Der Eisregen kühlte mich ab, die Mäntel. Gewöhnlich kam ich frühlings, auch sommers, an die Gardine; winters spannte es sich schlecht. Zum Herbst hin hatte sich eine Dame gebückt im Minirock nach Kastanien, zeigte mir' s Gesäß. Verschreckt hielt ich mich die folgenden Tage bedeckt mit 'nem Blatt vom Gummibaum.
Als Mama es säuberte, wendete es sich. Langfädrig wie Gespinste hingen Spermafäden daran, die meiner Herbstfee galten. Ich sehe noch in Gedanken ihre Locken locken. Verrückt war ihr Schlüpfer. Zutage trat ihre herbstfarbene Strähnenprothese. Spätsommers gekämmt, flachsblonde Sonnenstrahlen, widerstrebten sie dem Plastikrahmen des Fensters, der mich aus ihrer Sicht umkränzte, haarsträubend, und kurz darauf war ich weg vom Fenster.
Vor dem Winterschlaf kam ich nochmal heraus aus mir, ging mit meinem Pfleger Gassi, den Schauplatz meiner Gelüste entlang, sammelte meine Literatenscheiße ein zum Entsorgen, aus Stolz in einem Kulturbeutel.
Der Herbstfee gewelktes Blättergewand, das zur leichten Beute im Auge des Tornados wurde, in meinem Innerauge, steckte ich ebenso in den Sack wie ihren niedergestreckten Astralleib, nacktes Wildbret, inzwischen von Schnee zugedeckt, von meinem bösen Blick verschleppt, winterstarr im Märchenwald unter einem schmutzigweißem Laken.
Im Frühjahr werde ich mich von dem prachtvollen Kulturbeutel trennen, mich noch ein letztes Mal in dieser Literatenscheiße wälzen, purgieren darin wie ein wilder Bär.
Saisonkoma
Äh?! Nun, ja, war wohl wieder einmal dringend angesagt, so ein Beitrag von mir, der
(durch die Blume) zur Bescheidenheit aufruft in puncto Literatur.
LG Kurt
(durch die Blume) zur Bescheidenheit aufruft in puncto Literatur.

LG Kurt

"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Hattest Du nicht schon mal einen Text mit dem Thema hier? Ach ja, da ist er: im saisonkoma
Hm, praktisch der gleiche Text, nur diesmal prosaisiert. Das Thema scheint Dich zu beschäftigen?
;o) Zefira
Hm, praktisch der gleiche Text, nur diesmal prosaisiert. Das Thema scheint Dich zu beschäftigen?
;o) Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Eine Prosaausführung verlangt meiner Ansicht nach eine konkrete Abbildung. Es ergibt sich eine realistisch nachvollziehbare Aktion, was in der Lyrik oft bewusst vermieden wird. So erinnere ich mich noch an ein Gedicht einer Autorin hier, zu der eine Leserin bemerkte, dass es etwas ganz Großes in sich berge. Nun, klar benannt hat sie es nicht, konnte es wohl nicht, es war so eine Ahnung. Man könnte sich ja nun fragen, ist es zu verantworten, so eine Ahnung zu erzeugen. Vielleicht kann diese nicht konkret bzw. prosaisch beschrieben werden, weil sie sich in dem Augenblick auflösen könnte, zerstört würde. Also muss die Autorin sich der Lyrik bedienen, um ihre diffuse Weisheit zum Ausdruck zu bringen. Aber es muss jederzeit damit gerechnet werden, dass ein anderer Leser es als Hirngespinst verwirft.
Es wäre mal aufschlussreich für mich, wenn das besagte Gedicht, welches mir übermäßig interessant vorkam, in Prosa ausgeführt würde. Ob dann das Geheimnisvolle Schaden nehmen würde.
Nun, meine Lyrik hier und Prosaausführung entsprechen sich ja praktisch eben nicht. Aber, Zefira, du hast mich auf die Gedanken gebracht, was geschehen könnte, wenn man jene geheimnisvollen Gedichte bei gleichem Inhalt in Prosa verwandeln würde.
Kurt
Es wäre mal aufschlussreich für mich, wenn das besagte Gedicht, welches mir übermäßig interessant vorkam, in Prosa ausgeführt würde. Ob dann das Geheimnisvolle Schaden nehmen würde.
Nun, meine Lyrik hier und Prosaausführung entsprechen sich ja praktisch eben nicht. Aber, Zefira, du hast mich auf die Gedanken gebracht, was geschehen könnte, wenn man jene geheimnisvollen Gedichte bei gleichem Inhalt in Prosa verwandeln würde.
Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
hallo kurt,
den "gespinste" bitte ein "n" klauen und warum nicht einfach "der herbstfee gewelktes ...", das "ihr" geht hier zwar, aber ich persönlich stolpere dann so und lande am ende, oh weh, in "literatenscheiße" (ob die wohl stinkt?). mit einem "gern gelesen" und höchstlich amüsiert
grüßt der donkju
den "gespinste" bitte ein "n" klauen und warum nicht einfach "der herbstfee gewelktes ...", das "ihr" geht hier zwar, aber ich persönlich stolpere dann so und lande am ende, oh weh, in "literatenscheiße" (ob die wohl stinkt?). mit einem "gern gelesen" und höchstlich amüsiert
grüßt der donkju
Ja, DonKju, bin auch über die besagte Stelle gestolpert, aber nicht auf deine eigentlich einfache Lösung gekommen. Danke dir.
Habe gerade ein Interview gelesen, beide Interviewpartnerinnen aus der schöngeistigen Literaturecke. Da kamen denn so Feststellungen auf, das Kinder aus bildungsfernen Haushalten kaum Lesen. Die Interviewte sagte, sie käme auch aus so einer Familie, in der auf Bücher wenig Wert gelegt wurde und sie hätte sich diese Attribute der höheren Gesellschaftsklassen, so formulierte sie es, später zugelegt und dann kam noch die Frage auf, ob man sie nun für eingebildet hielt … na ja und so weiter und so fort. Habe dann auch nicht zuende gelesen. Es wurde auch nicht differenziert in Sachbücher. Von Hanni und Nanni war die Rede.
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass Kinder der Unterschicht im Übermaß Fernsehen. Ja, nun stellt sich mir die Frage nach bildungsfern, diesem Reizwort. Macht es denn einen Unterschied für die Bildung, ob ich Hanni und Nanni mir als Lektüre reinziehe oder als Film. Ich spreche mal schlicht von Literatenscheiße, von der ich mir vorstellen kann, dass die sich vor der TV-Ära die Kinder der elenden Arbeiterfamilien bevorzugt reingezogen haben, um sich aus ihrer tristen Welt in eine erhabenere entführen zu lassen.
LG Kurt
Habe gerade ein Interview gelesen, beide Interviewpartnerinnen aus der schöngeistigen Literaturecke. Da kamen denn so Feststellungen auf, das Kinder aus bildungsfernen Haushalten kaum Lesen. Die Interviewte sagte, sie käme auch aus so einer Familie, in der auf Bücher wenig Wert gelegt wurde und sie hätte sich diese Attribute der höheren Gesellschaftsklassen, so formulierte sie es, später zugelegt und dann kam noch die Frage auf, ob man sie nun für eingebildet hielt … na ja und so weiter und so fort. Habe dann auch nicht zuende gelesen. Es wurde auch nicht differenziert in Sachbücher. Von Hanni und Nanni war die Rede.
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass Kinder der Unterschicht im Übermaß Fernsehen. Ja, nun stellt sich mir die Frage nach bildungsfern, diesem Reizwort. Macht es denn einen Unterschied für die Bildung, ob ich Hanni und Nanni mir als Lektüre reinziehe oder als Film. Ich spreche mal schlicht von Literatenscheiße, von der ich mir vorstellen kann, dass die sich vor der TV-Ära die Kinder der elenden Arbeiterfamilien bevorzugt reingezogen haben, um sich aus ihrer tristen Welt in eine erhabenere entführen zu lassen.
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
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