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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Estragon

Beitragvon Estragon » 30.04.2016, 19:58

vielleicht geht man so
geht wenn die dinge verschwinden

ratlos geht man ohne sich umzudrehen

vielleicht dass der abendwind rauscht
vielleicht dass die zeit die zeit nicht kennt

nicht an jenem tag
nicht an den tagen davor

vielleicht weil man glaubt
dass schritte wenn sie sich entfernen
nicht mehr schmerzen

die SEINE weiß dass es nicht stimmt
sie nimmt den körper eines dichters und spürt den schmerz
Zuletzt geändert von Estragon am 01.05.2016, 15:01, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.04.2016, 20:32

Hallo Estragon,

dieser Teil
Estragon hat geschrieben:vielleicht geht man so
geht wenn die dinge verschwinden

ratlos geht man ohne sich umzudrehen

vielleicht dass der abendwind rauscht
vielleicht dass die zeit die zeit nicht kennt

nicht an jenen tag
nicht an den tagen davor

vielleicht weil man glaubt
das schritte wenn sie sich entfernen
nicht mehr schmerzen

berührt etwas tief in mir, hallt melancholisch, nein traurig in mir wider. Vielleicht liegt es daran, dass ich etwas erfahren habe, das deine Zeilen genau beschreiben, du mich quasi mit deinen Zeilen in diesem Moment meiner Stimmungslage abholst.

Liebe Grüße
Mucki

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 01.05.2016, 09:32

Ein geniales Gedicht.

Es sagt soviel wie eine Novelle.

Eine zu Ende gegangene Liebesgeschichte.

Die Freundin des Dichters weiß, wie es in seinem Herzen aussieht.

Niko

Beitragvon Niko » 01.05.2016, 10:38

Lieber Ertragen,
Manche Gedichte haben dieses gewisse extra, tragen etwas in sich, das es zu etwas besonderem macht. Dies ist so ein Gedicht. Weil es Gefühl schreibt, Gefühl transportiert und Gefühl hinterlässt.
Dein Text ist voller Emotionen, edel und besonders.
Ein Text über celan, wie ich durch das ende vermute?

Danke, dass ich es lesen dürfte!

Estragon

Beitragvon Estragon » 01.05.2016, 10:52

ja ein gedicht für celan, aber auch ein gedicht über liebende, die verzweiflung ist
auch eine liebende, wenn auch eine schreckliche

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birke
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Beitragvon birke » 01.05.2016, 11:38

einfach nur: chapeau!
dein gedicht schafft es, etwas sehr tiefgründiges zu transportieren... man (also ich) fühlt sich zugleich verloren und geborgen in diesen zeilen.
geht tief!

(eine kleinigkeit, müsste es nicht heißen: "nicht an jeneM tag"?)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Estragon

Beitragvon Estragon » 01.05.2016, 11:47

vielen dank, ich habs geändert

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 01.05.2016, 11:59

Sag mal Niko, dass Du oben "lieber ertragen" schreibst statt "lieber estragon", ist das Absicht oder die Spracherkennung?
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 01.05.2016, 12:55

Hallo Estragon,

das schritte


da fehlt auch noch ein s. Und überdies ist mir dieses unschöne Wort zu inflationär in deinem Text.

Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 01.05.2016, 16:16

Liebe Mucki,
Estragon muss man nicht ertragen. Es ist diese bekiffte spracherkennung!


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