Oh du Fröhliche …
Herr, verzeih’, wenn ich dich störe,
Ich muss dich sprechen, bitte höre!
Dein Sohn nun bald Geburtstag hat,
Doch ich bin heute schon schachmatt.
Ich hoff, du hast’s schön ruhig da oben,
Während hier unten Schlachten toben!
Oh Herr, gebiete Einhalt deinen Chören,
Ich kann sie wahrlich nicht mehr hören!
Schallverstärkt aus großen Boxen,
Da schüttelt’s Esel selbst und Ochsen.
Ich frag mich nur, wie so das Kind
Im Krippenstroh zur Ruhe find’.
Und selbst an sehr speziellen Stätten
Kann man vor Harfen sich nicht retten,
Denn gar im kleinsten Kaufhausklo
Ertönt „In dulce jubilo!“
Das wird wohl nix mit stiller Zeit,
Mit Einkehr und Besinnlichkeit.
Mach doch mal ein paar Tage nur
Ne deutschlandweite Städtetour!
Schau ihn dir an, den Weihnachtstrubel,
Dann hast du schnell genug vom Jubel!
Und dann die Inflation, da Spesen,
Von weißen Himmelsflügelwesen,
Die lächelnd in urbanen Zonen
Wie ferngelenkte Superdrohnen
Verteilen bunte Werbeflyer,
Verzeih, sie gehn mir wirklich auf die – !
Und nur, weil Caspar, Melchior, Balthasar
Das Kind beschenkten wunderbar,
Mit Weihrauch und mit andren Gaben
Will Fritz heut mehr als Fränzchen haben.
Der Einzelhandel ganz verzückt
Alljährlich in die Kassen blickt
Und strahlend dann verkünden lässt:
Es wird dies Jahr ein gutes Fest!
Und sprach der Engel nicht damals von Frieden,
Der ewiglich herrschen sollt’ hier und hienieden?
Von wegen Hosianna und Frieden auf Erden!
Da muss wohl noch viel dran gearbeitet werden!
Die Botschaft des Engels wird schlicht ignoriert,
Stattdessen wird munter gekämpft und krepiert.
Und eins noch, ich sag’s, wie ich’s seh,
Es fällt ja vom Himmel noch nicht einmal Schnee!
Nix ist mit Eis und mit Frost und mit reinweißen Flocken,
Doch dafür viel Schweiß, kurzes Hemd, dünne Socken!
Heiligabend sind’s draußen so knapp unter zwanzig,
Da wird das Gebäck in der Dose ja ranzig.
Und das Schmücken des Baumes erfordert viel Kraft
Statt seiner steht selbst man im eigenen Saft!
So, Herr, nun hab ich dir gesagt,
Was mich und meine Seele plagt.
Bist du jetzt etwa baff, betroffen?
Sehr gut, dann kann ich ja vielleicht noch hoffen.
Und mit mir alle Zeitgenossen,
Die, so wie ich, vom Fest verdrossen
Und schon leicht geschädigt sind,
bevor die Fete denn beginnt!
So wünsch ich nun in aller Namen
Ein frohes Fest dir! Amen!
( entstanden nach einem "Bummel" durch die Hannoversche Innenstadt eine Woche vor Weihnachten ... )
Vorsicht: Lang und dazu noch jahreszeitlich völlig unpassend
Oh, du fröhliche garstige Weihnachtszeit,
Du hast die Stimmung nachdenklicher Zeitgenossen sehr gut getroffen, es geht einem ja nun wahrhaftig auf den Keks, wenn gerade der Sommerschlussverkauf vorbei ist, und dann schon die Marzipanbrote und Stollen angeboten werden.
Ganz zu schweigen von der allgegewärtigen Berieselung durch die Lieder von Freude, Frieden und Fröhlichkeit...
Also ich finde das Gedicht kann man zu jeder Jahreszeit lesen, du hast mich ermuntert, eins von meinen kritischen Weihnachtsgedichten auch hier zu posten.
Einen schönen Abend
Gerda
Du hast die Stimmung nachdenklicher Zeitgenossen sehr gut getroffen, es geht einem ja nun wahrhaftig auf den Keks, wenn gerade der Sommerschlussverkauf vorbei ist, und dann schon die Marzipanbrote und Stollen angeboten werden.
Ganz zu schweigen von der allgegewärtigen Berieselung durch die Lieder von Freude, Frieden und Fröhlichkeit...
Also ich finde das Gedicht kann man zu jeder Jahreszeit lesen, du hast mich ermuntert, eins von meinen kritischen Weihnachtsgedichten auch hier zu posten.
Einen schönen Abend
Gerda
Hallo Herby!
Dein Gedicht erinnert mich an die Worte jenes berühmten Straßenmusikers und Dichters, der schrieb:
Dezember ist's und Weihnacht naht,
obwohl man nichts verbrochen hat.
Beim Lesen wurde mir ganz gruselig: Gerade Weihnachten überstanden und fast Frühling (na ja ...), und plötzlich wieder um Monate
zurückgeworfen!
Hoffentlich kannst du Derartiges verantworten.
Aber ich find's gelungen und wünsche dir Gutes.
Von drauss vom Walde (da komm ich her),
Uwe
Dein Gedicht erinnert mich an die Worte jenes berühmten Straßenmusikers und Dichters, der schrieb:
Dezember ist's und Weihnacht naht,
obwohl man nichts verbrochen hat.
Beim Lesen wurde mir ganz gruselig: Gerade Weihnachten überstanden und fast Frühling (na ja ...), und plötzlich wieder um Monate
zurückgeworfen!
Hoffentlich kannst du Derartiges verantworten.
Aber ich find's gelungen und wünsche dir Gutes.
Von drauss vom Walde (da komm ich her),
Uwe
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