Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 14.10.2014, 02:12

Und alles weitere bleibt
Ausgeklammert
Selbst das verhandeln
Auf dem fischmarkt
Gibt es nicht einmal mehr hering
Worüber also sollten wir feilschen
An den leeren ständen
Redet man mittlerweile
Überflüssiger weise
Vom klimawandel
Einer schnäutze sich
Du sagtest "gesundheit"
Mir wurde schlecht

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nera
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Beitragvon nera » 16.10.2014, 00:47

und nun?
wo soll ich hin?
alle strassen schon abgelaufen
zu glänzendem pflaster?
oder stumpfem?
ich habe die taschen voll
von muscheln
die wollte ich hinter mir lassen
fallen lassen in diesen fluss
mit geheimen botschaften in ihrem gewinde
mit liebeleien mit achduweißtesdoch
(der fisch der schwarze
die zermürbung und doch
die spielerei auf abgelegten flaschen im gebüsch im park
lachen
die heiserkeit am morgen danach
die spielerei und rotgeküsste lippen)
(gelobt sei der klimawandel)

ich finde immer noch muscheln gefüllt
mit versprechen
die ich fallen lassen werde
wie brotkrumen
auf meinem weg zum
lebkuchenhaus

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Eule
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Beitragvon Eule » 21.10.2014, 09:25

weglos
der mut reicht
noch zaghaft
für den blick
starr geradeaus
dieser muskel tief im
ungewissen tauscht
auf etwas im verborgenen
Ein Klang zum Sprachspiel.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.10.2014, 15:35

Ich habe Taschen
das ist tragisch
zwei Zuhörer
die sich Stille tauschen
und wir liegen weit geöffnet
(eben noch mit uns gefüllt)
denn als Muscheln rauschen wir

Die Augen schalten zuerst
finden allein zurück
lassen all die Muskeln
einfach umgestülpt
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 26.10.2014, 21:19

du bist da
fürchtest dich
nicht die stille zu kämmen
das ist magisch
schreiben sie an die wände
hoffnungssüchtig
versuchst du den roten ampeln auszuweichen
auszuziehen
das lernen zu fürchten

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Eule
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Beitragvon Eule » 26.10.2014, 21:31

hinausgegangen an
einem oktoberabend
die straßen boten schon
lichtkegel mit flüsternden
schatten in richtung
halloween
Ein Klang zum Sprachspiel.

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nera
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Beitragvon nera » 27.10.2014, 22:05

die hügel öffnen sich
schon

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 27.10.2014, 23:14



schon

verschließen sie sich
wieder die hügel
sirren irische lieder

du zogst aus
das ungesagte zu muscheln

rosemary
in seinen taschen
duftet es nach
thyme

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 28.10.2014, 00:11

sinnen alte lieder
zu drum ´n´bass
intoxication gegen kontrakturen jedweder genese

ich zog aus die lehren zu fürchten
und füllte die leere
mit kunigundenkraut scharfsgarbe
alant
kurzmutig
liebäugelte mit dem sid
liebmantelte

liebwandelte

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.10.2014, 08:36

Über den Kamm scheren
Saumpfade frei belichten
(an der Ecke bleibe ich trotzdem hängen)
(du sagst du bräuchtest sie
um nicht über dich hinaus zu wünschen)

In Wahrheit schließen wir uns aus dem Bild aus
jeder ist für sich nackt

(ist doch Blödsinn das mit der Wahrheit)

Aber im Mantel (zwei Dürre wissen, dass sie frieren würden)
lieben wir uns drunter und drüber
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 30.10.2014, 11:31

Nifl: :daumen: )

jeder ist für sich
nackt
unter dem mantel
frost und ein vergessenes
ein gefühl
von versehrtheit

im saum klebt
erinnerung
verklebt sich
mit der haut
der ehrlichen
und wird
... - wozu eigentlich

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 31.10.2014, 09:06




als wären die ecken
im gegenlicht aufgenommen
haben wir uns



die haare wachsen lassen
weil man das gefühl liebt
und die illusion der illusion
einer freiheit im kopf
unter dem mantel
sind wir angezogen ausgezogen
mit worten fühlen wir uns
über den saum hinaus
schaut kein zeh wir spielen
mit wünschen wie mit welpen
und legen uns am abend
in dunklen räumen schlafen
wahrheiten: die flugbahnen aller kometen
wurden aufgezeichnet
und keiner kommt
uns zu nah


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 01.11.2014, 01:12

in den häfen intergalaktischer
flugrouten kursieren witze
von komet zu komet
über die mäntel der nackten
mantel um mantel
streiften sie über
wie zwiebeln
kullern zwischen berg tal
meer rollen rastlos durch städte
eine zwiebelkultur bevölkere die junge
erde und bete einen runden mond an
"sie fürchten sich vor ihrer einsamen blöße"
kichern die roten zwerge
keuchen blaue riesen
kurz vorm bersten

Nifl
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Beitragvon Nifl » 02.11.2014, 15:43

Zwei keuchen in Zwiebelschrift
von Treffpünktchen zu Treffpünktchen
verschlucken ihre Namen
zu weißen Westen gefaltet
Nähte nach innen gebügelt
denn wer will schon
Pünktchengeschirr
an die Wand fliegen sehen?

Zu blößen beginnen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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