[Wunderkammer] - Amanitas Blog

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 04.10.2011, 14:57

Kunst

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.10.2014, 08:06

Hallo Amanita,
Aber ehrlich gesagt ist mir das zu weit "von mir" entfernt. Vielleicht bin ich auch (noch) zu sehr der Prosa verhaftet, wer weiß.

Eine interessante Frage, inwieweit es das Schreiben beeinflusst und prägt, von welcher Seite man sozusagen begonnen hat und zu fragen, wo die Entwicklung hingehen könnte und von was man sich dafür ev. lösen müsste und ob man das überhaupt will. Wobei die Umstellungen hier ja keine eigentlich Entfernung von der Prosaseite wäre, sofern man auch strophenübergreifend liest, sondern sich nur mehr Möglichkeiten auftun würden, die Zeilen aufeinander zu beziehen, ein längerer Fluß? Sind es die einzelnen Zeilen für sich stehend, die für dich dann problematisch wären, oder der Aspekt, dass man es tatsächlich als Frage lesen kann? (Nicht um zu beharren, es würde mich nur interessieren.)
Manchmal ist es ja gut, das Eigene durch den Blick eines anderen etwas verschoben zu sehen. Wenn dich das hier in deiner Sicht bestärkt hat, ist es auch gut. :)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.10.2014, 19:44

Ja, mir würde der (grammatische) Bezug nicht gefallen bzw. so schreibe ich meistens nicht. Vielleicht bräuchte ich mehr Mut ... weiß ich nicht.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 28.10.2014, 21:32

wie eine süßigkeit
klebt mir der sommer
im spinnwebhaar

die tage sind kurz
und ausgeblüht
ich

herbstwund
versuche ich abschied zu nehmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.10.2014, 18:19

Hallo Amanita,

ich mag die Süßigkeit und auch das Spinnweb(en?)haar, aber beides zusammen ist für mich zu doppeltgemoppelt klebrig?
Das „herbstwund“ ist mir persönlich an dieser Stelle zu viel und zu sehr behauptet, aber das kann man sicher auch anders wahrnehmen. Anders würde es interessanterweise auf mich wirken, wenn du das „herbstwund“ als Titel nehmen würdest. (Vielleicht, weil es sich dann auch an der Süßigkeit reiben würde?)
In der letzten Zeile frage ich mich, wozu du das „ich“ nochmal brauchst?

Wieder mal zum Anschauen ;-)

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Liebe Grüße
Flora
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.10.2014, 18:30

Hallo Flora, danke, das mit dem Schluss ist mir gar nicht aufgefallen, das ist ja wirklich vieeeel besser so.

herbstwund als Titel hatte ich erst, d. h. dann gleichzeitig als Beginn des ersten "Päckchens".

Das Haar ist mir zu schlicht (bzw. würde in meinem Gedankengang - als Hinweis aufs Altern - keinen Sinn machen); Spinnwebhaar wäre für mich eher staubig, also nicht-klebrig.

Im Moment würde ich zu dieser Fassung tendieren:



herbstwund

wie eine süßigkeit
klebt der sommer
an mir

die tage sind kurz
und ausgeblüht
ich

versuche abschied
zu nehmen





Vielleicht auch "alte Süßigkeit" oder so?

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.10.2014, 19:03

Also für mich wärs so absolut stimmig! Ich würde die Süßigkeit nicht mit einem Adjektiv belasten und das Altern spricht für mich aus dem ganzen Gedicht, auch ohne benannt zu werden.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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noel
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Beitragvon noel » 29.10.2014, 19:04

ich mag auch die letzte, neue fassung
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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nera
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Beitragvon nera » 29.10.2014, 19:13

ja!

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.10.2014, 20:15

Danke, dann freue ich mich (besonderen Dank an Flora)!

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.11.2014, 19:25

meine worte fallen
nicht auf deinen herzboden

im gespinst des tages
vergehen sie mit der zeit

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 13.11.2014, 15:55

graue stadt

jedesmal fürchte ich,
ihrer riesengebärmutter
könnten menschen entsteigen,
die auf mich zukommen -
jeder mit einem katalog fragen.
und dann sehe ich mich zittern.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.11.2014, 16:53

Ich finde hier den Perspektivenwechsel interessant, von "ich fürchte" zu "sehe ich mich zittern". Die Riesengebärmutter ist sehr bildhaft, das würde ich mir für den Fragenkatalog auch wünschen. Haben sie Zettel in der Hand? Was "sieht" das LIch vor seinem inneren Auge?
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Beitragvon Amanita » 22.11.2014, 20:15

Hallo Flora! Danke für Deine Reaktion. Deine Fragen verstehe ich allerdings nicht so richtig: Ist es nicht egal, ob sie Zettel in den Händen haben oder nicht?

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.11.2014, 20:44

Hm, nein, für mich ist das hier nicht egal, weil das Gedicht damit arbeitet, dass ich die Szene (am Ende sogar zusammen mit LIch) (an)sehe, dass das Bild wirklich evoziert wird und da fällt der Fragenkatalog raus, den sehe ich (und LIch) nicht, wenn ich es nicht wörtlich nehme und mir vorstelle, dass jeder einen Katalog in der Hand hält?
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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