WORT DER WOCHE ~ Gedächtnis ~

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birke
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Beitragvon birke » 14.08.2015, 12:19

WORT DER WOCHE

- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -


~ Gedächtnis ~
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.08.2015, 16:11

geboren mit der fülle des allwissens
ohne dir bewusst zu sein
dein erster schrei
begonnen hat der verlust
deine erinnerung
sie wird löchrig werden
bis das allumfassende schwarz
sie auffrisst um dich
irgendwann
wieder auszuspucken
mit der fülle des allwissens

Niko

Beitragvon Niko » 14.08.2015, 17:27

heute weiß ich
was ich gestern nicht wusste
heute hab ich vergessen
was ich gestern noch wusste

das gehirn lernt täglich
und vergisst täglich

austausch der daten

Und irgendwann
vergisst du zu lernen
weil du nicht wissen willst
was du ohnehin wieder vergisst
weil du nicht mehr neugierig bist
und müde von erfahrung und rückschlägen
so hast du das vergessen gelernt
und das wissen weicht dem ahnen
dein leben wird ungenau
ängstlich zurückgezogen

und dann wartest du
du wartest nur noch...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.08.2015, 19:47

Immer, wenn ich Filme sehe, in denen Menschen aufgrund eines Ereignisses plötzlich an einer Voll-Amnesie leiden, frage ich mich, warum sie sich so quer stellen und mit dem Schicksal hadern. Ich denke, dass es wie ein Neubeginn sein muss, sich an absolut nichts mehr zu erinnern, nicht zu wissen, wer man ist. Bei sich selbst die Reset-Taste drücken. Für mich hat diese Vorstellung etwas Faszinierendes.

Anders verhält es sich mit schleichendem Gedächtnisverlust bei vollem Bewusstsein, Alzheimer. Das muss die Hölle sein.

Niko

Beitragvon Niko » 14.08.2015, 19:57

Wenn du nicht weißt, dass du nichts weißt, bist du bei allem Unglück glücklich. Bis auf ganz wenige Momente der Aufhellung.
Wenn du weißt, dass du nichts weißt, ist das Glück im Unglück. Denn dass Wissen, nichts zu wissen birgt die Chance, zu lernen.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.08.2015, 12:37

Wenn ich vor 21 Jahren gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich nicht gewusst, was ich hätte tun sollen.
Es ist gut, nicht zu wissen, was in der Zukunft geschieht. Und die Vergangenheit kann ich nicht verändern, und wenn ich sie mir noch so oft umzudenken versuche.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.08.2015, 20:44

Körpergedächtnis

Seit etwa drei Monaten habe ich kein Tai Chi mehr absolviert. Ich tanzte die meditative Bilderfolge vorher jeden Tag. Irgendetwas kam mir dazwischen. Ich weiß gar nicht mehr, was es war. Jedenfalls hörte ich damit auf. Heute dachte ich mir: ich werde wieder Tai Chi praktizieren. Schließlich hat es etliche Monate gedauert, die Schritte zu lernen und vor allem die Übergänge so hinzubekommen, dass man sie nicht sieht. Die einzelnen Bilder, wie die Figuren genannt werden, z.B. "die Mähne des Wildpferdes teilen" oder "aus dem Meer schöpfen" fließen nahtlos ineinander über. Das ist das Schwierigste daran. Und den Rücken gerade zu halten. Mir grauste ein wenig. Ich befürchtete, dass ich alles vergessen habe. Gerade, was die Übergänge betrifft. Ich legte mir meine Tai-Chi-Musik ein und es geschah etwas Wunderbares. Meine Beine, meine Arme, mein gesamter Körper erinnerte sich an alles. An jede noch so kleine Bewegung, alles war da, als ob ich keinen einzigen Tag pausiert hätte.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.08.2015, 14:29

Recall
Gestern wusste ich nicht mehr, was der Grund für die längere Pause des Tai Chi-Trainings war. Und ich freute mich so, dass ich keinen der Schritte verlernt hatte. Ich sollte wohl besser mein Gedächtnis trainieren. Ich weiß wieder, warum ich mit Tai Chi aufgehört habe, bzw. aufhören musste. Meine Kniegelenke verdrehen sich bei einigen Bewegungen. Und das ist ziemlich schmerzhaft, wie ich heute morgen, nach dem Aufstehen, wieder erfahren durfte. Schluss mit Tai Chi.


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