im toten Hafen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Eliane

Beitragvon Eliane » 07.10.2006, 06:36

1. Version

im toten Hafen

die Ladung ist gelöscht
die hungrigen Ratten
haben
das Weite gesucht

kein Auftrag lockt
den Kapitän,
den blinden Passagier
auf eigenem Schiff

mit drehendem Kompass
und dem geknickten Mast
als einzigen
Richtungsweiser



letzte Version


im toten Hafen

die Ladung ist gelöscht
die Ratten haben
das Weite gesucht

kein Auftrag lockt
den Kapitän,
den blinden Passagier
auf eigenem Schiff

mit geknicktem Mast
und dem
blockierten Kompass
als einzigem
Richtungsweiser


© Eliane

bitte um Nachsicht ob der vielen Veränderungen, hier lief einiges schief.... :pfeifen:,

hoffe ihr habt nicht allzuviele mails deshalb bekommen :neutral:
Zuletzt geändert von Eliane am 31.10.2006, 08:02, insgesamt 9-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.10.2006, 18:40

Das Bild kann ich gut sehen,
doch verstehe ich die Groß- und Kleinschreibung nicht,
und warum ein zuvor anscheinend funktionierendes Schiff nun so schnell desolat ist.

Grüße

Moshe

Eliane

Beitragvon Eliane » 07.10.2006, 21:44

lieber moshe,

Danke für deine Fragen zu meinem Text.

Ursprünglich wollte ich alles klein schreiben, weil ich dachte, dass es zum "kleinmütigen Text" passt.

Ich hätte es tun sollen, denn so ist es inkonsequent.

Warum ein Schiff so schnell desolat ist fragst du.

Schiff und Kapitän gehören unzertrennlich zusammen, sind in meinem Gedicht "eins", jedoch verkörpern sie verschiedene Aspekte eines Menschen.
Ohne Mannschaft, ohne Ladung, ohne Auftrag wird es wohl verkommen, steht im toten Hafen.

lieben Gruß

Eliane

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 07.10.2006, 22:59

Liebe Eliane,

nur ein paar sprachliche Ideen:

im (toten) Hafen

die Ladung ist gelöscht
(und) die (hungrigen) Ratten
haben (längst)
das Weite gesucht

kein Auftrag lockt
den Kapitän,
den blinden Passagier
auf eigenem Schiff

mit drehendem Kompass
und geknicktem Mast
als einzigem
Richtungsweiser

Liebe Grüße
leonie

Eliane

Beitragvon Eliane » 08.10.2006, 08:06

Danke Leonie,

"toten" muss stehen bleiben, auch "hungrigen", weil ich damit ein bestimmtes Bild verbinde.

Auf das "und" sowie das "längst" könnte ich verzichten, werde ich abändern.

Lieben Gruß,

Eliane

pandora

Beitragvon pandora » 08.10.2006, 22:14

liebe eliane,

im gegensatz zu moshe entstehen bei mir keine eindrücke, wenn ich deinen text lese. so richtig weiß ich nicht, woran das liegt. vielleicht sind die bilder zu gebräuchlich? (z.b.: "ratten verlassen das sinkende schiff")
in der zweiten strophe würde ich an deiner stelle versuchen, die dopplung von "den" zu vermeiden.
den "drehenden kompass" finde ich problematisch. dreht sich der kompass? oder die kompassnadel?
wenn kompass und mast den kurs vorgeben, müsste es uu heißen: "mit drehendem kompass und geknicktem mast als einzigen richtungsweisern".

p.

Eliane

Beitragvon Eliane » 09.10.2006, 11:02

Liebe pandora,

mag sein, dass sich dir das Bild, das ich zeichnen wollte und den Hintergrund dazu nicht erschließt.

Was die zweite Strophe anbelangt, so möchte ich diese Doppelung beibehalten, obwohl ich normalerweise versuche, dies zu vermeiden. Ich finde sie an dieser Stelle sprachlich passend.

Natürlich kann sich eine Kompassnadel drehen. Gerade dann, wenn sie auf der Suche nach dem Magnetfeld/der Richtung ist.

Richtungsweiser sollte eigentlich nur der geknickte Mast sein. Um dies zu verdeutlichen, werde ich die letzte Strophe minimal abwandeln, indem ich ein "dem" einfüge und den Satz grammatikalisch anpasse.

Danke für's Lesen und Kommentieren!

lG,
Eliane

Eliane

Beitragvon Eliane » 09.10.2006, 12:42

Eliane hat geschrieben:im toten Hafen

die Ladung ist gelöscht
die hungrigen Ratten
haben
das Weite gesucht

kein Auftrag lockt
den Kapitän,
den blinden Passagier
auf eigenem Schiff

mit drehendem Kompass
und dem geknickten Mast
als einzigen
Richtungsweiser


© Eliane

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 17.10.2006, 11:06

Liebe eliane,

ich würde leonies Anmerkungen (bis auf das Streichen des toten) ausnahmslos zustimmen, genau das wären auch meine Anmerkungen gewesen. Alles, was sie gestrichen hat, stärkt deine Bilder nur, zum Beispiel, wenn du das hungrigen streichst - das stärkt das Bild, das du vor Augen hast nur, es nimmt ihm nichts, sondern stärkt es...warum sind die Ratten da, wenn nicht, weil sie Nahrung suchen? Also ist das hungrig eine Ergänzung, die das Bild schwächt (zudem ist es eine Standardkombination).

Auch das dem vor geknicktem, unbedingt streichen! ...warum ein bestimmter Artikel?

Und zu pan: Sie:

den "drehenden kompass" finde ich problematisch. dreht sich der kompass? oder die kompassnadel?


Du:

Natürlich kann sich eine Kompassnadel drehen. Gerade dann, wenn sie auf der Suche nach dem Magnetfeld/der Richtung ist.


Eben, wie pan anmerkte drehte sich die Kompassnadel

auch mit dem Bezug am Ende hat sie am Ende hat sie grammatisch recht, also entweder.

mit drehendem Kompass
und dem geknickten Mast
als einzigen
Richtungsweisern


wenn du nicht beide meinst (was ich aber gerade bei der Verwendung des Bildes Kompass nicht denke und durch das von pan erwähnte und etwas unglücklich wirkt) wäre eindeutig wie pan sagte:

mit drehendem Kompass
und dem geknickten Mast
als einziger/einzigem
Richtungsweiser


Insgesamt fände ich runder:
im toten Hafen

die Ladung ist gelöscht
die Ratten
haben
das Weite gesucht

kein Auftrag lockt
den Kapitän,
den blinden Passagier
auf eigenem Schiff

mit drehender Kompassnadel
und geknicktem Mast
als einzigen
Richtungsweisern


Liebe Grüße,
die kritische ;-) Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Eliane

Beitragvon Eliane » 17.10.2006, 12:20

Liebe Lisa,

hab Dank für dein kritisches Auge auf mein Gedicht!

Leonie's

Änderungsvorschläge hatte ich ja schon übernommen, bis auf das Weglassen von "toten" und "hungrigen". Nun fällt nach deiner Argumentation "hungrigen" auch weg.


zu Pan, dem Artikel vor Mast, der Kompassnadel, etc...

du schreibst, ich solle "dem" vor Mast unbedingt streichen. Ich musste den Artikel davor setzen, weil pan mich darauf aufmerksam machte, dass es nicht klar sei, WER Richtungsweiser ist. In der ersten Version stand er nicht da.

Ich werde aber nun die von dir als "runder" vorgeschlagene Version übernehmen, wo Kompass UND Mast Richtungsweiser sind.

Vielleicht ist dann die Situation weniger hoffnungslos, immerhin könnte es sein, dass der Kompass einen neuen Bestimmungsort findet ;-)

zum Kompass:
da habe ich ein Problem mit dem Rhythmus! Setze ich die Nadel hinter den Kompass, dann "pickt sie mich" beim Lesen!
Natürlich ist klar, dass nur sie sich dreht und in "dichterischer Freiheit" habe ich sie deshalb nicht extra benannt.

Ich werde also die neue Version mit einer in Klammer gesetzten Nadel unter der ersten Version einstellen. Vielleicht freunde ich mich irgendwann damit an, vielleicht sagt mir auch jemand, die Nadel müsse nicht erwähnt werden. :razz:

Danke an euch alle nochmal!

liebe Grüße,
Elaine

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 17.10.2006, 12:27

Liebe eliane,


Ich werde also die neue Version mit einer in Klammer gesetzten Nadel unter der ersten Version einstellen. Vielleicht freunde ich mich irgendwann damit an, vielleicht sagt mir auch jemand, die Nadel müsse nicht erwähnt werden. :razz:


:-) :hand0051:


zum Rhythmus ...wie wäre denn, wenn du das drehende weglässt, dann könnte der Kompass stehen bleiben? das wäre ein anderer aber nicht weniger schöner Rhythmus? Oder du schreibst etwas reduziert nur "Nadel" das hat ja die gleiche Silbenanzahl wie Kompass und bei drehender Nadel kann man Kompass gut assoziieren?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Eliane

Beitragvon Eliane » 17.10.2006, 12:35

liebe Lisa,

ich werde nochmal darüber :sleepy5:

Eliane

Eliane

Beitragvon Eliane » 18.10.2006, 07:51

Hallo Lisa,

18.10, 6:03 Uhr , noch im Bett...

fiel mir folgende Lösung ein:


mit geknicktem Mast
und dem Kompass
mit drehender Nadel
als einzige
Richtungsweiser



:frage: von Eliane

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 18.10.2006, 10:16

Liebe eliane,

meine Güte, das nenn ich Einsatz (ich selbst: schnarccccchhhh :sleepy1: ). Find ich sehr gut! Einzig den bestimmten Artikel würd ich wieder...du weißt schon...wenn ich es laut lese klingt es zumindest komisch, wenn geknickter mast keinen Artikel hat und Kompass schon...und ohne ist flüssiger...(vielleicht sagt ja noch jemand anders seine Meinung dazu...)...also wäre es:

mit geknicktem Mast
und Kompass
mit drehender Nadel
als einzige
Richtungsweiser

:frage:

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 154 Gäste