Dichter und Hunde

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 08.05.2014, 18:18

Marken werden gesetzt, zwanghaft,
mitten ins Geschehen, damit
ja keiner sie verfehlt, die
Haufen aus Kommunikations-
und Geltungsbedürfnis.

Die Literatenscheiße direkt ins
Netz, besudeltes Wohnzimmer.

Wenn die Poeten sie doch nach
dem Gassigehen wieder entsorgten,
meinetwegen in Kulturbeuteln.
Zuletzt geändert von Kurt am 08.05.2014, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 08.05.2014, 19:32

Hi Kurt,

gefällt mir der Text, sähe ihn aber eher in der humoristischen Ecke, jedenfalls lese ich ihn satirisch überzeichnet mit seinen Plattitüden, Wertungen und Pauschalisierungen. Auch die Pointe mit den Kulturbeuteln finde ich "kreativlustig". Rhythmisch lässt mich das "ja" stolpern.
Schön auch die implizite Kritik an der Speicherwut heutzutage im Netz. Früher, vor den Foren, gab es ja die "Boards", das war eine einzige Seite, oben immer die neusten Texte und unten fielen sie in den Kulturbeutel und waren verschwunden.
Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 08.05.2014, 20:04

Das "krankhaft" ist mir zu überheblich für ein Gedicht, das genau das beschreibt, was es selbst ist. Vielleicht "zwanghaft"?
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Kurt
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Beitragvon Kurt » 08.05.2014, 20:43

Ja, Nifl, früher war die Welt halt noch in Ordnung. ;-))

Ja, Zefira, „zwanghaft“ gefällt besser. Is ja auch irgendwie „krankhaft“, worüber ich allerdings ohnehin stolpere, besonders z. B. „eine Geisteskrankheit haben“. Wie soll das gehen? Ich habe mal irgendwo gelesen: Geisteskrankheit ist, was ich bin, nicht was ich habe. Naja, das „haben“ ist wohl auch unserer Habengesellschaft geschuldet. Die Hebräer würden wohl sagen „es ist zu mir“. Hm?!

LG Kurt
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Zefira
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Beitragvon Zefira » 08.05.2014, 22:21

Eine interessante Frage, inwieweit man "eine Krankheit haben" kann. Ich habe zb manchmal Anfälle von Reizdarm, da würde ich eher sagen, die Krankheit hat mich. :sad:
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Quoth
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Beitragvon Quoth » 09.05.2014, 10:07

Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und nicht alles Poesie, was gebrochene Zeilen aufweist, beweist Dein Text, Kurt. Hier im Forum hältst Du Dich mit Kommentaren sehr zurück, weshalb ich Deinen pauschalen Angriff auf die Netzpoesie auch nicht ernst nehmen kann. Ich würde diesen Deinen Scheißhaufen an Deiner Stelle umgehend entsorgen!
Naserümpfend
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 09.05.2014, 12:02

Quoth, ich bedauere, dass der Text zu lau geworden ist, zu wenig aggressiv. Ich bin halt kein Slammer. Selbstironie, Witze über die eigene Zunft oder Volksgruppen, z. B. den Ostfriesen, werden von ihnen selbst gerne gelesen und darüber geschmunzelt. Hat wohl was Befreiendes.

LG Kurt
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 09.05.2014, 14:55

Liebe Zefira, ein bisserl Slam für deinen Darm.

http://www.youtube.com/watch?v=MFsTSS7aZ5o
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.05.2014, 16:53

Hallo Kurt,

eine Selbstironie oder satirische Überzeichnung kann ich aus deinem Text nicht lesen. Ich gehe da ganz mit Quoth und empfehle den "Kulturbeutel".

Saludos
Gabriella

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.05.2014, 17:21

Hallo Kurt,

ein Gedicht mit diesem Thema, zu dem es sich durchaus lohnt zu schreiben und das auch angriffslustig, sollte nicht so schwach auf der Brust sein wie dieses. Ich finde, es ist einfach eins genau dieser Texte, die es kritisiert und kann eben deshalb, falls überhaupt gewollt, selbstironisch sein.

Ein Hundehaufen kann für mein Gefühl außerdem nichts besudeln. das sind Sprachwelten, die völlig auseinander liegen.

Mit etwas mehr Mühe entstünde vielleicht etwas anderes.

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 10.05.2014, 07:06

Wenn wir es mit ausgestellten Bildern zu tun hätten, wäre die Sache einfacher. Man könnte auf den ersten Blick Hundehaufen und Pralinen von einander unterscheiden. Bei Texten muss man aber zumindestens mal dran schnuppern oder reinbeißen. Welcher Leser will sich durch tausend Kackwürste fressen, um dann mal auf eine Praline zu stoßen.

Ich hatte da mal eine satirische Kurzgeschichte im Netz stehen, die mir persönlich nicht besonders gefiel. Irgendwann bekam ich eine Mail von einem Schulbuchverlag, der den „Literarischen Text“ abdrucken wollte in einem Buch zur Vorbereitung auf den Realschulabschluss. Drei Jahre befand ich mich so unter den Prüfungstexten vom Vorjahr mit Autoren wie Kafka, Schnitzler, Kaschnitz, Kirsch usw. Im Übungsteil gab es auch noch einen Netzautor.

Ich hätte die Veröffentlichung noch nicht mal ablehnen dürfen, nur innerhalb von 14 Tagen wegen gewandelter Überzeugung.

Ja gut, hier hatte mein Text wohl eine pragmatischen Nutzen.

Aber ansonsten? Ich wees nich.

LG Kurt
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Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.05.2014, 08:43

Ich teile vollkommen Quoths und Gabriellas Meinung.


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