Sommermorgen, 2005

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 25.03.2006, 09:36

Sommermorgen, 2005

Kühle Berührung
des Morgens Schwarzwasser
Tropfen im Gras -
Gedankenlos
setzt du
Fuß vor Fuß
Und ahnst nicht,
daß du auf meinen
Tränen
gehst -

scarlett

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 25.03.2006, 09:52

Hey Scarlett

Das Gedicht ist wunderschön und die Bilder sind eindrucksvoll. Die Intention ist auch klar. Ein lyr. Du verletzt gedankenlos die Gefühle des lyr. Ich.

Nur lässt mich Schwarzwasser nicht an Sommermorgen denken. Ich assoziere eher den Herbst oder das heutige Schmuddelwetter.

Ein eindrucksvolles Gedicht.

Bis demnächst

Jürgen

Gast

Beitragvon Gast » 25.03.2006, 10:07

scarlett hat geschrieben:Sommermorgen, 2005

Kühle Berührung
am Morgen
Wassertropfen im Gras -
Gedankenlos
setzt du
Fuß vor Fuß
Und ahnst nicht,
daß du auf meinen
Tränen
gehst -

scarlett


Hallo scarlett, ja sehr schöne, poetische Worte. Ein wenig habe ich geändert. Das Schwarzwasser braucht das Gedicht m. E. nicht.

Liebe Grüße

Gerda

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 25.03.2006, 18:02

Ein trauriges Gedicht. Kennst du übrigens "Er wünscht sich die Kleider des Himmels" von W.B. Yeats?

Had I the heavens' embroidered cloths,
Enwrought with golden and silver light,
The blue and the dim and the dark cloths
Of night and light and the half-light,
I would spread the cloths under your feet:
But I, being poor, have only my dreams;
I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.

Dein Gedicht hat mich an die letzte Zeile denken lassen.

scarlett

Beitragvon scarlett » 26.03.2006, 14:33

... danke dir für deine anerkennenden Worte, du hast mein Gedicht genauso verstanden, wie es intendiert war.
Tja... die Schwarzwassertropfen... einerseits bewußt als Kontrast, als Bruch zum Titel gewählt (Erwartung die nicht erfüllt wird), andrerseits aus inhaltlichen Gründen - die Tropfen an einem Sommermorgen sind zunächst mal Tautropfen, dadurch daß ich sie schwarz haben will, greife ich auf die Nacht zurück- es sind die dunklen/bitteren Tränen der Nacht, die am Morgen das Gras bedecken- deshalb auch die "kühle Berührung des Morgens" -
Ich hoffe, es wird etwas deutlicher, warum ich die Schwarzwassertropfen nicht weglassen kann- Aber vielleicht könnte ich das Gedicht anders strukturieren, vielelicht würde mein Gedanke dann klarer???
Was hieltest du von:

Kühle Berührung
des Morgens schwarz
wassertropfen ....

Mit gar nicht dunklen Gedanken heute ... :smile:

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 26.03.2006, 14:42

Oh ja, liebe scarlett viel besser, auch vom Klang :grin:
Liebe Grüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 26.03.2006, 14:46

... danke auch dir dafür, daß du dich mit meinem Gedicht beschäftigt hast.
Ich kann deine Gedanken, wie du sie in der abgeänderten Fassung zum Ausdruck bringst, durchaus nachvollziehen, verstehen. Aber deine Variante ist mir zu "glatt".
Das fängt schon bei den ersten Zeilen an- es ist ein Unterschied, ob ich sage "kühle Berührung/ des Morgens " oder "am Morgen" - deine Variante läßt für mich nur die Lesart "am Morgen sind Wassertropfen im Gras" zu.
Das Schwarzwasser brauche ich als "dunkle" Komponente, die an die vorausgehende Nacht anknüpft- siehe des weiteren meine Antwort an Jürgen.
Wie gesagt, schön auch deine Variante und aufrichtigen Dank für deine Worte und Überlegungen.

Mit lieben sonntäglichen Grüßen,

scarlett

scarlett

Beitragvon scarlett » 26.03.2006, 14:53

nein, das wunderschöne Gedicht von Yeats habe ich nicht gekannt!
Vielen Dank dafür- tja, SO müßte man/frau dichten können.... :smile:

Lieben Gruß,

scarlett

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 26.03.2006, 15:09

Hi Scarlett

Zum Schwarzwasser: ich fand das ursprüngliche Bild sehr gelungen, nur passte für mich der Zusammenhang zum Titel Sommermorgen nicht. Wie gesagt Schwarzwasser, eigentlich eine Bezeichnung für das Wasser diverser Regenwaldflüsse, lässt mich an Schmuddelwetter, Schlammwasser denken.

Du schlägst vor:

Kühle Berührung
des Morgens schwarz
wassertropfen ....


Ehrlich gesagt, finde ich die Ursprungsfassung besser, da der Zeilenaufbau den Eindruck erweckt, der Morgen wäre schwarz. Spontan würde ich schreiben:
´Kühle Berührung
des Morgens
schwarze Wassertropfen´

Wie gesagt, die Ursprungsfassung klingt sehr schön, nur assoziiere ich an dieser Stelle unglücklich.

Meinen Glückwunsch zu diesem Gedicht.

Jürgen


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