Die Tür

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Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 14.03.2006, 13:34

Die Tür

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit in einem kleinen Dörfchen auf einem kleinen Hügel.
In diesem Dörfchen lebte eine kleine Familie in einem kleinen Haus.

Es war gerade etwa zur Mittagszeit, als die Mutter des Hauses in einem kleinen Topf auf einem Feuerchen das Mittagessen für die bald einkehrende Familie kochte.
Es war Suppe.
Suppe aus Kartoffeln, Karotten, Kohl und anderem Gemüse, das mit "K" anfing.
Es war eine eigene Kreation der Mutter.
Sie nannte sie K-Suppe.
Und jedem der kleinen Familie schmeckte die K-Suppe sehr gut.

Gerade als die Mutter das Kochlöffelchen ein letztes Mal in die Suppe tauchte öffnete sich die Tür und die ganze - „ganze“ mag so klingen, als seien es viele, was auch im gewöhnlichen Fall anzunehmen wäre; hier jedoch verhält es sich entgegengesetzt - Familie trat herein.

Da war der Vater, er kam gerade von der Arbeit – er machte Türen, sogar welche für Mäuse, ja Türen für Mäuse, denn hier schätzte man die kleinen Nager sehr - sowie der Sohn, der von der kleinen Schule des Dörfchens kam, in welcher er heute nur eine kleine Hausaufgabe auf bekommen hatte, wie beinahe immer - den kleinen Sonderfall, den er sich auf Grund eines kleinen Fehlbetragens einhandelte lassen wir hier außen vor.

Sie setzten sich an das Tischchen und warteten nach freundlicher Begrüßung der Mutter lächelnd darauf, dass ihre Tellerchen mit der guten Suppe gefüllt wurden.
Sie schmeckte trotz der kleinen Portionen wie immer sehr gut.
Man unterhielt sich über den Tag.

Der Vater sprach von den Türen, welche er für seine Kunden anfertige.
Er war ein hoch angesehener Türmacher und sehr gefragt, da er seinen Betrieb schon von seinem Vater und der von seinem Vater geerbt hatte, die, wie auch er, sehr gut in ihrem Handwerk waren.
Er hatte nur einen Gesellen, hoffte aber bald schon seinen Sohn in das Familiengewerbe einzuführen.

Heute schien er einen besonderen Auftrag bekommen zu haben. Er sollte eine sehr edle Tür herstellen.
Das war sein bisher größter Auftrag und die ganze kleine Familie freute sich mit ihm.

Er beugte sich über das Tischchen, was, obwohl die Platte nicht sehr groß, vielmehr klein war, ihm, denn auch er war kein Hüne, einige Schwierigkeiten bereitete und sprach in gedämpftem Ton mit seiner Familie, denn der Auftrag war geheim und er durfte eigentlich keinem etwas davon erzählen.
Die Tür, die er herstellen sollte war nicht wie eine seiner vielen bisher gefertigten Türen, sie war etwas ganz besonderes.
Denn sie sollte nach dem Wunsch seines Auftraggebers nicht nur eine simple Tür sein, die den Gang durch eine Wand ermöglicht, nein, sie sollte noch viel weiter reichen, als nur durch Stein, Holz und Mörtel.

Die gesamte kleine Familie war sehr erstaunt über diesen unüblichen Auftrag und vergaß dabei beinahe ihre K-Suppe weiter zu löffeln.
Sie fragten den Vater wie er denn anzustellen gedenke, was ihm aufgetragen war.
Dieser unterbreitete ihnen zum besseren Verständnis zuallererst eines der Geheimnise vom Türen-, auch Mauselochtürenmachen, etwas, dass nur die wenigsten, noch nicht einmal alle Türenmacher wussten:

Eine Tür muss von ihrem Hersteller genau auf den Ort, zu dem sie führen soll abgestimmt sein, der Türenmacher muss also nicht nur die Tür, sondern damit auch den Weg zum Raum hinter ihr machen.

Das erstaunte die kleine Familie nicht schlecht, dachten sie doch jede Tür sei nichts weiter als etwas womit man ein Loch in einer Mauer schließt, so dass die Kälte draußen bliebe, man seine Gäste auch ordentlich begrüßen könne und, sei man selbst ein Gast nicht so unhöflich wäre direkt im Haus des Gastgebers zu stehen.

Auf die Frage wohin diese Tür führen sollte antwortete der Vater nicht und auch dazu wer der Auftraggeber sei sagte er nicht viel.
Es sei der Bewohner des großen einsamen Herrenhauses etwas außerhalb des Dorfes auf dem kleinen Hügel.
Mehr sagte er nicht und wollte so sehr ihn seine Familie auch drängte nichts weiter preisgeben.

Nach dem Essen und den abklingenden vergeblichen Versuchen der Familie mehr in Erfahrung zu bringen verabschiedete sich der Vater von der Familie.
Er müsse zu seinem Kunden, um über die Einzelheiten seines Auftrages zu sprechen.

Er schloss die kleine Tür hinter sich und machte sich auf den Weg.
Es lief seine heimatliche Straße entlang und bog auf die sich von den heimkehrenden Vätern lichtende Hauptstraße des Örtchens ein. An dieser lief er ein paar Minuten und betrachtete die Schaufenster der mittlerweile geschlossenen Läden.
Hier gab es alles was man zum Leben in einem Dörfchen brauchte und sogar ein bißchen mehr:
Einen Bäcker, der nicht nur Brot und Brötchen, sondern mit Vorliebe auch filigran geformte Teigmännchen und ganze Alltagsszenerien in Vollkornteig buk.
Ein schrullig eingerichtetes von einer schrulligen alten tatsächlich Emma heißenden Frau geführtes Lädchen mit Allerlei von Süßigkeiten über Postkarten und Füllfederhaltern bis hin zu Schrauben, Nägeln und Werkzeugen.
Einen Metzger, der von der Blut- zur Leberwurst alles an Fleischerzeugnissen führte.
Eine kleine Boutique für Herren- und Damenbekleidung, die die neuste Mode des vorletzten Jahres führte.
Einen Gemüseladen, der nicht nur Gemüse, das mit „K“ anfing, sondern sogar welches, das mit „G“, „T“ oder sogar „Z“ anfing anbot.
Und auch einen Spielzeugladen gab es, der von einem freundlichen, aber sehr pingeligen älteren Herren geführt wurde, der alles Spielzeug selbst aus Holz fertigte.

Ganz den Blick in die Schaufenster vertieft verpasste der Vater beinahe den Weg, den er eigentlich gehen wollte, den kleinen Feldweg, der aus dem Dorf heraus in Richtung des kleinen Wäldchens führte hinter dem das Haus seines Auftraggebers lag.

Er erinnerte sich, wie er als Kind in diesem Wald immer gespielt hatte, wie er sich seine Lager gebaut hatte und plötzlich nicht mehr bloß der kleine Wicht, sondern ein Trapper, Seeräuber oder großer Entdecker war.
Eben noch in dem selbstgebauten Baumhaus und dann schon im Krähennest seines Schiffes, hier noch den Kirchturm des Dorfes im Blick und dort schon Bären jagend.

Er seufzte ein wenig, als er, die Hände in den Taschen, so träumend durch den Wald lief, wurde aber bevor er beinahe Lust bekam sich schon ins Unterholz zu schlagen aus seinem Schwärmen erweckt.
Da war es, das große einsame Haus auf dem Hügel.
Als Kind hatte er immer Angst davor.
Und auch jetzt war ihm ein wenig mulmig, als er darauf zuging.

Das Haus war sehr groß.
Sein Dach ragte über die Wipfel der umstehenden Bäume und es hatte so viele Fenster, dass man vom Zählen ganz schwindlig wurde. Es musste etliche Zimmer haben.
Zum Eingang des Hausen führte eine kleine von weißen Marmorsäulen begrenzte Treppe, zu der man gelangte, wenn man den kleinen Vorgarten mit Rosen- und Arkazienbeeten und Hecken, die von dem eigentlich zugeschnittenen Typ waren, hier aber sehr verwildert aussahen, als haben sie lange Zeit nicht mehr die Hand eines Gärtners gespürt, durchquerte.

Die große zweiflüglige Haupttür war aus einem schon älter wirkenden Rosenholz und von jemandem hergestellt, der Ahnung von seiner Arbeit hatte, wie der Vater fachmännig anerkannte.
Sie wies zahlreiche Verziehrungen auf und war ob ihrer Größe, was den Vater noch mehr erstaunte, aus einem einzigen Stück gefertigt und dann lediglich in der Mitte getrennt.
Sie passte sich perfekt in ihrem Rahmen ein und schloss nahtlos.

Der Vater musste sich von diesem Meisterstück geradezu losreißen, um den schweren Türklopfer zu betätigen.

Klopf, klopf hallte es hinter der Tür wieder.
Klopf, klopf wiederholte der Vater seine Bitte um Einlass.

Schließlich hörte er langsam näher kommende Schritte.
Das Kunstwerk öffnete sich und gebar einen hageren Mann mit krummer Nase und nur halb geöffneten Augen.
Sein Anzug schien ihm zu eng zu sein.

„Was wünschen sie?“

Der Vater meinte er komme, um über die besondere Tür zu reden.
Er wurde sofort eingelassen und gebeten zu warten.

Er setzte sich auf einen Stuhl in der Diele des Hauses.
Alles hier war imposant und geradezu riesenhaft.
Von hier aus konnte er auf die beiden sich je zur einen und zur anderen Seite windenden großen Treppen zu der sich balkonartig hervorneigenden zweiten Etage blicken.
Er sah eine große tickende Pendeluhr aus erlesener Buche und betrachtete die von vielen majestätisch anmutenden Bildern gezierten Wände.

Endlich kam der Herr des Hauses. Er schritt über den schweren rot verzierten Teppich von einem Dunst aus Pfeifenrauch umgeben zu seinem Gast.
Er sah schon etwas älter aus und trug einen schwarz bestickten purpurnen Hausmantel und einen sonderbaren roten Hut, an dem eine schwarze Bommel hing.

Er lächelte, streckte seine Hand aus und hieß den Türenmachermeister Willkommen.
Der Vater verneigte sich und folgte dem Bommelträger auf dessen Geheiß.

Sie durchquerten einen großen Raum, den der Vater als Speisesaal erkannte, in dem ein Tisch, der für zwanzig Gäste genügte und aus glänzendem Mahagoni war, stand. Danach einen Raum mit großem prasselndem Kamin und goldgelb gepolstertem Canapé.
Dann einen Raum, der über und über mit Karten der Gegend und der Welt behangen war, die allesamt von Reißzwecken übersät waren und danach einen Raum, der nichts aufwies als einen kleinen Schreibtisch, einen Stuhl und eine einzige simple Tür.
Erst jetzt fiel dem Vater auf, dass keiner der vorherigen Räume eine Tür aufwies und man nur durch den jeweiligen Rahmen lief, um in den nächsten Raum zu gelangen.

Der Hausherr blieb stehen und wies stumm auf die Tür, um dem Vater zu bedeuten, er solle hindurch gehen.

Dieser öffnete sie langsam und trat ein.

Was er sah rührte sein Kennerauge zutiefst.

Ein riesiger Saal, der eigentlich über die äußeren Maße des Hauses reichte, voll von Türen.

Die Wände waren höher als der Vater seinen Kopf recken konnte und über und über mit Türen besetzt.
Der Raum glich einer Bibliothek, nur waren es Türen, statt Bücher.
Türen in allen Farben und Formen.
Da waren rötliche Türen aus Mahagoni, Kirsch- und Rosenholz, da waren dunkle Türen aus Ebenholz, Türen aus Teak, Eiche, Fichte und Buche.
Gefärbte Türen in Rosa, Blau, Orange, Gelb und sogar lila-grün kariert.
Es gab exotische Exemplare aus Papyrus und Bast, manche aus schwerem Eisen oder Granit, andere wiederum waren verziert und wieder andere ganz schlicht.
Es war eine unendliche Fülle an Türen und der Vater konnte sich kaum vorstellen wohin all diese führen mögen.

Der Hausherr betrat den Raum nun auch und wandte sich an den Vater:

„Dies ist meine Sammlung.“
Er lies seinen Arm einen Kreis beschreiben, um auf den ganzen Raum zu weisen.
„Das sind Durchgänge zu jedem beliebigen Ort.
Von hier aus ist der Amazonas nicht weiter als ein Schritt, der Himmalaya nur ein Türknopfdrehen und Gizeh ein zur Seite geschobener Vorhang entfernt.
Jeder Platz der Welt nur ein Katzensprung.
Ich war überall, habe alles gesehen, habe schon die ganze Welt bereist und doch nie entdeckt was ich zu finden hoffte.“

Trotz der baumelnden Bommel seines Hutes sah der Mann jetzt sehr bedrückt aus.

Er sah den Türenmacher beinahe flehentlich an.

„Deshalb habe ich sie zu mir gebeten, sie sind meine letzte Hoffnung. Sie sollen mir meinen letzten Weg bereiten.“

Den Vater überkam jetzt wieder die leichte Unbehaglichkeit, die er schon verspürt hatte als ihm dieser Herr zum ersten Mal in seiner Werkstatt begegnete und ihm sein Ansinnen vortrug.
Er schaukelte ein wenig auf den Füßen und spielte verlegen an seiner Hose.

„Mein Herr…“ Er zögerte etwas. „Wie ich ihnen bereits heute früh zu vermitteln versuchte ist es kein Problem für mich ihnen eine hochwertige Tür vom Äußeren ihres Hauses ins Innere herzustellen, oder sogar eine von hier zu einem anderen Ort, den ich kenne….“

„Sie sind der richtige dafür!“ unterbrach ihn der Mann.

„…Aber“ nahm der Vater wieder auf „einen Weg zu diesem Ort zu legen ist wohl auch für mich eine Sache der Unmöglichkeit.“

Die Freundlichkeit des alten Mannes schien einer tief sitzenden Melancholie gewichen zu sein. Er packte den Türenmacher an den Schultern und sah ihn beinahe irre an.

„Sie müssen mir helfen, sie müssen versuchen diese Tür anzufertigen.“

Der Vater löste sich aus dem Griff und trat einen Schritt zurück.

„Ich zweifle sehr daran, dass es möglich ist ihren Wunsch zu erfüllen, aber ich werde es versuchen, wenn ihnen so viel daran liegt.

Ich benötige aber sämtliche Informationen, die diesen Ort beschreiben könnten, ich muss alles darüber in Erfahrung bringen. Ich muss so viel wie nur möglich wissen, denn ohne ausreichende Kenntnis könnte ich fatale Fehler begehen und einen vollkommen falschen Weg legen.“

Der Hausherr nickte wissend und bat sein Gegenüber mit ihm zu kommen.
Sie gingen zurück in den Raum mit dem gelben Canapé und dem Kamin und setzten sich.

Der alte Mann starrte abwesend in die Flammen und schwieg lange Zeit.
Als er zu sprechen begann wirkte sein von nervösen Schatten durchzucktes Gesicht, dessen Blick weiterhin am Feuer haftete noch viel älter.

„Wenn du in dieser Welt nicht leben kannst, dann lebe in deiner eigenen.“

Der Hausherr legte seinen Bommelhut ab und drehte sich zum Vater.
„Ich hörte das vor langer Zeit, verstand es aber nicht.
Mir war damals so als ob ich schwebe. Ich war im Rausch dieser Welt und stets auf der Suche.
Jeden Tag war ich an anderen Orten und erlebte andere Dinge. Mein Leben war ein einziges Abenteuer. Ein Auf und Ab der Gefühle und Erfahrungen, ein Sturm der Erlebnisse.
Ich wollte alles in mich aufsaugen und an mich reißen.
Doch so viel ich auch durchlebte, was auch immer ich besaß, ich konnte nie das finden wonach ich eigentlich verlangte, was ich eigentlich suchte.
Ich wurde dieser Welt überdrüssig und zog mich zurück. Lange Jahre verbrachte ich hier und dachte.
Ich dachte an nichts als die weisen Zeilen, die ich zu verstehen ein Leben brauchte.

„Wenn du in dieser Welt nicht leben kannst, dann lebe in deiner eigenen.“

Meine Türen führen mich an jeden Ort der Welt, wieso nicht auch an den Ort, an dem ich endlich fände was ich suche?
Wieso sollte es nicht auch eine Tür geben, die mich zu mir selbst führt, in meine eigene Welt.
Eine Tür, die mich in meine eigenen Gedanken, zu meiner eigenen Phantasie führt?

Der Türenmacher verstand.
Er willigte ein des alten Herren letzte Tür herzustellen.
Die beiden redeten sehr lange, die gesamte Nacht hindurch, so dass der Wegbereiter genug wissen sollte, um seinen Auftrag zu erfüllen.

Am nächsten Morgen verließ der Vater das einsame Herrenhaus und ging in seine Werkstatt, um sich an die Arbeit zu machen.
Den ganzen Tag und die ganze Nacht verließ er sie nicht mehr.

Schließlich war sein Werk vollbracht.

Da war sie nun, die letzte Tür, der letzte Weg, den der alte Mann gehen sollte.

„Sie sollten jetzt hindurch gehen.“ sagte der Vater.

Der Hausherr nickte.
Er drehte sich entschlossen zur Tür und öffnete sie.

„Wenn du in dieser Welt nicht leben kannst, dann lebe in deiner eigenen.“

Er durchschritt die Tür.
Am anderen Ende des Weges war er genau dort, wo er ihn begonnen hatte.

Er lächelte den Türenmacher an.
Er verstand.
Zuletzt geändert von Degenhardt am 24.08.2006, 10:35, insgesamt 8-mal geändert.

moana

Beitragvon moana » 14.03.2006, 14:27

Hallo Degenhardt!

Sei gegrüßt und herzlich Willkommen hier, im Blauen Salon!

Ich habe gerade deine wunderbare Geschichte gelesen, wirklich beeindruckend. Ich werde sie mir jedoch in Word kopieren und einige grammatikalische Fehler noch wegzaubern, damit es dem Leser einfach leichter fällt.

Zudem ist mir noch etwas aufgefallen. Nämlich finde ich, dass deine langen, verschachtelten Sätze ein wenig schwierig zu lesen sind, vielleicht könnte man da noch, ohne inhaltlich etwas zu verändern, dran basteln? Wenn ich darf, nehme ich mich dieser Sache gerne an und damit der Beitrag dann nicht zu lang wird, kann ich dir das dann auch per privat Nachricht schicken ok?

Ansonsten habe ich nicht viel auszusetzen, die Geschichte hat mich echt in ihren Bann gezogen! :-$

Liebes grüßerl von moana

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 14.03.2006, 16:53

Auf die grammatikalischen Fehler werde ich gerne aufmerksam gemacht, die Schachtelsätze sind aber beabsichtigt und gehören zum Inhalt dazu, sie müssen bleiben.

Danke für das nette Kommentar. :)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.03.2006, 11:15

Hallo Degenhardt,
ich mag solche Geschichte, die einen märchenhaften Charakter und dann doch wieder nicht. Mir gefällt das Türensammeln und das Ende, rundherum eine Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Die kleinen vielen orginellen Einsprengsel wie die K-Suppe verleihen zudem Besonderheit...wirklich gelungen...

Mir ist nur aufgefallen, dass der Vater meiner Meinung nach zu schnell mit dem Türenbauen fertig ist, die Zeit würde ich als länger beschreiben.

Und: Verschachtelte Sätze - ich verstehe, was du meinst, ich kann sie auch nicht lassen :-) Und halte sie auch für notwendig. Nur diesen hier, das ist zu viel:
Gerade als die Mutter das Kochlöffelchen ein letztes Mal in die Suppe tauchte öffnete sich die Tür und die ganze - „ganze“ mag so klingen, als seien es viele, was auch im gewöhnlichen Fall anzunehmen wäre; hier jedoch verhält es sich entgegengesetzt - Familie trat herein.


Hier finde ich, sollte die Verschachtelung nicht aufgegeben, aber etwas eleganter gelöst werden.

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 15.03.2006, 15:35

Gerade hier halte ich die Verschachtelung für Notwendig, weil das so ein "Ach übrigens" Autorenkommentar darstellen soll.

Bei der Zeit hast du Recht, er ist recht schnell fertig.
Ich hatte aber leider eine Art Zeitlimit beim Schreiben, deshalb konnte ich diese Episode nicht ausbauen. Das mache ich vielleicht irgendwann mal.

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Beitragvon Lisa » 15.03.2006, 17:11

Hallo Degenhardt,
mich stört gar nicht die Kürze der Ausarbeitung der Tür (obwohl das auch interessant wäre) sondern nur die Angabe, dass er nur einen Tag und eine Nacht braucht, die Zeitangabe kann man ja schnell ändern :smile: .

Das mit dem verschachtelten Satz überlasse ich dir, ich finde nur, dass er etwas holpert, mich stört nicht seine Art. Aber so wichtig ist das nicht.

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 16.03.2006, 13:05

Die Zeit würde, danke an Lisa an dieser Stelle, ausgeweitet auf drei Tage.

Und die Schachteln bleiben. :razz:

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 21.08.2006, 13:37

Verezeiht, wenn ich dieses mit Staub bedeckte Stück wieder aus der Versenkung hole, aber ich habe es mir mal wieder angesehen und mir tat sich eine alte Frage wieder auf, die ich bisher zu stellen vergaß:

Wie wirkt eigentlich der Wandel vom kindlich erzählerischen des Anfangs zum etwas tiefsinnigeren Ende?
Ist da ein Bruch?

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 21.08.2006, 14:49

Hallo Degenhardt,

eine schön zu lesende Geschichte, auch die Schachtelsätze haben mich nicht wirklich gestört (obwohl ich später vielleicht noch ein paar Vorschläge mache, mal sehen).

Zu deiner Frage, meinst du da eher den Stil oder den Inhalt? Stilistisch ändert es sich ja auch etwas, habe ich aber gar nicht so bemerkt (beim Lesen), da ist also kein Bruch.
Inhaltlich frage ich mich vor allem, welche Funktion der Anfang überhaupt hat. Aber als atmospährischer Einstieg hat er mir eigentlich ganz gut gefallen, und sobald der Vater seinen Weg zu dem Haus beginnt, macht es für mich auch "Sinn". Danke fürs Hervorholen!

Liebe Grüße,
lichelzauch

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 21.08.2006, 15:09

Der Inhalt ist, wie richtig erkannt, eine atmosphärische Exposition und seine Gestaltung bedingt sich hauptsächlich aus der Enstehungsgeschichte des Werkes: Ich habe ihn, den Anfang, einer Freundin erzählt und dann erst, kurtz vor des Vaters Verlassen des Hauses, mit dem wirklichen Schreiben begonnen.

steyk

Beitragvon steyk » 21.08.2006, 18:27

Hallo Degenhardt,

ich habe mir deine Geschichte kopiert, damit ich sie offline in Ruhe lesen kann. Ich bin den Text zweimal durchgegangen. Danach habe ich mir zunächst folgende Fragen gestellt:

Hat er eine Kindergeschichte geschrieben, oder eine Geschichte für Erwachsene in kindlicher Form?

Eine Kindergeschichte mußte ich ausschließen, weil kein Kind das Ende versteht. An eine Geschichte für Erwachsene konnte ich aber auch nicht glauben, dazu ist sie einfach zu „niedlich“ verfaßt.

Der Anfang hätte mich als Kind sicherlich begeistert:

> Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit in einem kleinen Dörfchen auf einem kleinen Hügel.
In diesem Dörfchen lebte eine kleine Familie in einem kleinen Haus. <

Alles ist klein und putzig. Und so geht die Geschichte weiter.

An manchen Stellen bin ich steckengeblieben, weil irgendetwas in den laufenden Satz eingefügt war, ohne das es mit einem Satzzeichen gekennzeichnet wurde. Man liest dann weiter und ist plötzlich ganz woanders.
Über ein paar Rechtschreibefehler will ich gar nichts sagen, da ich auch nur selten ohne sie auskomme.

Die Dialoge reißen mich auch nicht immer vom Hocker. Sie laufen nicht rund, weil kein Mensch so spricht. Du hast fast krampfhaft versucht, sie locker zu schreiben. Und genau das ist es, was sie so künstlich wirken läßt.

Ein Tip für die Dialoge: Schreibe so, wie du sprechen würdest. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du so sprichst, wie du schreibst.

Die Idee ist zu dieser Geschichte ist hervorragend. Aber du solltest dir schon im Klaren sein, für wen du sie schreibst. Für Kinder müßtest du das Ende verständlicher machen und für Erwachsene den Text anders schreiben.

Achte auf Satzzeichen, damit man weiß, daß jetzt etwas kommt, das etwas anderes innerhalb des Satzes beschreibt.

Ich kann an dieser Stelle unmöglich alle Ecken und Kanten nennen, die mir aufgefallen sind. Das würde einfach meinen Zeitrahmen sprengen.
Aber ich bin sicher, daß du - wenn du es willst - mit meinen "Anregungen"
etwas anfangen kannst.


Ich hoffe, du nimmst mir die Kritik nicht krumm. Aber es wäre ein Lüge, wenn ich dich loben würde. Und ein falschen Lob ist viel schlimmer als eine wahre Kritik.

Gruß
Stefan

PS. Nicht wundern, ich schreibe nach den alten Rechtschreibregeln.

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 21.08.2006, 19:00

Die Geschichte ist für Kinder.
Ich mag "Erwachsene" nicht.
Aber meine Definition von "Kind" reicht weiter, als über die Grundschule.
Und sag, weshalb sollte ein Erwachsener nicht auf "niedlich" geschriebene Geschichteh gewinnbringend lesen können?
Ist nicht Alice im Wunderland und hinter den Spiegeln ein kindlich verfasstes Buch, dem auch so manch gesetzter Erwachsener noch etwas abgewinnen kann?
Nicht, dass ich mich mit dem guten Caroll auf eine Stufe stellen würde.

An den Satzzeichen kann ich noch arbeiten, da gebe ich dir Recht.

Nein, ich habe nicht "krampfhaft" versucht sie "locker" zu schreiben.
Ob du es glaubst oder nicht, ich rede wirklich so.
Wenn ich sie in meiner ordinären Alltagssprache verfasst hätte, am besten im hessischen Dialekt, dann wäre die Szenerie lächerlich (oder lächerlicher) geworden.

Nein, ich nehme Kritiken nicht krumm, solange sie sachlich bleiben.
Und Unsachlichkeiten machst du dich ja nicht schuldig.

post scriptum: Ich schreibe so wie es mir passt. ;)

steyk

Beitragvon steyk » 21.08.2006, 20:12

Ich meinte natürlich nicht die allgemeine Umgangssprache, oder slang, sondern
die Sprache, die man üblicherweise spricht, wenn man "normal" redet.
Ich habe es mir vor vielen Jahren zur Aufgabe gemacht - um möglichst
realistisch zu schreiben - den Leuten zuzuhören und natürlich mich selbst.
Für mich sind übrigens die Dialoge in einer Geschichte der schwierigste Part.
Ich habe dir nur mitgeteilt, wie ich beim lesen empfand und versucht, ein
paar Ratschläge zu geben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ich bin sicher, daß mir andere Sachen von dir gefallen...
und schreibe weiter, so wie es dir paßt ;-)

Ich wünsche noch einen schönen Abend
Stefan

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 23.08.2006, 18:28

Degenhardt hat geschrieben:Der Inhalt ist, wie richtig erkannt, eine atmosphärische Exposition und seine Gestaltung bedingt sich hauptsächlich aus der Enstehungsgeschichte des Werkes: Ich habe ihn, den Anfang, einer Freundin erzählt und dann erst, kurtz vor des Vaters Verlassen des Hauses, mit dem wirklichen Schreiben begonnen.


Ja, das erklärt es! Aber das stört mich schon gar nicht mehr, es erscheint mir eigentlich ganz rund (um

Was die Satzzeichen betrifft, solltest du vielleicht noch häufiger Klammern oder den guten alten Bindestrich nutzen - dadurch wird das Lesen intuitiver, als wenn du nur mit doofen Kommas arbeiten würdest.

Z.B: "Er beugte sich über das Tischchen, was, obwohl die Platte nicht sehr groß, vielmehr klein war, ihm, denn auch er war kein Hüne, einige Schwierigkeiten bereitete "

Und: "Er beugte sich über das Tischchen, was - obwohl die Platte nicht sehr groß, vielmehr klein war - ihm (denn auch er war kein Hüne) einige Schwierigkeiten bereitete " Ist jetzt an dieser Stelle nur als Beispiel und sicher übertrieben. Zumal ich ja wie gesagt mit den Schachtelsätzen kein Problem hatte, das erinnert so schön an andere (märchenhafte) Erzählungen von vor 200 Jahren oder so.

Genau deshalb finde ich die Dialoge auch klasse! Passen für mich genau in diese Stimmung, niemand will hier wissen, wie wohl ein "echter" Türmacher reden würde (also, ich nicht - damit sei übrigens nichts gegen Türmacher gesagt).

Guten Abend noch,
l


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