird so jemand umgebracht?«
»Vielleicht habe ich was für dich.« Robert zog ein Klarsichttütchen aus der Kitteltasche und hielt es dem Kommissar unter die Nase. »Weißt du, was das ist?«
»Sieht aus wie eine leere Tüte.«
»Das sind die Fusseln, die wir an der Leiche gefunden haben. Winzig klein, aber unserem Labor entgeht nichts. Ich kann dir mitteilen, dass es Wollfusseln sind. Reine Wolle ohne chemische Zusätze, ungefärbt.«
»Moment.« Der Kommissar fuhr sich mit einem Finger hinter den Hemdkragen. »Hat der Tote irgendwas Wollenes am Leib gehabt?«
»Du machst wohl Witze, Kurt. Weißt du, wieviel Grad es draußen sind? Und das seit Tagen!«
»Ich frage rein rhetorisch. Hatte Brosler Klamotten aus Wolle an?«
»Selbstverständlich nicht. Baumwollshirt mit Skull-Druck und Jeans. Nicht mal Socken. Er war in barfuß in den Turnschuhen. Ziemlich stylishe Turnschuhe übrigens. Von Converse. Feuerwehrrot.«
»Dann hatte also der Täter Klamotten aus Wolle an?«
»Das musst du herausfinden, Kurt«, erwiderte Robert glatt. »Aber ich würde es für unwahrscheinlich halten bei den Temperaturen derzeit.«
»Der Pförtner trägt eine Wollmütze«, fiel dem Kommissar ein. »Der alte Zausel, der im Parkhaus unten an der Schranke sitzt.«
»Hm. Du solltest dich nicht ausschließlich auf Kleidung versteifen. Laut Laboruntersuchung handelt es sich um naturbelassene Fasern. Nichts, was aus einem Skipullover abfusselt, wenn du verstehst, was ich meine. Die Wolle ist übrigens auch nicht besonders fein. Kein Australmerino oder Neuseelandlamm oder wie man das auch immer nennt. Könnte durchaus gute deutsche Heidschnucke sein. Vielleicht stammt dein Täter irgendwie aus dem Dunstkreis der Wollverarbeitung.«
»Vielleicht hingen die Fusseln gar nicht am Mörder, sondern an der Gabel«, fiel dem Kommissar ein. »Diesem Mordinstrument. Vielleicht war es so eine Art Wollkamm?«
» Schafe werden nicht gekämmt«, meinte Robert. »Da hätten die Schäfer viel zu tun. Aber da fällt mir ein, es gibt doch so gemeinwissenschaftliche Fernsehsendungen über alles mögliche; Ackerbau und Viehzucht, Schafe und Ziegen und Osterlamm und Schererei. Vielleicht ist grade an dem Tag so etwas in den Studios gedreht worden?«
»Sendung mit der Maus vielleicht?« Der Kommissar betrachtete seufzend die Fusseltüte. Sie enthielt tatsächlich drei Fasern, die wie gedrehte Grannen aussahen.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
(Sternchen)
Der vierte Tag nach dem Mord bescherte dem Kommissar einen neuen Fund auf seinem Schreibtisch. Es war ein eingetüteter Wandkalender mit zwölf Bögen, für jeden Monat einer, in jener länglich-schmalen Form, die der Kommissar sofort mit Werbegeschenken von Supermarktketten in Verbindung brachte. Der Kalender zeigte am oberen Ende jedes Bogens die Zeichnung einer Heilpflanze und stammte von einer örtlichen Apotheke.
»Broslers Terminkalender«, erklärte die Sekretärin Rosalinde, die diesmal zu ihrem Trägerrock hellblaue Strumpfhosen trug. »Hat Friedrich gerade vorbeigebracht.«
Dem Kommissar verschlug es für einen Augenblick die Sprache. Er deutete anklagend auf den Kalender. »Was ist denn das für ein Ding? Hat der berühmte Fernsehkoch etwa darin seine Termine eingetragen? Das darf ja wohl nicht wahr sein. Und warum erfahre ich das überhaupt erst jetzt?«
Rosalinde wiegelte ab: »Friedrich sagt, dass der Kalender im Badezimmer gehangen hat. Der Bademantel hing drüber. Die Spusi dreht seit drei Tagen die Wohnung um und um, aber das Ding ist bisher leider übersehen worden. Und, nebenbei bemerkt, Brosler scheint es kaum benutzt zu haben. Es steht nicht viel drin, sagt Friedrich. Brosler hatte seine Termine wohl im Handy.«
»Im Handy waren nur berufliche Termine.«
»Dann hatte er die privatem wohl alle im Kopf.«
Der Kommissar klappte den Kalender auf. Es waren tatsächlich nur wenige Notizen darin. Zahnarzt, Geburtstag Pia, Friseur, einmal dick: Finanzamt anrufen, eine Woche später noch dicker: FINANZAMT ANRUFEN. »Er scheint Probleme gehabt zu haben«, meinte Rosalinde, »vielleicht sollten wir mal beim Finanzamt nachfragen, was da los war?«
Der Blick des Kommissars blieb an einem Eintrag hängen, den er nicht verstand. Der Eintrag war fast ein halbes Jahr alt und lautete Speed-Dating. »Was ist das?«
»Hat Friedrich schon nachgeprüft, gestern abend. Eine Agentur in der Innenstadt. Die haben einmal im Monat ein Café angemietet und veranstalten dieses Theater. Brosler ist hingegangen und hat nach zehn Minuten die Flatter gemacht.«
»Ist irgendwas vorgefallen?«
»Die Inhaberin sagt nein. Er sei gar nicht wirklich interessiert gewesen. Wollte sich wohl den Betrieb nur mal angucken.«
Ästhetische Schweinehälften, fiel dem Kommissar ein. Er lehnte sich seufzend zurück. Seine Schwester hatte das gesagt, erinnerte er sich. Am Abend nach dem Mord. Brosler sei nach eigenen Angaben gern in die Schlachthäuser am Hafen gegangen und hätte sich Schweinehälften am Haken angeguckt. Das konnte sich nur auf seine Hamburger Zeit beziehen, denn hier in der Nähe gab es keinen Hafen. Also, resümierte der Kommissar mit erneutem Seufzen, ging Brosler zum Speed-Dating. Nur zum Gucken.
Außer den wenigen Notizen enthielt der Kalender bleistiftgemalte Sternchen. Im Januar und Februar je eines, im März schon zwei, dann immer mehr; in den letzten Wochen sogar zwei pro Woche, und zwar immer montags und donnerstags. Der Kommissar zeigte darauf: »Hat Friedrich dazu auch was gesagt?«
»Wahrscheinlich Fitness-Studio, meint er.«
Der Kommissar entschloss sich zu einer weiteren Konferenz mit Gabriele. Wenn er sich beeilte, kam er zu ihrer Mittagspause gerade noch zurecht.
Er musste ohnehin in die Gegend.
Gabriele aß mit Appetit ein Gericht, das auf der Karte als »Blumenkohlpfanne mit Quinoa, vegan« firmierte. Der Kommissar, dem das curryfarbene Gemisch verdächtig war, hielt sich an einen Putensalat, der in angeblich fettarmer Mayonnaise schwamm.
Er präsentierte ihr den besternten Kalender. »Sagt Ihnen das vielleicht was?«
Gabriele blätterte kauend und stirnrunzelnd. »Montags und donnerstags, das macht jedenfalls Sinn. Da hatte er nachmittags frei. Aber wohin er da ging – keine Ahnung. Er hat nie was gesagt. Ich wusste nicht mal, dass er überhaupt solche Termine hatte.«
»Solche Termine? Was meinen Sie damit?«
»Na, solche Termine, für die man ein Sternchen im Kalender macht.«
»Könnte er jeweils ins Fitness-Studio gegangen sein, zum Beispiel? Oder ins Schwimmbad oder etwas in der Art?«
»Ins Schwimmbad ging er immer ganz früh morgens, hat er mir mal erzählt. Und zwar mindestens dreimal in der Woche. Das war der einzige Sport, den er machte.« Sie spießte nachdenklich eine Tomate auf.
»Ich sehe doch, dass Sie einen Verdacht haben«, versuchte der Kommissar hoffnungsvoll.
»Ach, es ist nicht der Rede wert.« Sie lachte verlegen. »Ich meine mich nur zu erinnern, dass Brösel an manchen Tagen geduscht hat, ehe er das Studio verließ. Und zwar, wenn ich es recht überlege, immer montags und donnerstags, wenn er vor der Mittagspause abhaute.«
»Geduscht? Hier im Studio?«
»Aber klar. Wir haben hier Waschräume, er musste sich ja auf jeden Fall immer das Make-up runterwaschen, wenn er gedreht hatte. Mit dem Kleister im Gesicht kann kein Mensch auf die Straße gehen, schon gar nicht bei diesem Wetter. Aber wenn er früher ging, hat er richtig geduscht. Ja, ich glaube, das war immer montags und donnerstags. Wenn er halt frei hatte ... Und, verstehen Sie, er kann dann ja nicht in die Muckibude gegangen sein. Kein Mensch duscht, bevor er zum Training geht.«
Der Kommissar dachte nach. »Und zu welchen Terminen geht man frisch geduscht? Vielleicht müssen wir uns noch einmal nach einer Freundin umsehen?«
»Glaube ich nicht«, bemerkte Gabriele lässig und kratzte ihren Teller aus. »Davon hätte er bestimmt erzählt. Er machte sich nicht irgendwie hübsch oder so. Er wusch sich nur. Das ist ja eigentlich nichts Besonderes, nicht wahr.«
»Das klingt, als sei er im allgemeinen eher ungewaschen herumgelaufen.«
»Ach was, nichts dergleichen. Er schmierte sich Gel in die Haare und hatte einen Schuhtick. Das war alles. Eitel war er nicht gerade, aber auch nicht ungepflegt. Das hätte er sich nicht erlauben können als Koch.«
»Einen Schuhtick?«
»Er hatte ständig neue Schuhe. Diese bunten Treter von Converse oder ähnliches. Wieviele Schuhe haben Sie denn in seiner Wohnung gefunden?«
Der Kommissar dachte nach. »Na ja, bunte Turnschuhe schon. Aber nicht außergewöhnlich viele, denke ich. Für einen Fernsehstar …«
Gabriele lachte. »Wissen Sie was? Ich glaube, er hat jedes Paar Schuhe nur ein paarmal getragen und dann weggeschmissen. Wie gesagt, er hatte ständig neue Schuhe an. Rote und grüne und sogar welche mit Blümchen. Wenn Sie nicht viele gefunden haben, dann hat er sie regelmäßig entsorgt. Würde ihm ähnlich sehen.«
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
(Volkshochschule)
Die Volkshochschule war groß und dunkelrot. Sie sah aus wie ein gigantischer Ofen, der in der Sonne vor sich hin backte. Inzwischen hatte das Semester angefangen, und der Parkplatz stand voll. Über dem Hauseingang, einer breiten aufgeschlagenen Doppeltür, standen sämtliche Fenster offen. Aus einer oberen Etage tönte eine helle Frauenstimme schmachtend: »Ihr, die ihr Triebe des Herzens kennt, sprecht, ist es Liebe, was hier so brennt? Ich will’s euch sagen, was in mir wühlt …«
»Ah, Cherubino«, dachte der Kommissar, lauschte einen Augenblick und musste beifällig nicken. Die Stimme war schon recht gut geführt für eine Volkshochschülerin. »Ein banges Drücken presst mir das Herz …« Der Kommissar stieß einen Seufzer aus. Das verstand er gut. Noch immer war er mit dem Fall nicht weiter, und übermorgen in aller Frühe war schon wieder eine Pressekonferenz angesetzt. Er hatte keine Ahnung, was er den Leuten sagen sollte.
»Entschuldigung, darf ich mal?« Eine pummelige Frau mit weißblonder Mähne schob ihn zur Seite und steuerte auf einen VW-Bus zu. In der Linken trug sie zwei massive Nagelbretter mit Griffen, in der Rechten einen Plastiksack voller bunter Wollbäusche.
»Kann ich Ihnen tragen helfen?« Er stürzte hinterher und suchte ihr die Bretter abzunehmen. Sie waren so groß wie Tennisschläger, aber viel schwerer, viereckig und mit Stacheln besetzt wie riesige Drahtbürsten. Die Frau scheuchte ihn ungeduldig weg. »Ich schaff es schon. Gehen Sie lieber auf die Seite, da kommen noch mehr.«
Im nächsten Augenblick war er von einer ganzen Horde Frauen umringt, die alles mögliche mitschleppten: zusammengerollte Gummimatten, Luftpolsterfolie, mehr Wollsäcke, Waschschüsseln, Wasserflaschen, noch mehr stachlige Bretter und noch mehr bunte Wollsäcke. Die letzte Frau, in einem mohnroten Rock, hatte einen Webrahmen geschultert. Alles wurde im Kleinbus verladen. Der Kommissar sah ein paar Minuten neugierig zu; irgendetwas war auffallend an dem Bild, aber er wusste nicht was. Die Alte mit der grauen Haarkrone? Der Pappkarton, aus dem ein hölzerner Handgriff ragte? Die Rolltür des Busses, auf der der Schriftzugü Alles fr die Füße zu lesen war?
Gerade wuchtete eine junge Frau mit schwarzem Stoppelhaar und Nasenstecker den Pappkarton in die Höhe, als die Erleuchtung kam. Der Kommissar stürzte herzu. »Halt, halt!« Impulsiv packte er den Karton, der unerwartet schwer war. Er enthielt auf einer Unterlage von fettiger Wolle einen Fön, eine weitere Riesendrahtbürste und einen Kamm – mit langen, spitzen Stahlzinken.
»Verdammt noch mal!«, sagte der Kommissar tief befriedigt. »Das ist genau das, wonach ich gesucht habe!«
Er langte in den Wollkarton und nahm das Ding am Griff, vorsichtig darauf bedacht, die Spitzen zu umgehen und auch den Drahtbürsten nicht zu nahe zu kommen.
»Vorsicht!«, rief die Stoppelige. »Das ist gefährlich! Legen Sie es sofort wieder hin!« Sie streckte die Hand aus, zog sie aber gleich wieder zurück: Der Griff war die einzige Stelle, an der man das Gerät anfassen konnte, und den hatte der Kommissar in der Hand. In selben Augenblick ließ er ihn los, aus Furcht, sie werde sich in der an den Stacheln aufspießen. Das Gerät klirrte zu Boden, was ein allgemeines Zurückfahren auslöste. Der mörderische Kamm blieb mit den Zinken nach oben auf dem Pflaster liegen und funkelte in der Abendsonne.
»Puh!« Der Kommissar zog seinen Polizeiausweis hervor und zeigte ihn im Kreis herum. »Entschuldigung, ich ermittle in einer wichtigen Sache. Genau so etwas wie das Gerät hier suche ich. Wozu dient das?« Er hob den Kamm mit spitzen Fingern auf. Das Gerät bestand aus Holz, in das die Stahlzinken eingelassen waren. Sie standen im rechten Winkel zum Griff, ähnlich wie bei einer Gartenharke.
»Das ist ein Wollkamm! Und den können Sie nicht haben, wir brauchen ihn unbedingt!« Die Frauen gerieten in Aufregung und drangen erneut auf ihn ein wie ein Schwarm Hühner. Eine von ihnen, die mit dem mohnroten Rock, ging barfuß, und ihre Zehennägel waren mit bunten Sternchen beklebt. Am schlimmsten war die Alte mit der grauen Haarkrone: Sie trug trotz der Hitze ein Umschlagetuch, das wie Fledermausflügel flatterte, und schrie am lautesten. »Den können wir nicht entbehren! Wir haben massenhaft Wolle zu kämmen! Massenhaft!« Der Kommissar hielt den Kamm mit den Zinken nach unten von sich ab. »Ich will ihn doch nur ausleihen. Nur für einen Tag. Morgen bekommen Sie ihn zurück.« Oder auch nicht, setzte er im stillen hinzu.
»Was ist denn los?«, dröhnte eine Frauenstimme dazwischen, durchdringend und voll wie eine Pfeifenorgel. Die Stimme kam von einer überraschend kleinen Person mit braunen Locken. Sie trug ein leuchtend grünes Leinenkleid, und einen Augenblick sah sich der Kommissar in eine Erinnerung zurückversetzt; er stand mit Gabriele auf dem Parkdeck, die Sonne ging unter, und an einem Fenster gegenüber stand eine grün gekleidete Frau und breitete die Arme aus. Es war das gleiche Grün.
Der Kommissar fand schlagartig zu seiner Ruhe zurück. »Ich muss das beschlagnahmen. Tut mir leid, aber ich ermittle in einem Mordfall.« Normalerweise hätte er den Kamm in einen Beweismittelbeutel tun müssen, aber einen so großen Beutel hatte er nicht dabei, und der Griff war wahrscheinlich von unzähligen Fingerabdrücken (darunter seinen eigenen) übersät. Den nadelscharfen Zinken war ohnehin kein Plastikbeutel gewachsen.
Blutspuren würde man noch feststellen können, wenn welche dran waren. Egal, wie oft der Kamm gereinigt worden war.
Zuletzt geändert von Zefira am 04.04.2014, 20:58, insgesamt 1-mal geändert.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
[color=#008000][/color]Sehr bald langweilte es sie, einfach durch das Fenster zu schauen. Sie beschloss ihre Beine ein bisschen zu strecken und durch den Wagen zu laufen. Tanja versuchte sie mit bösen Blicken davon abzuhalten, aber erntete bloß einen dreisten Zungenstrecker und ein Achselzucken. Von der feinen Dame erhielt sie einen beunruhigten Blick.
Die Seele machte sich auf den Weg zu den zwei angetrunkenen Gästen, deren Gebrüll immer lauter und obszöner wurde. Sie hing sich kopfüber, mit angewinkelten Beinen an die Haltestange, neben dem Duo und betrachtete es genauestens. Gerade hatten sie über ein Mädchen gelästert, das nichts ahnend neben an auf ihrem Platz saß, ein Buch las und Kopfhörer mit lauter Musik in den Ohrmuscheln eingesteckt hatte. Die Seele zupfte einen der Hörer aus dem Ohr des Mädchens. Es sah fast so aus, als hatte sie dabei etwas daran kaputt gemacht, weil das Mädchen , sich wundernd und nach mehrmaligem Klopfen und Versuchen einen Ton aus dem Kabel zu bekommen, auch den anderen Hörer aus dem Ohr zog und verzichtete ganz auf die Musik. So konnte sie auf einmal deutlich hören wie der Ältere der Beteiligten „Arschficken“ sagte, und sehen, wie der Jüngere anzüglich zu ihr hinblickte und breitgrinsend, eine Reihe ungleicher Zähne entblößend, zu seinem Kumpanen „Genau“ entgegnete. Dann prosteten sie sich zu mit halbleeren Flaschen. Das Mädchen stand sprachlos und wie aus einem unangenehmen Traum erwacht auf, ging eine lange Reihe Sitze weiter und setzte sich neben einen älteren Herren. „ Eeeey, Frischfleisch, waaaaas? Sind wir dir nicht gut gen…“ schrie der Alte, als die Seele, noch bevor er es zu Ende artikulieren konnte, kurz aufpendelte und ihm geschickt die Bierflasche aus der Hand stieß. Die Flasche fiel zu Boden und rollte unter den Sitz, der Alte sprang schnell auf, der Fuß des Jüngeren stand ihm in Weg und er stolperte darüber, fing sich am Fensterglas auf und schrie: „Schnell, schnell, das Bier läuft aus“, schlug dann dem Jüngeren auf das Knie, der laut vor Schmerzen aufschrie und sein Bein zur Seite schob, gleichzeitig sein Oberkörper nach vorne neigte, um seinem Freund bei der Flaschensuche behilflich zu sein, die der aber inzwischen hocherfreut unter dem Sitz heraus kramte und nach oben sprang, just in dem Moment in dem der Zug eine Vollbremsung vollbrachte. Der Alte stieß kräftig mit dem Kopf an dem Kinn des Jungen an, der sich dabei auf die Zunge biss und auch die eigene Flasche im hohen Bogen aus der Hand fliegen ließ. Die Flasche rollte jetzt durch den Wagen. „Ich blute!“ schrie der Jüngere und hielt sich am Mund, „Ich blute, du Arschloch!,“ schrie er weiter „ich hätt‘ mir die Zunge abbeißen können!“. Die Flasche blieb an der Eingangstür stehen, eine schmale Bierspur lief das Gefälle hinunter über den Boden. Alle Passanten taten so, als wäre nichts passiert, als sahen, hörten und rochen sie nichts. Nur Tanja drehte sich ganz vorsichtig um sich und erblickte dabei die Seele die sich köstlich amüsierte an der Stange, mal einen, mal den anderen der Männer nachahmend. Ein lautstarker Streit entflammte zwischen den Freunden, darüber wer ein Arschloch sei, wer wem die Flasche aus der Hand gestoßen hatte, wer zu blöd war die Flasche zu halten und wer zu dämlich die eigene Zunge im eigenen Mund sicher aufzubewahren. Wie er entflammte, so ebbte der Streit auch plötzlich ab, im gemeinsamen Einvernehmen, dass nichts anderes übrig bliebe und es besser wäre, als auszusteigen und bei dem Kiosk an der nächsten Station zwei neue Flaschen Bier zu kaufen.
Als sie den Zug verließen, kehrte fast sichtbare Entspannung ein. Es waren wieder die Geräusche bis dahin angehaltenen Bewegungen zu hören, das Abteil atmete wieder, trotz des Biergestanks. Plötzlich verbunden in unsichtbarer Erleichterung sahen sich die Menschen an. Die feine Dame lächelte gar die Tanja kurz an. Die Seele schlenkerte träge auf ihren Sitz zurück, neben der Dame und der Tanja gegenüber und grinste dabei die Tanja vergnügt an. Dann klopfte sie sich stolz und anerkennend mit der rechten Hand auf die linke Schulter. Den Rest der Reise nach Hause verbrachte sie, in dem sie mit einer Wimper , welche sie sich selbst ausgezupft hatte, der feiner Dame ganz zart über die Oberlippe streichelte, ganz leicht, so dass es unerträglich kitzelte, somit sich die Dame immer wieder an der Nase und um den Mund reiben musste.
Die Seele machte sich auf den Weg zu den zwei angetrunkenen Gästen, deren Gebrüll immer lauter und obszöner wurde. Sie hing sich kopfüber, mit angewinkelten Beinen an die Haltestange, neben dem Duo und betrachtete es genauestens. Gerade hatten sie über ein Mädchen gelästert, das nichts ahnend neben an auf ihrem Platz saß, ein Buch las und Kopfhörer mit lauter Musik in den Ohrmuscheln eingesteckt hatte. Die Seele zupfte einen der Hörer aus dem Ohr des Mädchens. Es sah fast so aus, als hatte sie dabei etwas daran kaputt gemacht, weil das Mädchen , sich wundernd und nach mehrmaligem Klopfen und Versuchen einen Ton aus dem Kabel zu bekommen, auch den anderen Hörer aus dem Ohr zog und verzichtete ganz auf die Musik. So konnte sie auf einmal deutlich hören wie der Ältere der Beteiligten „Arschficken“ sagte, und sehen, wie der Jüngere anzüglich zu ihr hinblickte und breitgrinsend, eine Reihe ungleicher Zähne entblößend, zu seinem Kumpanen „Genau“ entgegnete. Dann prosteten sie sich zu mit halbleeren Flaschen. Das Mädchen stand sprachlos und wie aus einem unangenehmen Traum erwacht auf, ging eine lange Reihe Sitze weiter und setzte sich neben einen älteren Herren. „ Eeeey, Frischfleisch, waaaaas? Sind wir dir nicht gut gen…“ schrie der Alte, als die Seele, noch bevor er es zu Ende artikulieren konnte, kurz aufpendelte und ihm geschickt die Bierflasche aus der Hand stieß. Die Flasche fiel zu Boden und rollte unter den Sitz, der Alte sprang schnell auf, der Fuß des Jüngeren stand ihm in Weg und er stolperte darüber, fing sich am Fensterglas auf und schrie: „Schnell, schnell, das Bier läuft aus“, schlug dann dem Jüngeren auf das Knie, der laut vor Schmerzen aufschrie und sein Bein zur Seite schob, gleichzeitig sein Oberkörper nach vorne neigte, um seinem Freund bei der Flaschensuche behilflich zu sein, die der aber inzwischen hocherfreut unter dem Sitz heraus kramte und nach oben sprang, just in dem Moment in dem der Zug eine Vollbremsung vollbrachte. Der Alte stieß kräftig mit dem Kopf an dem Kinn des Jungen an, der sich dabei auf die Zunge biss und auch die eigene Flasche im hohen Bogen aus der Hand fliegen ließ. Die Flasche rollte jetzt durch den Wagen. „Ich blute!“ schrie der Jüngere und hielt sich am Mund, „Ich blute, du Arschloch!,“ schrie er weiter „ich hätt‘ mir die Zunge abbeißen können!“. Die Flasche blieb an der Eingangstür stehen, eine schmale Bierspur lief das Gefälle hinunter über den Boden. Alle Passanten taten so, als wäre nichts passiert, als sahen, hörten und rochen sie nichts. Nur Tanja drehte sich ganz vorsichtig um sich und erblickte dabei die Seele die sich köstlich amüsierte an der Stange, mal einen, mal den anderen der Männer nachahmend. Ein lautstarker Streit entflammte zwischen den Freunden, darüber wer ein Arschloch sei, wer wem die Flasche aus der Hand gestoßen hatte, wer zu blöd war die Flasche zu halten und wer zu dämlich die eigene Zunge im eigenen Mund sicher aufzubewahren. Wie er entflammte, so ebbte der Streit auch plötzlich ab, im gemeinsamen Einvernehmen, dass nichts anderes übrig bliebe und es besser wäre, als auszusteigen und bei dem Kiosk an der nächsten Station zwei neue Flaschen Bier zu kaufen.
Als sie den Zug verließen, kehrte fast sichtbare Entspannung ein. Es waren wieder die Geräusche bis dahin angehaltenen Bewegungen zu hören, das Abteil atmete wieder, trotz des Biergestanks. Plötzlich verbunden in unsichtbarer Erleichterung sahen sich die Menschen an. Die feine Dame lächelte gar die Tanja kurz an. Die Seele schlenkerte träge auf ihren Sitz zurück, neben der Dame und der Tanja gegenüber und grinste dabei die Tanja vergnügt an. Dann klopfte sie sich stolz und anerkennend mit der rechten Hand auf die linke Schulter. Den Rest der Reise nach Hause verbrachte sie, in dem sie mit einer Wimper , welche sie sich selbst ausgezupft hatte, der feiner Dame ganz zart über die Oberlippe streichelte, ganz leicht, so dass es unerträglich kitzelte, somit sich die Dame immer wieder an der Nase und um den Mund reiben musste.
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