Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
in 200 jahren
muss die träne nicht mehr geweint werden
die eichenlianen reißen die zimmer nieder
in denen die träne möglich war
ganz sanft tun sie das und
die zeit streichelt die, die dabei sterben
muss die träne nicht mehr geweint werden
die eichenlianen reißen die zimmer nieder
in denen die träne möglich war
ganz sanft tun sie das und
die zeit streichelt die, die dabei sterben
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
von der zeit sich streicheln lassen
hinter den lahmen flügeln
und am gebrochenen herzen
vor allem
aber ist es die zeit
die nach zärtlichkeit sucht
denn ihr streicheln
Ist unruhig fordernd
und zerreißend
doch im schein dieser kerze
goldig - rot mit blauer flamme
rußt sie dahin
die zeit wird
ein fluss in die quelle
wo ich begann
hinter den lahmen flügeln
und am gebrochenen herzen
vor allem
aber ist es die zeit
die nach zärtlichkeit sucht
denn ihr streicheln
Ist unruhig fordernd
und zerreißend
doch im schein dieser kerze
goldig - rot mit blauer flamme
rußt sie dahin
die zeit wird
ein fluss in die quelle
wo ich begann
und dann
ist wieder jemand da
und freundlich bestimmt
nimmt er dir die luft
zu atmen
traust du dich nicht
denn du würdest
tief einatmen
das gewesene
das nie gewesen sein wird
und du würdest ausatmen
kurz und hektisch
wie damals nur noch schlimmer
und dann wünschst du dir
wie schon immer
dass das atmen aufhört
das atmen über neben und in dir
und dass endlich vorbei ist
was niemals aufhört
doch das atmen geht weiter
.
ist wieder jemand da
und freundlich bestimmt
nimmt er dir die luft
zu atmen
traust du dich nicht
denn du würdest
tief einatmen
das gewesene
das nie gewesen sein wird
und du würdest ausatmen
kurz und hektisch
wie damals nur noch schlimmer
und dann wünschst du dir
wie schon immer
dass das atmen aufhört
das atmen über neben und in dir
und dass endlich vorbei ist
was niemals aufhört
doch das atmen geht weiter
.
in 200 jahren weinen wir nicht mehr.
warum auch. wir leben jetzt. wir sind.
und wir sterben. und weinen und lachen und lieben.
jetzt. und sagen ja und nein.
wir sind jetzt. eine liane und freitag und asche
und der golem geht um
geschaffen aus tränen, die nie geweint wurden.
aus ungesagtem "nein". aus "endlich vorbei"
oder hilflosem wüten...
" die musik in allen dingen"
die zeit ist die rose die zeit die rose die rose
und wir können uns reinhängen in die zeithängematte
während die spielmannzüge aufspielen
und es ein kreischen gibt
dass ohren bluten lässt
und wir wiegen uns in erinnerung
eine sanfte melodie
einschlaflied
beischlaflied
und der herr wird es richten
maria hilf
warum auch. wir leben jetzt. wir sind.
und wir sterben. und weinen und lachen und lieben.
jetzt. und sagen ja und nein.
wir sind jetzt. eine liane und freitag und asche
und der golem geht um
geschaffen aus tränen, die nie geweint wurden.
aus ungesagtem "nein". aus "endlich vorbei"
oder hilflosem wüten...
" die musik in allen dingen"
die zeit ist die rose die zeit die rose die rose
und wir können uns reinhängen in die zeithängematte
während die spielmannzüge aufspielen
und es ein kreischen gibt
dass ohren bluten lässt
und wir wiegen uns in erinnerung
eine sanfte melodie
einschlaflied
beischlaflied
und der herr wird es richten
maria hilf
Ch nist mn (Ich niste mich ein)
schräge Decken und hohe Wände
überwintern ist ein großes Wort
oben glimmt ein bloßes Licht
wenn ich atme geht es mit
das gedeckte Dach trägt Stille
ist blickdicht im Innern
kleiden wir uns aus
beziehen das Alte mit frischem
Mut liegen wir da
schräge Decken und hohe Wände
überwintern ist ein großes Wort
oben glimmt ein bloßes Licht
wenn ich atme geht es mit
das gedeckte Dach trägt Stille
ist blickdicht im Innern
kleiden wir uns aus
beziehen das Alte mit frischem
Mut liegen wir da
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
in geschichten einen zipfel finden
an dem man schnüffeln kann
schreiben als könnte man nicht auflegen
beim telefonieren
unter schrägen dächern lieügen wir
suchen wurmlöcher
da wollte jemand die liebe erklären
mutig
das erste schneeglöckchen ansehen
nicht weinen wenn ich atme
atmest du
einausreden
in der heruntergelassenen hose
fände man auch nur zerknüllte zettel
das ist ein trost, dass man
es nicht kann
es ist einfach
wie gott
nur so viel
wenn ich atme
atmest du
es liegt nur mehr oder weniger
dazwischen
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Ich habe meine Kindheit zerstört
als ich nach Bullerbü zog
Die Fehler frieren ein
sind der Grund meiner Stapfen
Ich frage die Kälte: Freunde?
Und wir bringen die Folgen durcheinander
Stellen uns vor
keine festen Hände zu haben
(und schneller zu atmen)
Als würde Schmelzwasser dampfen
Als gäbe es noch Eisblumen auf Isolierverglasung
Im nächsten Augenblick lächelte ich auf dem Bild
wenn ich dich oben sähe
als ich nach Bullerbü zog
Die Fehler frieren ein
sind der Grund meiner Stapfen
Ich frage die Kälte: Freunde?
Und wir bringen die Folgen durcheinander
Stellen uns vor
keine festen Hände zu haben
(und schneller zu atmen)
Als würde Schmelzwasser dampfen
Als gäbe es noch Eisblumen auf Isolierverglasung
Im nächsten Augenblick lächelte ich auf dem Bild
wenn ich dich oben sähe
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Ich bin saltkrokan
und immer ein kopf
in irgendeiner suppenschüssel
partner von hotzenplotz
und dem Teufel
mit drei goldenen Haaren
sitze ich im däumlingland
und schreibe
mein märchen:
auf blauen wiesen
vergrabe ich das erste haar
glaube
und singe dazu
von den wasserfällen der untergänge
dann fliege ich
in roten flüssen
und versenke das zweite haar
liebe
und schweige dazu
über die gebirgskämme versunkener zeiten
und dann gehe ich
über zerborstene grüne wolken
und lege das dritte haar
hoffnung
in den wind der verlassenheit
und singe dazu
das lied von der guten aussaat
und zu mir schwamm ein rot
und ein blau wuchs mir zu
und es tanzte ein grün
um meine welt
und immer ein kopf
in irgendeiner suppenschüssel
partner von hotzenplotz
und dem Teufel
mit drei goldenen Haaren
sitze ich im däumlingland
und schreibe
mein märchen:
auf blauen wiesen
vergrabe ich das erste haar
glaube
und singe dazu
von den wasserfällen der untergänge
dann fliege ich
in roten flüssen
und versenke das zweite haar
liebe
und schweige dazu
über die gebirgskämme versunkener zeiten
und dann gehe ich
über zerborstene grüne wolken
und lege das dritte haar
hoffnung
in den wind der verlassenheit
und singe dazu
das lied von der guten aussaat
und zu mir schwamm ein rot
und ein blau wuchs mir zu
und es tanzte ein grün
um meine welt
dieses land stiehlt mir keiner
im schmelzwasser der blicke
wellt sich mein haar
trage ich offen
den rest verschließe ich
wie einen brief
/die faszination des siegels
der daumenabdruck im heißen wachs
der süße kleine schmerz/
und der große
jo
manchmal wünschte ich mir die kargheit
der norddeutschen sprache
zu sein
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Den Panzer aus Schmerz
putze ich, dahinter bleib‘ ich
unsichtbar, verlerne mich
Gelernt ist:
Eine Frau wird verletzt Eine Frau lügt Eine Frau lächelt kein echtes Lächeln Eine Frau ist dem Übergriff ausgesetzt dem Spott der Verkleinerung
Ich klemme,
die bittere Lektion im Leib,
beim Öffnen mir die Seele ein
breche nach innen
AUS schreit es, da draußen BUSEN, den sie OBERWEITE nennen,
wenn er groß ist, wenn sie geil sein wollen und zugleich verächtlich
(meiner ist kleiner als jedes Lächeln)
Gelernt ist:
NEIN zu sagen
mit dem ganzen Körper
noch vor MAMA, TROTZDEM, DOCH
richtet mich
das Wort
Wer biegt mich
gerade
Zieht mir an
die Rüstung aus Liebe
(Ich lebe ohne Kopftuch und Migrationshintergrund in einem Land mit "zivilisierten" "westlichen" "Werten")
putze ich, dahinter bleib‘ ich
unsichtbar, verlerne mich
Gelernt ist:
Eine Frau wird verletzt Eine Frau lügt Eine Frau lächelt kein echtes Lächeln Eine Frau ist dem Übergriff ausgesetzt dem Spott der Verkleinerung
Ich klemme,
die bittere Lektion im Leib,
beim Öffnen mir die Seele ein
breche nach innen
AUS schreit es, da draußen BUSEN, den sie OBERWEITE nennen,
wenn er groß ist, wenn sie geil sein wollen und zugleich verächtlich
(meiner ist kleiner als jedes Lächeln)
Gelernt ist:
NEIN zu sagen
mit dem ganzen Körper
noch vor MAMA, TROTZDEM, DOCH
richtet mich
das Wort
Wer biegt mich
gerade
Zieht mir an
die Rüstung aus Liebe
(Ich lebe ohne Kopftuch und Migrationshintergrund in einem Land mit "zivilisierten" "westlichen" "Werten")
Dieses Land ist es nicht (Ton Steine Scherben)
Abdruck
vom Wanken
vom Anfang
vom Wahnsinn
Nackenfell
und versteinern
zu Boden gefallen
die geschwitzte Hand
Größengeflecht
das Flirrende wird herausgezogen
die letzten Meter Meer
mein Kleinod
Abdruck
vom Wanken
vom Anfang
vom Wahnsinn
Nackenfell
und versteinern
zu Boden gefallen
die geschwitzte Hand
Größengeflecht
das Flirrende wird herausgezogen
die letzten Meter Meer
mein Kleinod
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
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