Hai-bomb

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 10.09.2015, 20:13

Die Taube im Turm
unter dem Nest des Falken
fühlt sich beschissen
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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nera
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Beitragvon nera » 11.09.2015, 22:48

der wurm auf dem platz
wo die tauben sich tummeln
fühlt sich verschissen


;)

Niko

Beitragvon Niko » 11.09.2015, 23:47

der wurm hat verschissen
wo die falken nester bauen
und tauben sich türmen

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 11.09.2015, 23:48

tauben und falken
durchrauschen die luft
wen wurmt's
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Kurt
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Beitragvon Kurt » 12.09.2015, 00:36

Sehr schön, liebe Kinder. Und nun zählen wir mal nach, welches dichterisches Werk mehr Deutungen zulässt. Bei meinem sind es mindestens zwei; zum einen, die Taube fühlt sich in der Nähe des Falken unwohl, zum anderen, sie könnte tatsächlich Falkenscheiße abbekommen haben. :smile:

LG Kurt
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so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Niko

Beitragvon Niko » 12.09.2015, 08:45

unter den tauben
Ist ein schwerhöriger wurm
gleichsam ein falke


(Sorry, kurt... :-I )

pjesma

Beitragvon pjesma » 13.09.2015, 13:20

die taube und der falke
auf dem selben balken
und nachtigall
und uhl

in allen
am ende
der wurm
sich suhlt

(reim dich oder ich fress dich)

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nera
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Beitragvon nera » 13.09.2015, 14:32

lieber lehrer, nun stellen wir uns mal die frage, ob ein hai-bomb überhaupt und letztendlich verschiedene dichterische deutungen zulassen sollte???? keine ahnung! und dann meins: also: ein wurm lebt auf einem platz! (kopfkino:- hoffentlich regnets?!) tauben tummeln sich auf einem platz! (kopfkino:- die ratten der lüfte, igitt; entzückte kinder, die sie aufschrecken, straßenkehrer, die unrat kratzen?!) der wurm fühlt sich unwohl ( kopfkino:- kann er, der wurm, regen von taubenkacke unterscheiden? freut er sich, falls es doch nicht regnet und die taubenkacke ihm erleichterung und feuchtigkeit verschafft? was hat er denn auf dem platz verloren? treten zu allem elend auch noch entzückte kinder auf ihn, bzw. ihn platt, so verschissen er ist? wird er vom strassenfeger mit der taubenkacke weg gekratzt?)

und überhaupt; wie dämlich muss eine taube sein, unter dem nest eines falken zu rasten? turm hin oder her!

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 13.09.2015, 14:48

Hallo,

vielleicht ist das Haiku von Kurt gar kein Nonsens, sondern er bezieht sich auf folgendes?

1982 gab es in der Hoch- oder vielleicht auch auslaufenden Zeit der Friedensbewegung ein Lied von Hans Hartz. Titel: Die weißen Tauben sind müde. Darin der Refrain: Die weißen Tauben sind müde, sie fliegen lange schon nicht mehr. Sie haben viel zu schwere Flügel,u nd ihre Schnäbel sind längst leer. Jedoch die Falken fliegen weiter, sie sind so stark wie nie vorher; und ihre Flügel werden breiter, und täglich kommen immer mehr, nur weiße Tauben fliegen nicht mehr. : Die Falken fliegen weiter, …


Liebe Grüße
Dede

Niko

Beitragvon Niko » 13.09.2015, 15:05

Da stimm ich dir zu. Ich erinnere mich noch an die rauhbändrige stimme des sängers. Natürlich fragt man nach dem sinn eines textes, den man liest. Doch schon der titel, mir eine mixe aus haiku und Bombe, nimmt dem text bereits im vorfeld die ernsthaftigkeit etwaiger aussagen. Klar: taube ist DAS friedensnild schlechthin. Da bringt man im kontext auch gut den falken unter. Eine konkrete aussage jedoch lässt der text - mir jedenfalls - vermissen. Auch eine aussage hinter den bildern.

Beste grüße-niko

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nera
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Beitragvon nera » 13.09.2015, 15:16

nee, mir gehts anders mit diesem text, auch wenn die taubenmetapher ziemlich klar ist und kurt das "bomb" sicherlich ganz bewußt eingesetzt hat. aber weil er in seinem haiku das wort "beschissen" einsetzt, entsteht bei mir sofort das bild von tauben, die alles vollkacken und sich dann auch noch darüber beschweren, dass sie von einem turmfalken (der ja eher vom aussterben bedroht ist, als die taube) getroffen werden.

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 13.09.2015, 15:19

Hi nera, ach so, alles klar, ging mir auch ein wenig so.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 13.09.2015, 15:33

Liebe Nera, wie blöd muss ein Mensch sein, über dessen Wohnung ein brutaler Kerl wohnt. Da fühlt man sich nicht wohl, aber wenn keine andere Wohnung frei war. Oder man geht in einen Imbiss, und es ist nur noch der Stehplatz neben dem Tätowierten frei, neben dem es einem nicht ganz geheuer ist.

Tauben sind doch eigentlich sympathische Tiere. Denken wir an Noah und die Sache mit dem Zweig vom Ölbaum. Erst durch den die Natur zerstörenden Menschen und dessen Kulturgüter ergeben sich für die Tiere Probleme, ähnlich wie die des Menschen. Denken wir mal an die Städte im Mittelalter ohne Kanalisation. Die Menschen können Abhilfe schaffen. Tauben nicht. Wir Menschen haben die Verantwortung und müssen den Dreck beseitigen oder ihm vorbeugen.

Liebe Hetti, ein schönes Lied. Ich höre in letzter Zeit verstärkt deutsche Schlager. Hab da eine Monica Morell entdeckt, deren Texte sind ja quasi Gedichte. Gesungen von einer sympathischen Frau schwelge ich gerne mit. Reine Lyrik gelesen berührt mich dagegen kaum.

LG Kurt
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 13.09.2015, 15:45

Lieber Niko, ein Haiku trifft keine Aussage mit Bedeutung. Der Zenmeister würde dadurch in seiner Meditation gestört.

LG Kurt
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