Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 05.01.2015, 01:22

eine gute zeit
singt die zeit
und schielt aus ihrem herrgottswinkel
segnet den schnee
der alles leise macht
dann köpfe ich apfelsinen
um sie zu konservieren
ein sommertraum später
mit dem duft von pommeranzen
ich segne den schnee
mit asche
singe ich in den herrgottswinkel
das macht alles leise
enthaupte apfelsinen teile nüsse
kaue nelken
spiele die asche dem schnee zu
es ist zeit sagt die zeit
dass es friert unter dem schnee
und die schalen sind schiffe
und gleiten in morgenländer
beladen mit nüssen apfelsinen
pommeranzen
entgleiten
wenn der schnee sich färbt

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.01.2015, 22:13

zeitschneisen
die worte wirbeln
draußen wird es dunkler und
dunkler als ob der
wintertunnel keinen Ausgang
fände so langsam wird es
Zeit die Parkbuchten
zu besetzen
Ein Klang zum Sprachspiel.

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nera
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Beitragvon nera » 08.01.2015, 02:10

synkopen

die dunkeltöne schlagen schneisen
in unsere zeit
zurück
stampft der spielmannszug
kreuzrittergedudel
wenn ich noch den sprüngen nachspüre
in liebesliedern
verlasse ich mich
auf die zeit und den regen
auf vulkanaufstände
eine synkope zu spät
gehen mir
die augen über

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nera
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Beitragvon nera » 12.01.2015, 23:35

wenn ich parke
parke ich mit geschlossenen augen ein
hinter den lidern verordne ich mir landschaften
und vögel die zu früh singen
verorte mich den sicherheitgurten
und den displaygrafiken
(aber ich parke ja nie und wenn dann nur rückwärts)
aber ich parke ja nie
ich stochere nur im sand
wenn hinter den lidern wüsten wachsen

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nera
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Beitragvon nera » 14.01.2015, 02:19

und du
ein flügelwesen
leuchtinsel
du bist

Nifl
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Beitragvon Nifl » 14.01.2015, 21:07

Auf Freiparken
beflügeln wir uns
um die nächste Ecke
Gefängnis (nur zu Besuch?)
das Spiel samt Goethestraße
verboten-
e Liebe
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 16.01.2015, 02:14

die schlossallee stellt die liebe
in ein schlechtes licht
economic oder so
-und dann purzeln stammelwolken
ins auge

die ich nicht höre
als kämen sie am hammer nicht vorbei
oder ein übertragungsfehler....-zerozerozero

ich stolpere über den amboß
so hört sich das an
wenn ich gegen wände renne
wenn ich befangen bin
unter den hammer komme
auch ein "nur zu besuch"
schlägt wellen

und ich kaufe mich los
(hier müsste es einen punkt geben)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 19.01.2015, 10:39




daran erinnere ich mich
als hätte ich ihn berührt



es geht mir über
du,

ein komma (ein altes gedicht
das noch singt) und schon fliege ich
wieder rückwärts über den schwung
die zeichen der lippen diesen
rührenden winkel
das schöne bis zum schmerz
sehen und darin (punkt um punkt)
versinken wie ein pinguin sag
sind wir nicht unglaublich
leicht zwischen all den dingen

in all den zeilen schriften weiten suchen wir doch
menschen

und wenn
dann


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 19.01.2015, 11:21

:)

Niko

Beitragvon Niko » 19.01.2015, 15:15

glaubensabfall

die zeiten schwingen sich auf
ins rückwärts
was man will
nimmt man sich
fragezeichen sterben aus
ebenso ein gefühl
für anders
denkende sind tot
geweiht weil sie
nicht gleich
schalten um
bringen wir schneller zuende
worin sich alle götter versprechen
ein leben nach dem
tod im paradies

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nera
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Beitragvon nera » 20.01.2015, 01:07

wir klauben die erbsen und linsen
in töpfchen und kröpfchen
und bergen wälder in unseren händen
finden fragen und werden
heimat

wenn die götter auf kometen reisen
verhandeln wir unsere verwandschaft
mit den raben im sturm
wir sind so leicht sekundenlang
und teilen mit ihnen wälder

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Eule
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Beitragvon Eule » 20.01.2015, 08:09

nicht nur auf der nachtwache
gestern flog ganz
leicht ins gestrüpp

auf welchen Fährten
waren wir glücklich
Ein Klang zum Sprachspiel.

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birke
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Beitragvon birke » 20.01.2015, 08:37

.
spuren
weiß wie schnee
sichtbar der schritt
ins blaue
.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 20.01.2015, 08:50

schnee(wittchen)geburt

das fenster vor mir
steht offen
ich nähe an meiner zukunft
plötzlich
steche ich mich daran

meine wünsche
tropfen in den Schnee
röten ihn dunkel
ich staune
und sterbe


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