(Verse 1)
Götterspeise, Wohlgerüche
lockten einst, zu spätem Mahl
Loki nachts in Asgards Küche
an das große Weinregal.
Loki soff, in tiefen Zügen
bis zum Schluss der Nachschub schwand
und bei tausend leeren Krügen
ihn des Morgens Heimdall fand.
Dieser rief mit zorn'ger Stimme
rasch die andern Götter her:
"Der war's! Dort, der list'ge, schlimme
Gierschlund trank den Vorrat leer!"
Loki dacht: "Des Weines wegen"
"hau'n die mich noch grün und blau!"
und nach kurzem Überlegen
sprach er: "Richtig! Ganz genau!"
(Chorus)
Der böse Derwars ist's gewesen!
Der Derwars trank den ganzen Wein!
Die guten Tropfen, so erlesen
Derwars leert' sie ganz allein!
(Verse 2)
Bei den Frühlingsritualen
hätt gern Thor ´ne Maid geküsst
und da fiel ihm ein, zu prahlen:
"Seht, wie hart mein Hammer ist!"
Alles gluckste, feixte, lachte
Thor griff Mjölnir fest am Schaft
und dann warf der Unbedachte
ihn mit aller Asenkraft
Er durchstieß Valhallas Mauern
riss ein großes Loch hinein
dann, zu Thors großem Bedauern
stürzte alles krachend ein.
Odin brüllte durch die Hallen:
"Wer hat unsern Wall zerstört?"
Da ist Thor noch eingefallen
was vom Loki er gehört:
(Chorus)
Der fiese Derwars ist's gewesen!
Derwars riss die Mauer ein!
Schuld an diesem desaströsen
Einsturz hat nur er allein!
(Verse 3)
Odin sah einst einen Bauern
bang, die Brust von Seufzern schwer
sich in eine Ecke kauern
Blick und Magen waren leer.
"Flammen raubten meinen Weizen",
sprach er, "seither leid' ich Not!
Und die Nachbarn knausern, geizen
geben mir nicht ein Stück Brot."
"Wer, einäugiger Gefährte
fügte alles dies so schlecht?
Schuf des Menschen Herz voll Härte
und die Welt so ungerecht?"
Odin sah beschämt zur Erde
da erhellt' sich sein Gesicht:
"Eh ich hier gescholten werde",
sprach er, "Wisse: Ich war's nicht."
(Chorus)
Der fiese Derwars ist's gewesen
der schuf Welt und Menschenherz
ihn, als Ursprung alles Bösen
klage an für deinen Schmerz.
(Outro)
Und von Mund zu Ohr zu Munde
durch das Land trug man gar flott
die ganz unerhörte Kunde
von dem übermächt'gen Gott.
Der da Wein säuft wie kein zweiter
starke Mauern niederreißt
und den Asgards größter Streiter
als den Weltenschöpfer preist.
Und die Menschen seither leben
mit mehr Ruhe und Geduld
denn was auch geschieht, sie geben
statt einander ihm die Schuld.
[Edit: "hätt' Thor gern `ne Maid geküsst" auf Arams Anregung hin ersetzt durch: "hätt' gern Thor 'ne Maid geküsst".]
Derwars
bemerkenswert, was du seit einiger zeit immer wieder rauslässt, lieber mnem - sprüht ja nur so!
gewitzt und witzig, dabei ausreichend entrückt, trotz allgemeingültigem göttermenschengeruch in alltagsrelevanz. schräg, im schönen sinn.
die verse immer fein geschmiedet - ich staune, wie gut lesbar² die sprache (samt inversionen - die ich sonst nicht so mag, in diesem text bis zu einem gewissen grad aber auch als stilmittel auffasse³) bei mir ankommt - sie dem verskorsett gerecht wird, und es vergnügt zur schau stellt. chapeau!
die 'derwars'-idee ist an sich schon originell - über-ironisch dann ihre steigerung hin zum schöpfergott: das war's dann wohl à la 'urgrund aller dinge!' .-)
²nur "hätt Thor gern ´ne Maid geküsst" holpert - bes. mit 'thor' auf der unbetonten silbe, und T auf tt folgend - invertieren zu "hätt' gern Thor (..)"?
..und 'werfen' als intransitives verb ist mir neu.-)
³bei "und die Menschen seither leben (..)" läse ich dann allerdings wiederum lieber "und die Menschen leben seither (..)"
gewitzt und witzig, dabei ausreichend entrückt, trotz allgemeingültigem göttermenschengeruch in alltagsrelevanz. schräg, im schönen sinn.
die verse immer fein geschmiedet - ich staune, wie gut lesbar² die sprache (samt inversionen - die ich sonst nicht so mag, in diesem text bis zu einem gewissen grad aber auch als stilmittel auffasse³) bei mir ankommt - sie dem verskorsett gerecht wird, und es vergnügt zur schau stellt. chapeau!
die 'derwars'-idee ist an sich schon originell - über-ironisch dann ihre steigerung hin zum schöpfergott: das war's dann wohl à la 'urgrund aller dinge!' .-)
²nur "hätt Thor gern ´ne Maid geküsst" holpert - bes. mit 'thor' auf der unbetonten silbe, und T auf tt folgend - invertieren zu "hätt' gern Thor (..)"?
..und 'werfen' als intransitives verb ist mir neu.-)
³bei "und die Menschen seither leben (..)" läse ich dann allerdings wiederum lieber "und die Menschen leben seither (..)"
Lieber Aram,
wie schön, von dir zu lesen! Das muss ewig her sein und fühlt sich gerade ein wenig an wie ein Wiedersehen mit alten Schulfreunden. Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr 2025!
Vielen Dank für deinen erfreulichen Kommentar! Ich feile an so etwas schon eine Weile herum, wenn's dann am Ende die Wirkung hat, die es haben soll, macht mich das glücklich.
Zu den Kommentaren: (2) (i) in der Tat, jetzt, wo ich da nochmal reinzoome, holpert's da, dein Lösungsvorschlag ist super, ich setze das gleich mal um. Danke dir! (ii) Aber die Verwendung ist doch nicht intransitiv? Er wirft doch "ihn", also den Hammer?
(3) Ich stimme dir zu, dass Inversionen möglichst vermieden werden sollten -- so eine Versform bereichert einen Text nur dann, wenn Inhalt und Form zwanglos zusammengehen, und solche Umstellungen sind immer ein Zeichen davon, dass eines gerade das andere herumschubst. Ich hatte für diese Stelle auch inversionsfreie Varianten überlegt ("leben" muss ja weiterhin am Zeilenende stehen), z.B. "Und seit jenen Tagen leben/mit mehr Ruhe und Geduld/alle Menschen, denn sie geben/...", aber die schienen mir bisher alle nicht besser (hier etwa folgen statt der Wörter die Teilsätze in einer etwas unnatürlichen Reihenfolge aufeinander) -- vielleicht kommt da noch was.
Noch einmal vielen Dank und liebe Grüße
Merlin
wie schön, von dir zu lesen! Das muss ewig her sein und fühlt sich gerade ein wenig an wie ein Wiedersehen mit alten Schulfreunden. Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr 2025!
Vielen Dank für deinen erfreulichen Kommentar! Ich feile an so etwas schon eine Weile herum, wenn's dann am Ende die Wirkung hat, die es haben soll, macht mich das glücklich.
Zu den Kommentaren: (2) (i) in der Tat, jetzt, wo ich da nochmal reinzoome, holpert's da, dein Lösungsvorschlag ist super, ich setze das gleich mal um. Danke dir! (ii) Aber die Verwendung ist doch nicht intransitiv? Er wirft doch "ihn", also den Hammer?
(3) Ich stimme dir zu, dass Inversionen möglichst vermieden werden sollten -- so eine Versform bereichert einen Text nur dann, wenn Inhalt und Form zwanglos zusammengehen, und solche Umstellungen sind immer ein Zeichen davon, dass eines gerade das andere herumschubst. Ich hatte für diese Stelle auch inversionsfreie Varianten überlegt ("leben" muss ja weiterhin am Zeilenende stehen), z.B. "Und seit jenen Tagen leben/mit mehr Ruhe und Geduld/alle Menschen, denn sie geben/...", aber die schienen mir bisher alle nicht besser (hier etwa folgen statt der Wörter die Teilsätze in einer etwas unnatürlichen Reihenfolge aufeinander) -- vielleicht kommt da noch was.
Noch einmal vielen Dank und liebe Grüße
Merlin
lieber merlin, schön, dass du nach einem jahr auf meinen kommentar antwortest .-), und dich an unserem 'wiederlesen' freust.-)
ich erfreue mich an deiner textlichen kreativität in gekonnter umsetzung - über längere zeit blitzte sie glaub ich nur am ersten april jeden jahres im salon auf - doch die asen haben diesen bann längst gebrochen.
ja - die wirkung des textes liegt für mich, in verbindung mit vergnügen an einer gewissen albernheit, in feinem humor. - wie er so ganz nebenbei die grundlogik monotheistischer religionen ad absurdum führt, indem er die menschliche gottesbildprojektion einfach einen kleinen, konsequenten schritt weiterführt, finde ich 'hilarious' !
(2) (ii) du hast völlig recht, habe mich da falsch ausgedückt - wollte darauf hinaus, dass ich ein zweiteiliges prädikat erwarten würde: "er warf ihn." liest sich für mich ein bisschen wie "sie schaltete das licht."
(3) - "leben" muss ans zeilenende - stimmt, da sind ja auch noch reime.-) - spricht ebenfalls für die 'naturnahe' sprachwirkung des textes, dass mir das gar nicht aufgefallen ist.-)
"zeichen davon, dass eines gerade das andere herumschubst" ist eine hübsche formulierung.-)
wie gesagt - dieses (in begrenztem rahmen) 'schubsen' passt für mich stilistisch zur grunddisposition des textes, die inhaltlich etwa durch das setting in dieser götter/titanen/mythenwelt und deren 'alberner' behandlung abgebildet ist. (oh - thors strafe wird mich ob dieses gotteslästerlichen unverständnisses - nein nicht mich, sondern derwars - ..puh.)
ich wünsche dir ebenfalls ein gutes jahr, merlin.
ich erfreue mich an deiner textlichen kreativität in gekonnter umsetzung - über längere zeit blitzte sie glaub ich nur am ersten april jeden jahres im salon auf - doch die asen haben diesen bann längst gebrochen.
ja - die wirkung des textes liegt für mich, in verbindung mit vergnügen an einer gewissen albernheit, in feinem humor. - wie er so ganz nebenbei die grundlogik monotheistischer religionen ad absurdum führt, indem er die menschliche gottesbildprojektion einfach einen kleinen, konsequenten schritt weiterführt, finde ich 'hilarious' !
(2) (ii) du hast völlig recht, habe mich da falsch ausgedückt - wollte darauf hinaus, dass ich ein zweiteiliges prädikat erwarten würde: "er warf ihn." liest sich für mich ein bisschen wie "sie schaltete das licht."
(3) - "leben" muss ans zeilenende - stimmt, da sind ja auch noch reime.-) - spricht ebenfalls für die 'naturnahe' sprachwirkung des textes, dass mir das gar nicht aufgefallen ist.-)
"zeichen davon, dass eines gerade das andere herumschubst" ist eine hübsche formulierung.-)
wie gesagt - dieses (in begrenztem rahmen) 'schubsen' passt für mich stilistisch zur grunddisposition des textes, die inhaltlich etwa durch das setting in dieser götter/titanen/mythenwelt und deren 'alberner' behandlung abgebildet ist. (oh - thors strafe wird mich ob dieses gotteslästerlichen unverständnisses - nein nicht mich, sondern derwars - ..puh.)
ich wünsche dir ebenfalls ein gutes jahr, merlin.
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