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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klara
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Beitragvon Klara » 06.07.2017, 17:56

das
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.07.2017, 19:53

Hallo Klara,

ich kann hier sicher nicht viel Sinnvolles für dich beitragen. Nur als kleine Rückmeldung also: das ist mir viel zu viel und auch schon zu oft Gehörtes und zu Kitschiges. "mein Gott / hilf mir finden" und dann das "oh Not / Quelle meiner Scham!" ? Auch noch mit Ausrufezeichen und "Kerzentrost" und "Sehnsuchtsausruhn". :eeks: Ich weiß nicht, ob du hier den Ton mancher Psalme, oder eines persönlichen Gebetes, Anrufens aufnehmen möchtest, das würde ja auch der Titel nahelegen, aber es geht für mich nicht auf.
Vielleicht gibt es ja noch andere Stimmen dazu.

Liebe Grüße
Ylvi
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.07.2017, 22:43

Geht mir ähnlich wie Ylvi, es ist aber auch *verdammt* schwierig, solche religiösen Gedanken (Suchen, Zweifel etc.) in eine sowohl zeit- als auch sachgemäße Sprache zu "packen" ... Vielleicht ist das überhaupt der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ...

Klara
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Beitragvon Klara » 13.07.2017, 09:14

Dank euch für die Rückmeldungen!
Vermutlich habt ihr recht.

herzlich
klara

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.07.2017, 19:19

Ylvi, Amanita, Klara -- Ihr seid doch drei völlig unterschiedliche Charaktere. Dieses Gedicht hat eine klara-charakteristische Intensität, mit derselben man dieses Gedicht auch auffassen muss, meiner Ansicht nach. Wenn man es mit Ylvi- oder Amanita-Sensoren aufnimmt, geht die Urfarbe des Gedichts schon verloren bevor deren Wirkung sich überhaupt entfalten kann. Wenn man dieses Gedicht liest, hilft es zu wissen, dass dies nicht von einem Kitsch-Autor geschrieben wurde. Dieses Vorwissen vorauszusetzen ist natürlich ein Problem, aber nur ein Publikumsproblem.

In Sachen Charaktereigenschaften (Farben) gibt es meiner Meinung nach keine Frage des "Rechthabens", sondern nur eine der Lieblingsfarbe.

Klara
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Beitragvon Klara » 14.07.2017, 09:34

Danke Pjotr.
Das baut mich jetzt auf, obwohl ich nicht sicher bin.
Nie sicher bin. Ob es irgendeinen Sinn macht, was und dass und wie ich schreibe. Ich ziehe alles in Zweifel. Ändere laufend. Bin eigentlich nie zufrieden, nur manchmal fühlt es sich wenigstens für mich richtig an. Wenn das nur kurz danach ist und dann aus der Distanz SChrott wird, oder Kitsch, oder Überflüssig, dann ist es kein guter Text. Manchmal mag man, glaube ich, die eigenen Zeilen nur, weil sie so gut das sagen, was grade ist. DAs kann dann kein anderer lesen, fürchte ich. Gut ist ein Text aber nur dann, denke ich, wenn ich ihn auch nach Wochen oder gar Jahren gut, richtig finde - nicht nur um meinetwillen, sondern um des Textes willen. Wenn er FÜR SICH gut ist. Wenn das so ist, tut es weh, dass ihn keine/r liest (oder gar würdigt), aber nicht mehr ganz so schlimm weh, wenn ich von der "Qualität" überzeugt bin. Das ist so schwer hinzukriegen. Und ich kann die Unterscheidung oft nicht treffen, nicht ich selbst. Kann das, glaube ich, bei andern Texten, die ich nicht selbst geschrieben habe, aber auch nicht unfehlbar, natürlich. Ich warte dann immer auf Todesstöße für meine Texte und versuche, die Todesstöße nicht "persönlcih" zu nehmen, oft gelingt das auch, vor allem dann, wenn ich selbst meine, stimmt, der Text ist nicht gut. Am meisten verunsichert, wenn der Todesstoß ausbleibt. Es ist so viel Müll unterwegs an pseudolyrischen Texten, der "Likes" bekommt, Besinnlichkeitsmist, mag seine Berechtigung haben, aber sowas will ich nicht produzieren. Und wenn es mir passiert - so wie vielleicht ja bei diesen Zeilen - versuche ich, mich nicht zu schämen, sondern zu lernen ;)

herzlich
klara

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 14.07.2017, 09:59

Nein, auf gar keinen Fall "Besinnlichkeitsmist". Mir geht es ja manchmal ähnlich: Ich suche nach passender Sprache und passenden Bildern, die – sozusagen aktualisiert – das sagen, was schon tausendmal gesagt wurde. Und ich weiß nicht, ob das dermaßen individuell zu sehen ist, wie Pjotr das meint.
Zuletzt geändert von Amanita am 14.07.2017, 10:36, insgesamt 1-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 14.07.2017, 10:06

Liebe Amanita,

nein, ich suche nicht nach "passender Sprache", die "aktualisiert, was schon tausendmal gesagt wurde".
Ich suche nach einer Sprache, die das sagt, was zu sagen ist von niemand anderem als von mir. Nein, nicht mal das, nach einer Sprache, die IST. Das, was zu sagen ist, gibt es noch gar nicht. Kann deshalb auch nicht schon tausendmal gesagt worden sein. Es geht ja eben nicht um die xte Sonnenuntergangspostkarte. Sondern um den Moment, den einzigartigen, bestenfalls ewigen, in dem innen und außen zusammengehören, zusammenkommen, sich aneinander reiben, eine Wärme erzeugen, und auch eine Kälte, aus der, hoffentlich, eine jeweils eigene Sprache entsteht. Das nennt man, glaube ich, Poesie. Et-was erschaffen. Sicherlich waren Worte und Mneschen und Naturerlebnisse immer da. Und seit es Menschen gibt (das tun wohl tatsächlich nur Menschen, keine anderen Lebewesen), versuchen sie, "das"/"sich" auszudrücken. Aber eben nicht als Dinge/Erlebnisse/Erfahrungen, die schon tausendmal "ausgedrückt" wurden. Sondern als Anverwandlung und zugleich Sichhingeben, als Ereignisse, die nur ein einziges Mal sich ererignen und deshalb auch nur unwiederholbar und eigen(willig) bzw. hingegeben dem, was Ist, gesagt werden können. Die Durchlässigkeit dafür, die es braucht, nach innen und nach außen, ist sehr kraftaufwändig. Und auch diese Durchlässigkeit ist einmalig, für jeden Menschen.

klara
Zuletzt geändert von Klara am 14.07.2017, 10:39, insgesamt 4-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 14.07.2017, 10:30

okay-okay, Entschuldigung.

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Beitragvon Klara » 14.07.2017, 10:36

:)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.07.2017, 18:00

Nicht, dass ich missverstanden werde ...

Jede Kritik soll erlaubt sein. Der Auslöser meines Einspruchs war nicht die Kritik an sich.

Sondern der Satz "Vermutlich habt ihr recht" als Antwort auf die Meldung "es geht für mich nicht auf" und deren Unterstützung.

Außerdem bin ich selbst nicht religiös veranlagt, ich kann also bei den inhaltlichen Details nicht mitreden.

Aber der Text ist impulsiv. Auf der Ebene bin ich dabei.

Der Text löst intensive Gefühle aus, er hat kräftige Farben; die sind universal. Das verhält sich wie beim Hören von Instrumentalmusik oder fremdsprachlichem Gesang, oder beim Anblick einer Mimik: Man kann die ausgedrückten Gefühle verstehen, ohne das "fremde" Vokabular kennen zu müssen. Die Geschichte, die die Gefühle begleitet oder auslöst, besteht aus gewissen Details. Das sind austauschbare Feinheiten. Die vermittelten, rohen Gefühle aber sind nicht austauschbar. Das Verständnis für die haben wir alle vererbt bekommen. Es gibt für mich im schriftlichen oder visuellen Ausdruck zwei mögliche Ziele: Die Sachverhaltserläuterung und-oder die Gefühlsvermittlung. In diesem Beispiel sehe ich die Gefühlsvermittlung im Vordergrund. Der Sachverhalt dahinter ist für mich austauschbar. Zum Beispiel könnte Gott durch Buddha ersetzt werden, Vater durch Mutter, Kirche durch Geborgenheit, und so weiter. Es würde nichts ändern an der Explosion.

(Was ich hier schreibe, klingt wahrscheinlich ebenfalls "kitschig". Schon das Wort "Gefühl" ist verdächtig. Man könnte stattdessen "Emotion" schreiben, dann klingts intellektueller. Mach ich natürlich nicht.)

Also, ich fühle da einen Text, der strotzt vor Impulsen, schwimmt in verzweifelter Unsicherheit, herausgestoßen wie ein Hendrix-Inferno, wie ein expressionistisches Gemälde -- ein Text wie ein Nagelbrett -- und dann lese ich Rückmeldungen, die indirekt anregen, das Nagelbrett flach zu feilen, -- und daraufhin sagt jenes unsichere Wesen, das wohltuend gewagt hat, dieses Nagelbrett spontan in die Welt zu schmeißen, "Vermutlich habt ihr recht". Diese Kausalkette war der Auslöser meines Einspruchs. Da wagt es ein Wesen, spontan für einen Moment die Unsicherheit zu überwinden, auszubrechen, und darauf folgt eine Empfehlung in der Art "Bleib doch lieber zuhause". Das sticht mir ins Herz. Ich würde Jimi Hendrix niemals den Stecker ziehen und ihm sagen, spiel doch mal was leiseres.


Ahoy

P.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.07.2017, 15:45

Hallo Pjotr,

Aber der Text ist impulsiv. Auf der Ebene bin ich dabei.

Der Text löst intensive Gefühle aus, er hat kräftige Farben; die sind universal.
Vielleicht liegt darin die Krux. Auf mich wirkt der Text alles andere als impulsiv, schon allein die Worte "Kerzentrost" und "Sehnsuchtsausruhn" sprechen für mich eine völlig andere Sprache. Und er löst in mir leider auch keinerlei Gefühle aus, die mit dem Erzählten zu tun haben.
Also, ich fühle da einen Text, der strotzt vor Impulsen, schwimmt in verzweifelter Unsicherheit, herausgestoßen wie ein Hendrix-Inferno, wie ein expressionistisches Gemälde -- ein Text wie ein Nagelbrett --
Erstaunlich. Aber impulsiv Ge/Erschaffenes ist für mich auch nicht per se gut, oder berührend. Das kann gelingen, muss aber nicht. Und egal wie er entstanden ist, oder welche Impulsivität er ausstrahlen soll, ich fühle hier auch keine Nägel.
Da wagt es ein Wesen, spontan für einen Moment die Unsicherheit zu überwinden, auszubrechen, und darauf folgt eine Empfehlung in der Art "Bleib doch lieber zuhause". Das sticht mir ins Herz.
Aua. Das ist aber eine schwere moralischer Keule. :x: Die Kritik an der Kritik klingt für mich dann schon ein bisschen sehr nach Pädagogik und Kunsttherapie? Und das hat für mich dann nichts mehr mit dem Blick auf den Text, das Bild, oder die Musik zu tun, sondern mit dem Blick auf denjenigen, der sie erschaffen hat und die Hintergründe. Da ist dann alles schön. Aber das ist für mich kein guter Ansatzpunkt für eine Rückmeldung in einem Literaturforum? Zumindest wollte ich das für meine Texte nicht.

LG
Ylvi
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Beitragvon Pjotr » 15.07.2017, 15:57

Hallo Ylvi,

"moralisch" oder "pädagogisch" war das nicht gemeint. Für solchartiges Nachdenken hatte ich gar keine Zeit während des Herzstichs.

Aber wie auch immer. Ich habe mich oben erklärt. Genauer kann ichs momentan nicht.

Und: Literaturforum = Literatur + Forum = Literatur + Mensch


AG P.


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